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D a s B uch für Alle.





( Wh en ganzen Tag in tiefster Einsamkeit
) Hatt’ ich durchſtreift das berg'’ge Waldgebreit.




( 6) Herabgeſstiegen in das flache Land,

Tt Saß ich nun raſtend still am Straßenrand.
An mir vorüber zog des Weges dar

Vom Felde heim werkmüder Männer Schar.

Erstaunten Anges blickten ſie mich an,

Und grüßten frenudlich den erſtannten Mann.
Entgegen kam mit Jauchzen und Geſchrei

Ein Haufe Kinder, Fran’n vom Dorf herbei.
Das war ein Wiedersſehn, das war ein Feſt!
Wie der sein Bürſchlein ſchulterreiten läßt,

Wie jener seines Mägdleins Locken ſtreicht

Und daun die ſchwiel'ge Hand dem Jüngsten reicht!









Und weiter zog's den Weg zum Dorf entlang,
Fernher noch hört’ ich Iubel und Gesang.

Ich aber saß und sah ins Feld hinaus
Und dachte an mein eignes Elternhaus.

An meiner Mutter engelsmild Gesicht +
Wie lang schon, ach, wie lange sah ich's nicht!

An meines Vaters liebe, liebe Hand +

Wie lang iſt's her, daß ich sie nicht umspannt!

Ihr würdet jetzt steinalte Lente sein,
O lieber Vater, liebes Mütterlein!

Doch lange schon ruht ihr vom Wandern aus,
Und ich hab’? weder Heim noch Vaterhaus ..

Ein dunkles Wetter ballte sich im Nord,
Und tiefgesenkten Hauptes schritt ich fort.

Den ganzen Tag in tiefſter Einſamkeit.

Gedicht von E. Zitelmann. (Aus „Memento vivere“ von E. Zitelmann. Verlag der I. G. Cotta’schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.) Originalzeichnung von H. G. Jentzsch.

Heft 9.











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