Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0155
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


136 SOPHOKLES

stilisierten Bildnisse zu thun, wobei der Künstler zugleich der
Tradition von dem hohen poesiekräftigen und deshalb für Sophokles
charakteristischen Alter Rechnung tragen wollte. Wiederholungen
kenne ich keine.

Wegen Verwandtschaft mit dem farnesischen Typus sind viel-
leicht auch noch ein paar Reliefdarstellungen auf Sophokles zu
deuten. So:

Die Dichterfigur auf einem Relief im brit Museum (abgeb.
Anc. Marb. X. 34), angeblich der Schmalseite eines Sarkophags. Die-
selbe sitzt auf einem Stuhl ohne Lehne, eine Rolle in der Hand; vor
ihr eine Muse mit tragischer Maske. Der Profilkopf des Dichters ist
unserem Typus so ähnlich, dass man kaum umhin kann, ihn in der
Person damit zu identifizieren. Nur trägt er keine Tänie und dürfte
auch trotz den Spuren einer Rille im Haar niemals eine solche ge-
tragen haben. Gefunden beim Ghetto in Rom, wo früher die Gärten
des Pompejus waren.1

Die sitzende Figur mit Tänie auf einem Marmorrelief der Samml.
Beugnot im Cabinet des m£dailleszu Paris, ChabouilletNo.3308
(abgeb. Annal. des Inst. 1841. tav. d'agg. L. Vgl. oben p. 23). Der
Typus schwankt zwischen Homer und Sophokles. Für Homer scheint
der Bart und der Mund zu sprechen und die Analogie der Berliner
Kalksteinplatte [Abb. p. 5]; für Sophokles das Stirnhaar und der
Contour des Kopfes.2

Lateranischer Typus

Der zweite Ausgangspunkt für die Bestimmung der Sophokles-
bildnisse, der, wie schon angedeutet, zu einem vom bisherigen ver-
schiedenen Typus hinführt, ist das kleine Inschriftbüstchen im Musen-
saal desVaticans (b), das 1778 beim Friedenstempel gefunden wurde;
auch dieses an sich von geringem Kunstwert, aber glücklicherweise
vielfach in besseren Wiederholungen vorhanden, nach deren vorzüg-
lichster der Typus gewöhnlich der lateranische genannt wird. Wir
glauben folgende Denkmäler als Exemplare desselben bezeichnen zu
dürfen:

1 Vgl. Welcker A. D. I. p. 482.

2 Die sitzende Silberstatuette von Bordeaux ebenda, Chab. No. 2870, die keine
Tänie trägt, hat schon Jahn (Bilderchroniken p. 57. Anm. 385) als Sophokles ge-
strichen.
 
Annotationen