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Zakład Architektury Polskiej i Historii Sztuki <Warschau> [Hrsg.]
Biuletyn Historii Sztuki i Kultury — 5.1937

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Nr. 1
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Kundziņš, Paulis: Einiges über die Dachkonstruktion bei lettischen Volksbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.37717#0082

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man gezmungen auf das tech-
nisch vollkommenere Stroh-
dach zu yerzichten, lueil alles
Stroh der sparlichen Ernten
zur Bereitung des Dunges ver-
mandt murde. Ahnlich ruar die
Lagę bei der Neuanlage von
Wirtschaften: so mird ans
dem Jahre 1783 berichtet, dass
an einem Ort gegen 1000 Hek-
tar junger Boden urbar ge-
macht morden ist, mobei alle
darauf errichteten Gebaude
Legschindeldacher erhalten
haben, die sich jedoch ais so
unvollkommen ermiesen haben, dass schon nach 30 bis 4oJahren diese
Banten zugrunde gegangen sindi).
Wenn in Gebieten friiherer Walmdacher solch erae zmangslaufige
Veranderung der Deckmeise eintritt, mird meist die traditionelle Walm-
form beibehalten, indem nur das Stroh von der Legschindel ersetzt mird.
Doch ist auch das Umgekehrte zu beobachten. Es gibt Gebiete, mo
jetzt das mit Stroh gedeckte Satteldach meitverbreitet ist, so z. B. in Eat-
gale, der óstlichen Provinz Lettlands, die heute recht maldarm ist, da das
meiste Land unter dem Pflug steht. Bildliche Darstellungen der Sied-
lungen dieses Gebiets aus dem 18 Jahrhundert zeigen dagegen, dass da-
mals noch das Legschindeldach mit dem Belastungsgitter darauf anzu-
treffen mar. (In den stadtischen Siedlungen gibt es noch jetzt mit
Langschindeln gedeckte Dacher). Es ist mohl anzunehmen, dass sich hier
die Tradition des friiheren Holzdaches ausmirkt, dessen Ursprung sich
vom primitiven sattelfórmigen, mit Holz gedeckten Schutzdach, resp.
Dachhaus herleiten lasst.
Betrachtet man das Dach ais integrierenden Bestandteil des Block-
baus, so ersieht man, dass ein Walmdach den geschlossenen Błock, der
aus vier Wanden gleicher Hohe besteht, restlos umschliesst und allseitig
ebenmassig bedeckt. Das Satteldach dagegen bildet Giebeldreiecke, die mit
einer Wand in Blockverband ohne Hilfskonstruktionen nicht geschlossen
merden kónnen. In lettischen Volksbauten findet man daher viele Bei-
spiele, mo diese Giebelteile offen gelassen sind, sei es bei Bauten ohne
i) Hagemeister, Sinnas par Drustu draudses basnizu. 1838 p. 27.


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