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Sind die Riſſe jedoch bösartiger Natur, ſo richtet man mit
dem ſoeben beſchriebenen Verfahren wenig aus. Ein Mittel,
ſolche Riſſe zu entfernen, beſteht darin, daß man Spiritus in
einem Gefäße erhitzt, welches eine Vorrichtung beſitzt, an die
man einen Schlauch befeſtigen kann. Man leitet dann die
heißen Spiritusdämpfe mit dem Schlauch über das Gemälde,
bis die Riſſe dicht ſind. Selbſtverſtändlich Vorſicht, weil


das Bild vor irgend einer ſolchen Prozedur immer erſt gründ-


einem Bilde klar zu machen. Es ſei wagrecht ein Sieb aus⸗ :
geſpannt, deſſen Maſchen eine Weite von einem Millimeter
haben. Nun ſollen darauf kleine Metallkügelchen geſchüttet
werden, die verſchiedene Größen haben. Die einen mögen
einen Durchmeſſer von einem, die andern einen von zwei Mil-
limeter haben. Führen wir nun die Bewegung des Schüttelns
aus, ſo fallen die kleinen Kugeln durch die Siebmaſchen
Nehmen wir nun an,



daß es wohl überflüſſig wäre, es noch einmal zu wiederholen.
Ein anderes Mittel beſteht darin, daß man den Boden einer


bedeckt, dieſd reichlich mit ſtarkem Spiritus anfeuchtet, das
Bild an dem Deckel der Kiſte befeſtigt und es darüber legt,
jedoch ſo, daß das Bild nicht die Wattte berührt. Es ſoll
nämlich nur der verdunſtende Spiritus darauf wirken. Na-
türlich muß die Kiſte einigermaßen luftdicht verſchloſſen ſein.
Dieſes Mittel wirkt jedoch nicht ſo ſchnell. Man beobachte
den Erfolg dieſer Prozedur von Zeit zu Zeit. Sind die Riſſe
gar zu böſe, ſo wird auch nach Gebrauch eines dieſer Mittel
immer noch nötig ſein, mit Farbe und Pinſel nachzuhelfen

. .

und zwar, nachdem man die breiten Riſſe mit Kittmaſſe

und nach dem Trocknen mit Sandpapier oder mit einem klei-
nen Federmeſſer geebnet hat.

Es gibt aber auch Bilder, von denen ſich die ganze Farbe
noch eher als die Riſſe entfernen läßt, was namentlich der
Fall ſein kann, wenn das Bild gefirnißt wurde, ehe die Farbe
vollſtändig trocken war. Ich wünſche dem geneigten Leſer
dieſes Blattes, daß er derartige Bilder nie in ſeine Finger

bekommen möge!


vorliegt, daß ſie beim Reinigen zerreißt, ſo tut man gut, das
Bild erſt auf neue Leinwand zu ziehen, ehe man etwas anderes
damit anfängt. Hat die an ſich gute Leinwand eines Bildes ein
Loch, ſo überklebe man dasſelbe von hinten mit dünner Lein-
wand undverkitte es vorn mit Kittmaſſe. Nachdem dieſelbe ge-
trocknet iſt, reinige man ſie mit Sandpapier eben und male ſie
nach. Bei derartigen Arbeiten wird ſich aber ſtets die hinten
aufgeklebte Leinwand markieren, ganz gleich, wie geſchickt die
Reparatur ausgeführt wurde. Wenn man daher ein Loch im
Gemälde ſo reparieren will, daß abſolut nichts davon zu ſehn
iſt, ſo muß man das ganze Gemälde auf neue Leinwand
ziehn, ehe man das Loch auskittet.

I

Die Wirkung des hichtes auf die Farben.

Es iſt eine bekannte Tatſache, daß viele Farben unter
dem Einfluß des Lichtes mehr oder weniger ſtark ausbleichen.
Sie verlieren mit der Zeit ihre Friſche und Sättigung um
nach einem ausdrucksloſen Grau hinüberzuſpielen. Dieſer im


der photographiſchen Technik auch ausgenutzt worden, um farbige
Reproduktionen zu erzielen.

Wie haben wir uns nun den Vorgang zu denken, welcher
ſich beim Ausbleichen vollzieht? Wir ſuchen uns denſelben an

*

groß ſei, ſo werden ſie zuſammen ein bedeutendes Gewicht re—⸗
präſentieren und das Sieb wird ſich unter ihrer Laſt verbiegen.
Außerdem werden vielleicht auch die Drähte beeinflußt, ſo daß
jene Kugeln auch verändert auf das Gefüge auf den Aufbau des
Siebes einwirken. Halten wir bei dieſem Bilde die Tatſache
feſt, daß die nicht durchgelaſſenen Kugeln modifizierend wirken,
während die durchgelaſſenen kleinen Einfluß auf das Sieb
haben und übertragen wir dieſen Gedanken auf das Aus-
bleichen der Farben.
Halten wir ein Stück grünen Seidenpapieres gegen

Licht, ſo erſcheint es uns eben darum grün, weil es von den

vielfarbigen Sonnenſtrahlen nur die grünen paſſieren läßt.




Die Strahlen da-

abſorbiert werden, greifen das Gefüge des Farbſtoffes an, und
ändern es ſo, daß es die Fähigkeit zu verlieren beginnt, grün
auszuſehen. Aehnliches gilt beim auffallenden Licht. Ein
auf dem Tiſch liegendes Stück grünen Papiers ſendet die
grünen Strahlen zurück, leidet aber vornehmlich unter dem
ausbleichenden Einfluß des roten Lichtes. Ueberhaupt leidet
jede Farbe am meiſten unter dem Lichte der Komplementären.
So wird rot durch grünes Violett durch gelbes Blau durch
orangefarbenes Licht beſonders angegriffen und umgekehrt.
Nach einer Theorie beſitzen die meiſten oroganiſchen Farb-
ſtoffe beſtimmte Atomgruppen denen ſie aus chemiſchen Gründen
zu ſchließen ihren Farbſtoffcharakter verdanken die alſo wohl
den beſonderen Sitz der Lichtabſorption darſtellen und welche
Witt als Cromophore bezeichnet. Es iſt nun leicht denkbar,
daß die Arbeit des Abſorbierens die Struktur dieſer Atom-
gruppen nach und nach zerſtört, ſo daß ein Ausbleichen er-
folgt. Gerade die ſo wichtigen Anilinfarben leiden in erheb-
licher Anzahl an der Lichtunechtheit. Sie ſtammen ja aus
einer organiſchen Vaſe, die ſich mit Steinkohlen und Knochen-
teer befindet, weshalb man ſie auch als Teerfarben bezeichnet.

Natürlich iſt es ſehr wichtig, ſich über die Beſtändigkeit
der verſchiedenen Farbſtoffe klar zu werden. Vor allem müſ-
ſen die betreffenden techniſchen Anlagen, die Färbereien 2C.
ſelbſt darüber unterrichtet ſein, inwiefern ihre Farben lichtbe-
ſtändig ſind.

Darum ſind verſchiedene Prüfungsmethoden erſonnen
worden. Am einfachſten iſt es ja, wenn man die gefärbten
Flächen dem Licht eine Weile lang ausſetzt und dann den
Effekt beobachtet. Man muß dann etwa eine Münze oder
einen anderen undurchſichtigen Gegenſtand auf einen Teil der
zu prüfenden Fläche legen, damit ſich ſpäter die ausgebleichten
Stellen gegen ſolche abheben, auf die das Licht nicht einwirken
konnte.
 
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