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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0127
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108 PERIKLES

gegangen oder für uns verloren sind, gerade von dem bedeutendsten
unter ihnen noch mindestens zwei sicher beglaubigte und verhältnis-
mässig gute und gut erhaltene Darstellungen auf uns gekommen sind.

1. Die Herme im brit. Museum [abgeb. Taf.X]1, 1781 in der
Villa des M. Brutus unterhalb Tivoli gefunden, mit ungebroche-
nem Kopf, etwas nach links gewandt und leicht zur Seite geneigt.
Auf dem unteren Hermenrand die Aufschrift nEPIKAHZ, nach Szanto
(bei Arndt) Ende des 3. oder erste Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.
Der Marmor pentelisch und die Arbeit, wie schon die Inschrift zeigt,
noch griechisch.

2. Die Herme im Vati can, Musensaal No. 525 [abgeb. Taf. XI]2,
etwas früher in derselben Villa wie die vorige gefunden. Sehr zu-
sammengesetzt, aber meist Bruch auf Bruch, wenigstens Hals und
Kopf. Letzterer kaum merklich nach links gewandt und nach rechts
geneigt; der Hals sehr kurz. Auf der Herme die Inschrift nEPIKAHZ
ZANQinnrJY ABHNAIOZ, nach Szanto (bei Arndt) frühestens 2. Jahr-
hundert n. Chr. Die Arbeit für diese Zeit nicht eigentlich schlecht,
wie Oräfs behauptet, aber leider durch starkes Putzen alteriert. Unter
den Augen des Helmvisiers sind noch die Haare sichtbar, was in
Wirklichkeit nur bei ungewöhnlich hoher Kopfform möglich wäre.*

Dazu kommen noch eine oder zwei geringe und schlecht er-
haltene Repliken:

3. Der früher castellanische Kopf in derSammlungBarracco
zu Rom (abgeb. Arndt-Bruckmann 415, 416)5, auf ungeschickt ge-
machter moderner Herme mit langem Hals und herausstehendem
Nacken. Sehr flüchtig gearbeitet und fast nur wie aus der Erinnerung
kopiert; dazu verstümmelt und verwittert. Die Gesichtsproportionen
sind höher, das Oval des Helmes weniger zugespitzt, der Mund

1 Stuart Antiqu. of Athens II. 5; Ana Marb. II. 32; Arch. Ztg. 1868. Taf. II. 1; in
Lichtdruck bei Furtwängler Meisterw. Taf. IX; Collignon Hist. de la sculp. gr. II.
p. 133; Arndt-Bruckmann Portr. 411, 412. Vgl. Wolters Gipsabg. 481.

2 Visc. Pio Clem. VI. 29; Icon. gr. I. pl. 15; Arch. Ztg. 1868. Taf. 2. 2; Pistolesi
V. 96; in Lichtdruck Brunn-Bruckmann Denkm. 156; Arndt-Bruckmann Portr. 413,
414. Die Abbildung bei Baumeister IL p. 1288 giebt vielmehr den viscontischen
Themistokles No. 518.

3 Jahrb. XII. p. 85.

4 Nach dieser oder nach der vorigen hat der Graveur Marchand die Perikles-
gemme der ehmaligen Sammlung Worsley (abgeb. Mus. Worsl. tav. d'agg. No. 5)
geschnitten.

5 Fröhner Coli. Castellani 1884. pl. 21; Samml. Barracco 1893. pl. 39, 39a. Vgl.
Furtwängler Meisterw. p. 271.
 
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