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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 18
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0450
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Die Feuerwehr war schnell zur Stelle, mußte sich aber
in der Hauptsache auf den Schutz der Nachbargebäude
beschränken, da die Flammen im Innern des Ge-
bäudes so gewaltig um sich griffen, daß an eine Ret-
tung der Bühne und des Zuschauerraumes nicht zu
denken war. Aus dem brennenden Gebäude konnte nur
die wertvolle Bibliothek und der Geldschrank gerettet
werden. Das dem Theater gegenüberliegende Restau-
rant Germania fing ebenfalls Feuer, ja, die Flammen
setzten infolge des heftigen Südwestwindes sogar das
Dach eines Hauses in der Viktoriastraße, die zehn Mi-
nuten von der Brandstätte entfernt ist, in Brand. In
dem Theater stürzte inzwischen ein Rang nach dem
anderen ein, haushoch schlugen die Flammen zum Him-

llas

Innere äe; karmer Ztaätttisaters nach dem krands.
Nack einer kkstograpiiio von »ilk. küils in Karinen.
mel empor, eine unabsehbare Menschenmenge anziehend.
Von dem Gebäude stehen jetzt nur noch die Umfassungs-
mauern ; die Frontseite mit dem Foyer und zwei Läden
ist zwar vom Feuer verschont geblieben, aber so durch
das Wasser zerstört, daß sie abgerissen werden muß.
Das Innere bietet einen traurigen Anblick dar, man
sieht nichts als rauchgeschwärzte kahle Mauern, Haufen
von Trümmern, verkohlte Balken, verbogene Eisenstangeu
und hie und da den Rest eines Polsterstuhles. Leider
ist bei den Löscharbeiten ein Unfall vorgekommen. Ein
niederstürzender Schornstein zerriß den Draht der elek-
trischen Straßenbahn und brachte mehreren Personen
Verletzungen bei. —
Die Sendung des Feldmarschalls Sir Garn et
Viscount Wolseley,
der bis zum Jahre 1900
Oberbefehlshaber des ge¬
samten britischen Heeres
war, nach Südafrika, wo¬
hin er mit geheimen Auf¬
trägen König Eduards VIl.
abgereist ist, hat allgemei¬
nes Aufsehen erregt. Wol¬
seley ist geboren am 4. Juni
1833 in Irland, trat 1850
als Fähnrich in das englische
Heer ein, kämpfte in Bir¬
ma, im Krimkriege, in In¬
dien und China mit Aus¬
zeichnung und kehrte an¬
fangs der sechziger Jahre
als Oberst nach England
zurück. 1867 ging er nach
Kanada und warf die auf- keldmarlckall Viscount Vollslsy.
ständischen Eingeborenen
nieder. 1873 erhielt er das Kommando im Aschanti-
kriege und eroberte die Hauptstadt dieses westafrikn-
nischen Negerreiches; 1879 wurde er zur Beendigung
des Zulukrieges uach Südafrika gesandt und nahm den
Zulukönig Cetewayo und den Häuptling Sekokuni ge-
fangen. Im Jahre 1882 schlug er bei Tel el Kebir
die Aegypter unter Arabi Pascha, wofür er die Peers-
würde erhielt. 1894 wurde er zum Feldmarschall er-
nannt. Er schrieb auch eine Anzahl kriegswisseuschafl-
licher und historischer Bücher^ sogar einen Roman. —

vis „Zarja'O
auk »sicher karon O v. ^oll hie llordpolarexpedition auskübrt.

Ich

werde den

werden;

Koloman

v. klisra -s.

wurde; denn als
gehört wurde, und

daß dessen Partei zerfiel. 1875 gelang ihm die Ver-
schmelzung der beiden Parteien und die Bildung einer
großen liberalen Partei, an deren Spitze er trat. Noch
im selben Jahre wurde er Minister des Innern im
Ministerium Wenkheim und am 21. Oktober übernahm
er den Vorsitz im Kabinett. Fünfzehn Jahre lang blieb
er an der Spitze der Regierung. Der Ausgleich mit
Oesterreich, die Unter-
stützung der Orient-
politik Andrassys und
die Bekämpfung der
Opposition gegen die
Okkupation von Bosnien
waren sein Werk. Im
März 1890
legte er auf
Grund von
Schwierig¬
keiten bei Be¬
ratung des
Heimat¬
gesetzes sein
Amt nieder.
Ungarn ver¬
dankt ihm
viel, aber sein
magyarischer
Patriotismus
hat ihu auch
zu mancher
Unduldsam¬
keit verleitet,
im besonderen zu seinem Vorgehen gegen das
deutsche Volkstum in Siebenbürgen. —
Wie vor kurzem das Hoftheater in Stutt¬
gart, so ist jetzt auch das
Stadttheater in Bar¬
men ein Opfer der Flam¬
men geworden. Es scheint
überhaupt, als ob dieses
schöne Haus unter einem
ungünstigen Sterne stehe.
Nachdem es 1874 unter
Aufwendung einer Million
Mark erbaut worden war,
wurde es bereits am
25. November 1875 durch
eine Feuersbrunst voll¬
ständig zerstört, und nun
hat auch das neu errich¬
tete und am 1. Oktober
1876 eröffnete Gebäude
dasselbe Schicksal ge¬
troffen. Wie das Feuer
entstanden ist, konnte bis
jetzt noch nicht festgestellt werden;
doch muß es jedenfalls auf der Bühne
zum Ausbruch gekommen sein und
offenbar hatte es schon längere Zeit
im Innern gewütet, ehe es bemerkt
gegen 1 Uhr eine heftige Detonation
ein Teil des Daches zusammenstürzte,
stieg gleich eine mächtige Feuersäule zum Himmel auf.

vor und schwang sich bald auf zum Führer des linken
Zentrums. Als solcher machte er der gemäßigten Aus-
gleichspolitik Deaks Opposition und trug viel dazu bei,

Zion der russischen Nordpolarexpedition des
» Barons v. Toll ist über Irkutsk ein Telegramm an
den Großfürsten Konstantin eingelaufen, wonach alles
günstig steht. Nachdem die Expedition auf der „Sarja"
im Juni 1900 St. Petersburg verlassen hatte, um haupt-
sächlich die für Rußland äußerst wichtige Frage der
nordöstlichen Durchfahrt und der projektierien Schiff-
fahrtsstraße nach den
sibirischen Strömen ihrer
Lösung näher zu bringen,
überwinterte sie zum
erstenmal imArcherhafen
an der Nordwestseite
der Taimyrhalbinsel,
passierte dann am 1. Sep-
tember 1901 das Kap
Tscheljuskin und ging
am 24. September in
der Nerpitschjabucht auf
der Kotelnoiiusel (neu¬
sibirischer Archipel) vor
Anker, um dort deu
Winter 1901/02 zu ver¬
bringen. Die Eisver¬
hältnisse waren höchst
ungünstig. Am 28. Ja¬
nuar 1902 verließ Baron
Toll die „Sarja" und
fuhr nach der Nordküste
des sibirischen Festlan¬
des, der Post entgegen,
die er in der Nähe des
Kaps Swjatoi Noß antraf. Bon dort berichtet er: „Zu-
rück denke ich über die Inseln Großljachow, Stolowoi,
Bjelkoiv westlich Kotelnoi zu fahren.
noch vorhandenen Kohlenvorrat be¬
nutzen, um Fahrten im Eismeer
im Norden der neusibirischen In-
seln zu unternehmen und mit dem
letzten Rest in die Lena einzu-
laufen. Ich hoffe, auf diese Weise
die Mitglieder der Expedition auf
der Lena bis Jakutsk zu bringen; falls
dies nicht möglich, sind wir dank der
von der Hilfsexpedition eingerichte-
ten Depots vollkommen im stände,
mit Hilfe von Karten die Heimkehr
anzutreten. Die wissenschaftlichen
Arbeiten gehen regelmäßig von
statten." —
In Koloman v. Tisza hat Un-
garn einen seiner hervorragendsten
Politiker und Staatsmänner und
einen seiner besten Patrioten ver¬
loren. Tisza war am 16. Dezember
1830 in Großwardein geboren, stu-
dierte die Rechte und widmete sich
dem Staatsdienst. 1861 ins Abge-
ordnetenhaus gewühlt, that er sich
als Verfechter des Liberalismus her-
vor und schwang sich bald auf zum

Das Nadttlieatsr in Karmen vor dem krande. Nack einsr pkoiagrapliis van tvilii, küNs in Karmen.
 
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