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Zakład Architektury Polskiej i Historii Sztuki <Warschau> [Hrsg.]
Biuletyn Historii Sztuki i Kultury — 5.1937

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Nr. 1
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Kundziņš, Paulis: Einiges über die Dachkonstruktion bei lettischen Volksbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.37717#0089

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liessen (Abb. 45). Sobald jedoch diese Móg-
lichkeit eintrat, ujurde es durch das Stroh-
dach yerdrangt (Abb. 46) und nur fur
einige besonders maldreiche Gebiete ist es
das typische geblieben. Dieser Umstand hat
seinen Ausdruck dort auch in einigen
Ortsnamen erhalten, die durch eiue Zu-
sammensetzung mit dem Wort ,,luba“ ge-
bildet sind (z. B. Lubana, Lubeja, Lube-
zere u. a.). Es geht mohl auch daraus
hervor, dass das Legschindeldach an die-
sen Orten etmas eigenartiges ruar, mas
abiuich gegen die im Lande vorherrschende
Bedachungsmeise.
Da zum Spleissen der Schindeln sich nur gerade und astfreie Stam-
me eigneten und fur die Unterdeckung eine grosse Menge von Baumrinde
yerbraucht murde, ist auch die Vermaltung des Landes bestrebt gemesen
die Dachdeckung mit Legschindeln einzuschranken. So yerbietet die
Forstordnung v. J. 1696 im Herzogtum Kurzeme die Herstellung solcher
,,Lubbendacher“.
Die beschriebenen Legschindeldacher sind nicht die einzige bei den
Letten bekannte Art der Holzdacher. So ist z. B. aus alteren Berichten zu
ersehen, dass friiher Dacher hergestellt murden, bei denen ais masserab-
leitendes Materiał ausschliesslich Baumrinde diente, die dann entmeder
mit einer Reihe in der Richtung der Sparren nebeneinander gelagerter
Stangen beschruert murde, oder eine Schicht Torf, Erde, Soden ais Bela-
stung erhielt.
Die architektonische Ausbildung der Dacher zeigt den in der
lettischen Volksbaukunst yormiegenden Zug zur einfachen klaren Ge-
schlossenheit: Dachausbauten und Dachanbauten sind iiberaus selten an-
zutreffen. Die Dachneigung bildet mie bei Stroh-, so auch bei Elolzda-
chern mit der Horizontalen einen Winkel von 450 oder etmas darunter.
Es hat sich noch bis heute die Tradition erhalten bei der Zurichtung
der Sparren fur gemisse Gebaudebreiten die Hóhe des Daches gleich
der halben Breite zu bemessen, abziiglich ,,eines Fusses“ (30 cm.).
Beliebt sind meite Dachiiberstande an den Eingangsseiten der Ge-
baude und besonders bei den Darrhausern (lett. ,,rija“), die ausser der
Darre zum Trocknen des ungedroschenenlGetreides auch noch die Tenne
enthalten. Oft reichen da die Dachvorspriinge fast bis zum Erdboden
herab und dienen dann zum Unterbringen von Getreide, Stroh und Ge-


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