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.18

Mit lauter, faſt. ſchreiender Stimme, wie immer,
wenn er zu der halbtauben Wirtsſchafterin ſprach, hatte
der Getreidehändler diese Worte durch die geöſsnete
Küchenthür gerufen. Aber es blieb trotzdem zweifelhaft,
ob die Alte sie gehört oder verſtanden hatte, denn sie
wandte den Kopf nicht, und ihr runzliges Gesicht blieb
unverändert ſsinster und mürriſch, während sie fortfuhr,
i dem Topfe zu rühren, den ſie juſt auf dem Feuer

atte.

j Krause hielt sich indeſſen nicht damit auf, seine Mil-
teilung zu wiederholen. Er hatte die Thür seines Comptoirs
verſchloſſen und trug bereits die kleine Taſche in der Hand,
die ihn stets auf seinen & zumeist nur kurzen ~ Ge-
ſchäftsreiſen begleitete. Einen Augenblick noch blieb er
in der Hausthür stehen, wie um darüber nachzudenken,
ob er auch hinter sich. alles in der gehörigen Ordnung
zurücklaſſe; dann ging er mit weit ausgreifenden Schritten
über den wüsten Vorplat und durch das Vorderhaus
zum nächſten Droſchkensſtand, um sich einen Wagen zur
Fahrt nach dem Bahnhof zu nehmen.

Ein Billet nach Insterburg war es, das er am
Schalter verlangte.



Als Rudolf in später Abendstunde nach Hauſe kam,
konnte ihm die Abweſenheit seines Vaters nicht auffallen;
denn sie gingen einander ſeit ihrer letten Unterredung
ſo geflissentlich aus dem Wege, daß nur noch ſehr ſelten
ein unerwünschter Zufall zu flüchtiger Begegnung führte.
Nach seiner Gewohnheit verſuchte der Aſſeſſor sich auf
seinem Zimmer in das Studium eines wiſſensſchaftlichen
Werkes zu vertiefen und durch angeſtrengte Geiſtesarbeit
die düſteren Gedanken und quälenden Zweifel zu ver-
ſcheuchen, die ihm mehr und mehr jede Minute der Muße
zu unerträglicher Pein werden ließen.

Da vernahm er ein Geräuſch an der Thür, die
ohne vorheriges Anklopfen geöffnet wurde. Eine bren-
nende Kerze in der Hand, trat zu seiner Ueberraſchung
die alte Minna über die Schwelle, und troy aller auf-
richtigen Zuneigung, die er noch von ſeinen Knabenjahren
her der treuen Perſon bewahrte, konnte sich Rudolf
bei ihrem unerwarteten Anblick der Empfindung nicht
erwehren, daß sie in dem unſicheren rötlichen Flacker-
ſchein dieses Lichtes ganz das Aussehen einer Here aus
dem Kindermärchen habe.

So hart und böſe erſchien ihm ihr runzliges Gesicht

mit den dünnen grauen Haarſträhnen, die wirr unter
der ſchiefſitzenden schwarzen Haube zum Vorſchein kamen,
daß ihm der Widerwille seines Vaters gegen die alte
Hausgenoſſin minder unverzeihlich erschien und es ihn
sogar eine gewiſſe Ueberwindung koſtete, ſie mit der ge-
wohnten Freundlichkeit zu begrüßen.
„Laß deine Bücher liegen,“ sagte ſie in ihrer kurz
angebundenen, barſchen Weiſe, und es klang nur noch
unfreundlicher durch das vertraute Du, das zwiſchen ihnen
immer Brauch geblieben war. „Komm mit! Der Schleicher
iſt verreiſt, und ich will dir was zeigen."

„Höre, Minna, wenn es mein Vater iſt, von dem
du da ſprichſt ~ ;

Er hatte ihr mit freundlichem Ernst die verächtliche
Bezeichnung verweisen wollen, aber sie fiel ihm unmutig
in die Rede. „Warum ſchreiſt du ſo? Dich verstehe ich

gut genug, auch wenn du zu mir sprichſt wie zu allen

anderen Leuten. Ich bin bloß taub für den da unten,
weil es mir zuwider iſt, mit ihm zu reden.“

„Das ist eigentlich nicht recht, Minna; du ſollteſt
lieber auf freundliche Art mit meinem Vater auszukommen
ſuchen, das wäre jedenfalls bei weitem angenehmer für
t Jh fUr th. Art — mit dem? Ah, wenn ich
nicht so ein altes Gewohnheitstier wäre, und wenn ich
nicht so an dir hinge und an dem Haus, wo ich's doch
'mal gut gehabt habe + damals, als deine Mutter noch
lebte ~-, ich hätt' ihm wahrhaftig längſt cinen Topf mit
heißem Woaſſer an den Schädel geworfen und wär' meiner
Wege gegangen ~ ins Spittel oder ſonſtwo hin. Freund-
lich mit dem? ~ Nein, dafür halte ich mich doch zu ſchade,
wenn ich auch in seinen Augen nur eine verſchrumpfte
quis. Dienstmagd bin, nicht viel beſſer als ein Stück
Vieh." ;

Her Haß, der ihr hartes Gesicht noch härter und
abſtoßender erscheinen ließ, hatte mit einem Male ihre
sonst so ſchweigſame Zunge gelöſt. Rudolf, der ſie hin-
länglich kannte, um zu wiſſen, daß da alles Zureden
. ganz nutzllos sein würde, bemühte ſich darum nur, sie

von dem unerquicklichen Thema abzubringen.

„Nun, jedenfalls bist du nicht zu mir heraufgekommen,
Minna, nur um so über meinen Vater zu ſprechen.
Sagtesſt du nicht eben, daß du mir etwas zeigen wollteſt ?“

„Ja, etwas, wovor du Mund und Augen auf-
sperren wirſt. Vielleicht kannst du dir eher einen Vers
darauf machen wie ich. Und wenn nicht, so wird's doch
jedenfalls nichts ſchaden, wenn du erfährſt, was dein
Vater nächtlicherweile hinter verſchloſſenen Thüren treibt.
Komm mit! Hier hinauf kann ich dir's nicht bringen.
Und morgen ist er vielleicht schon wieder da, obwohl
er ausdrücklich gesagt hat, daß er nicht vor übermorgen



Da s Bucth für Alke.

kommen wird. Man weiß ja nie, wie weit man ſeinen
falſchen Reden trauen kann.“

Sie legte die knochige Hand auf den Thürdrücker,
Rudolf aber zauderte noch, ihr zu folgen.

„Wohin willst du mich denn eigentlich führen, Minna?
In meines Vaters Zimmer?"

„Na ja, wohin denn ſonſst?“" gab ſie ungeduldig
zurück. „Fürchteſt du dich etwa noch jezt wie früher
als kleiner Junge, da hineinzugehen ?"

Er hatte sich erhoben, aber war unentſchloſſen neben
seinem Stuhl stehengeblieben. Ja, er fürchtete ſich, dem
Rufe der Alten Folge zu leiſten, und es würde über
ihr schwaches Begriffsvermögen hinausgegangen Fein, zu
faſſen, wie sehr er ſich davor fürchtete. Eine entsetzliche,
grauenhafte Ahnung preßte ihm wie mit eiſernen Klam-
mern das Herz zuſammen; eine Ahnung, daß; die nächste
Viertelstunde endlich Licht bringen werde in das Duntel,
darinnen er seit jenem verhängnisvollen Morgen ſuchend
umhertastete. Und so heiß bis zu dieser Stunde sein
Verlangen gewesen war, die ſchrecklichen Zweifel gelöst
zu sehen, die sein Leben vergifteten und ihn in ſchlummer-
loſen Nächten bis an den Abgrund des Wahnsinns zerrten,
so furchtbar dünkte ihm doch in diesem Augenblick die
Möglichkeit, daß die Gewißheit jenen ſchauerlichen Be-
fürchtungen entsprechen könne, die er bisher noch immer
trotz aller Verdachtsmomente zuletzt als unfaßbar und
unmöglich von sich gewiesen hatte.

(Fortſegung folgt.)

E

Eine Kalmückenkarawane in Denutſchland.
(Siehe die Bilder auf Seite 216.)

Z' den vielen exotiſchen Schauſtellungen, die uns das lette
Jahrzehnt gebracht hat, ist seit dem Frühjahr 1897 auch
eine Kalmückenkarawane getreten, deren von uns auf S. 216
abgebildete Vorführungen dem Beschauer eine anschauliche
Vorstellung von dem Leben und Treiben dieser Westmongolen
in ihren heimischen Steppen an der unteren Wolga geben.
Die Mitglieder der Karawane gehören dem Stamme der Dör-
böt an, sind ruſsiſche Unterthanen, Nomaden und der Re-
ligion nach lamaitiſche Buddhisten, die den Großlama in Tibet
als ihr oberstes religiöses Haupt verehren. Ihre Hautfarbe iſt
gelblich, ihr Wuchs mittelgroß, das Gesicht rund; die Backen-
knochen stehen stark hervor, die Nase iſt meiſt breitgedrückt, die
Augen sind stark geſchlitt. Wie alle Nomaden leben sſie in Zel-
ten, Kibitken genannt. Diese bestehen aus einem Stangengerüſt,
das mit Filzdecken bekleidet wird. Auf dem oberen Bilde,
das den Abbruch des Lagers darstellt, sehen wir solch eine
Kibitke im Hintergrunde. Da die Kalmücken ganz von dem
Ertrage ihrer Herden abhängen, so ist ein häufiger Wechsel
der Weideplätze nötig, und die ganze Horde zieht dann, nach-
dem alle Habe auf die Laſtkamele geladen worden ist, durch
die Steppe fort,. wie dies das untere Bild darstellt. Voran
reitet bei einem solchen Zuge stets der Häuptling mit der
Standarte und der Priester oder Bonze, denn die Kalmücken
ſind sehr fromm und beginnen nichts ohne Beistand des
Priesters. Bei der Karawane befinden sich ſogar deren zwei.
Den höheren im Range sehen wir auf dem oberen Bilde links
dargeſtellt. Er trägt für gewöhnlich ein langes Gewand von
weißer Farbe und darüber einen faltigen gelbseidenen Ueber-
wurf, auf dem Kopfe eine gelbſeidene Mühe. Bei seinen
priesterlichen Funktionen aber trägt der Bonze über seinem
weißen Gewande eine buntbemalte Stola und auf dem Kopfe
eine Kappe, die einer Biſchofsmüte ſehr ähnlich sieht; dazu
in der einen Hand einen Roſenkranz, in der anderen eine
Glocke. Die Kleidung der Männer besteht aus einem farbigen,
vorn offenen Hemd; darüber haben sie einen blauen oder schwar-
zen Kittel, der um die Hüften durch einen Gürtel zuſammen-
gehalten wird; weite Beinkleider, Strümpfe aus Kamelhaar-
filz und halbhohe Schaftſtiefel, die bei den Männern ſchwarz,
bei den Frauen rot sind. Jm übrigen iſt die Kleidung der
Frauen und Kinder faſt die gleiche wie die der Männer, nur
daß bei ersteren helle Stoffe beliebt ſind und die Kittel eine
rock- oder kaftanartige Länge haben. Den Kopf bedeckt bei
beiden Geschlechtern eine runde farbige Mütze. Reiten kann
jeder Kalmück von Kindesbeinen an, es ist ihnen natürlicher
als das Gehen, und von ihrer Fertigkeit darin legen Männer
wie Frauen vor dem Publikum zahlreiche Proben (siehe oben
links) ab. Die Frauen reiten in derselben Art wie die
Männer und ebenso kühn. Wettrennen fehlen nie bei ihren
Festlichkeiten, und sie sausen .dabei auf ihren ungesattelten
Steppenpferden dahin, daß es ſcheint, als ſeien Roß und
Reiter miteinander verwachſen. Auch Gesang und Tanz (siehe
das mittlere Bild) sind im Lager beliebt. Die Teilnehmer
kauern dabei rings auf der Erde; die Männer stimmen einen
cinförmigen langſamen Gesang an, den ein Mädchen auf
einem guitarreähnlichen Saiteninſtrument mit zwei Saiten
begleitet. Und nun führt ein junger Kalmück (oder wohl auch
ein Mädchen) einen Tanz aus, bei dem er seine langſamen
Drehungen und Windungen mit entsprechenden Armbewegungen
begleitet. Denn wie jeder Nationaltanz iſt auch dieſer eigentlich
die pantomimiſche Darſtellung bestimmter Gemütsbewegungen.
It der Tanz beendet, so tritt der Ausführende in die Reihe
zurück und fordert durch einen Schlag auf die Schulter
seinen Nachbar auf, nun seinerſeits den Tanz fortzusſezen. Im
Essen ſind diese Nomaden von großer Mäßigkeit. Thee, Stuten-
milch, Kumys und Hammelfleiſch bilden ihre hauptsſächlichsten
Nahrungsmittel; dagegenliebensieden selbſtgebranntenSchnaps,
Erkét genannt, und Tabak in unmäßiger Weiſe. Von Kind-
heit an raucht alles. Interessant iſt es, daß dieſe Steppen-
bewohner keineswegs ganz ungebildet ſind, da die buddhiſtiſchen

Bonzen die Jugend- im Leſen und Schreiben zu unterrichten ! -



Heft 9.

pflegen, soſern sie dieſe Künste ſelbſt verstehen, was jedoch
keineswegs immer der Fall ist. .



Ein Feſltag für die Mannſchaft eines Kriegs-
ſchiffes.
(Siehe die Bilder auf Seite 217.)

M" wer die Eintönigkeit kennt, mit der ſich das Leben
ant Bord eines Kriegsſchiffes abſpielt, besonders wenn
es in fernen Meeren kreuzt, der wird einigermaßen ermeſſen
können, mit welchem Jubel die Mannſchast jeden Unſtand,
jedes Creignis begrüßt, das eine wenn auch nur geringe Ab-
wechslung bringt. Tag für Tag läuft in derſelben Weiſe
„des Dienstes gleichgestelte Uhr“ ab. Zwar bringt der
Abend eine Feierstunde, in der man sich auf seine Weiſe be-
Y§!ſvger uur eluſgen moge hut. tr sritue ue
V J ' e . f '

nun schon monatelang auf denselben Planken beiſammen ſind,
wissen nichts Rechtes damit anzufangen. Alle Unterhaltungs-
mittel ſind erſchöpft, dieselben Lieder hundertmal gesungen,
dieselben Spiele hundertmal gespielt, dieselben Erzählungen
bis zum Ueberdruß wiederholt, jedes Stückchen bedruckten
Papiers, jedes Fetzchen einer Zeitung aus dem letten Hafen
bis auf die standesamtlichen Meldungen und Wohnungs-
anzeigen wiederholt gelesen. Selbst das Wetter iſt auf den
südlichen Meeren faſt immer ſchön, nicht einmal ein Sturm
bringt einige Abwechslung, und allmählich beginnt die Lange-
weile lähnmend sich fühlbar zu machen. Der Dienſt leidet

darunter. Die Leute werden verdroſssen, sie thun ihre Arbeit

nicht mehr mit Freudigkeit. Jetzt sieht ein versländiger
Kommandant, daß es Zeit iſt, die Geiſter durch eine paſſende
Ablenkung wieder anzuregen. Eines Morgens befindet man
ſich an der Küste eines jener unbewohnten kleinen Cilande,
die sich im Stillen Ozean so zahlreich vorfinden, und es wird,
Befehl gegeben, Anker zu werfen. Schon das ermuntert die
Mannſchaft etwas. Jeder fragt sich: Was wird es geben?
Und dann erfolgt der Befehl zum Aussetzen der Boote und
zur Ausgabe der Nethe aus dem Kabelgatt. Hei, wie ſich
mit einem Male alle Gesichter erhellen, wie alles fliegt! Jm
Nu sind die Davits ausgesſchwungen, die Boote zu Waſsser
gebracht, die Neue herbeigeſchaſfft, und freudestrahlend eilen
die zum Fischen auserſehenen Mannschaften an ihre Poſten.
Nur solche, die ſich am besten geführt haben, dürfen mit.
Gleich darauf fliegen die Boote übers Wasser, dem Strande
zu. Die Netze werden ausgesett (siehe das obere Bild auf
S. 217), und der Fiſchfang beginnt. Dann werden die Leinen
am Ende des Netzes ans Ufer gebracht, und alle beteiligen
sich mit wahrer Begeiſterung an dem mühſamen Einholen
(ſiehe das untere Bild auf S. 217). Es iſt ein unerwarteter,
aber um so willkommnerer Jeſttag sür die ganze Mannſchaft,
denn auch die am Bord Zurückgebliebenen ſind in plötlich
veränderter, freudiger Stimmung. Aller Augen folgen un-
ablässig den fiſchenden Kameraden, die Aussichten des Fanges
werden hin und her erwogen, und jeder ſchwelgt ſchon im
voraus in den Tafelgenüſsen, die es heute geben wird. Friſche
Fische! Nach dem ewigen Salz- oder Büchſenfleiſch ein wahrer
Hochgenuß. Leider kommen ſolche Festtage nicht oft.



Dr. v. Holleben, der neue deutſche Botſchafter
in Walhington.
(Siehe das Porträt auf Seite 220.)

D'" die Abberufung des Freiherrn v. Thielmann, der
zum Staatssekretär des Reichsſchat amtes ernannt worden
iſt, wurde im letzten Drittel des August 1897 der Posten des
kaiſerlich deutschen Botſchafters bei der Regierung der Ver-
einigten Staaten erledigt. Als Nachfolger v. Thielmanns
hat Kaiſer Wilhelm II. den bisherigen töniglich preußiſchen
Gesandten in Stuttgart, Wirklichen Geheimen Rat Pr. v. Hol-
leben, bestimmt, der ſich gegen Ende Oktober nach Waſhing-
ton begeben wird, wo die immer schwieriger sich gestaltenden
wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Nordamerika und Deutſch-
land einen diplomatischen Vertreter von besonderer Befähigung
erheiſchen. Dr. v. Holleben, der einem alten thüringiſchen
Geſchlechte entſtammt, begann nach zurückgelegten Studien
und einer kurzen militäriſchen Dienstzeit seine diplomatiſche
Laufbahn im Jahre 1872 als Attaché bei der deutſchen Ge-
ſandtschaft in Peking, wo er zwei Jahre später Legations-
sekretär wurde. Nachdem er als solcher eine Zeitlang die
Geschäfte des deutſchen Miniſterresidenten in Japan geführt
hatte, wurde er 1875 nach Buenos Aires versetzt als Ver-
treter der deutschen Regierung bei den Republiken Argen-
tinien und Uruguay. 1885 ging er als deutſcher Gesandter
beim japanischen Hofe nach Tokio und bekleidete dieſe Stel-
lung bis November 1891, um sie alsbald mit der eines Ge-
sandten in Waſhington zu vertauſchen. Bei diesem ersten
Aufenthalte in den Vereinigten Staaten, der freilich nur kurz
war, da er bereits im Mai 1893 wieder abberufen wurde, hatte
v. Holleben nicht nur Gelegenheit, ſich viele perſönliche Freunde,
besonders in den Kreiſen der Deutſch-Amerikaner, zu erwerben,
sondern auch die Eigenart der Amerikaner und ihrer handels-
politiſchen Beziehungen kennen zu lernen. Es iſt anzunehmen,
daß er die damals gemachten Erfahrungen jetzt zu nützen
wissen werde. Die Zeit seit 1893 verbrachte v. Holleben als
preußiſcher Gesandter am württembergiſchen Hofe, erhielt hier
den Titel eines Wirklichen Geheimen Rats mit dem Prädikat
Excellenz und geht nunmehr als Botſchafter des Deutſchen
Reiches zum zweitenmal nach Washington, wo es ihm nicht
an Gelegenheit fehlen dürfte, seinem Vaterlande, besonders
aber der deutschen Industrie, Reederei und dem Handels-
stande, erſprießliche Dienste zu leiſten.
 
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