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Kreis Weissensee.

bloss die Treue bewahrte, sondern auch vor den Mlinzerschen Schwärmen die
Thore verschloss und den Aufrührern tapferen Widerstand leistete. Zum Lohn
ihrer Treue befreite der Herzog die Stadt nach Niederwerfung des Aufruhrs durch
die Schlacht bei Frankenhausen auf ewige Zeiten von der Hälfte der Steuern und
begnadigte sie mit demYorrange vor allen anderen thüringischen Städten auf den
Landtagen. Nach Georg’s Tode führte sein ihm succedirender Bruder Herzog
Heinrich der Fromme (1539 — 1541) sofort nach seinem Regierungsantritte die
Kirchen Verbesserung wie in allen seinen Landen auch in Weissensee ein, und
in den Jahren 1539 und 1540 wurden unter Melanchthon’s Leitung Kirchenvisi-
tationen daselbst gehalten. Nach Heinrich’s kurzer aber trefflicher Regierung hatte
Weissensee in den Kriegen unter seinem Nachfolger Moritz (1541 —1553), welcher
bekanntlich nach der Schlacht bei Mühlberg die Kurwürde an sich brachte, schwer
zu leiden; 1546 wandte der Rath nur durch fussfälliges Bitten bei dem Kurfürsten
Johann Friedrich und Zahlung einer bedeutenden Contribution, Plünderung und
Brandschatzung von der Stadt ab, und 1547 stieg die Erbitterung der Bürger
gegen die spanischen Truppen des Kaisers dermassen, dass sie vielen derselben
heimlichen Untergang bereiteten. — Nach Moritzens Tode erhielt seine Gemahlin
das Schloss als Witwensitz. Im Jahre 1578 kam Kurfürst August (1553—1585)
mit seiner Gemahlin auf einer Reise nach Weissensee und bestätigte der Stadt
die ihr von Georg dem Bärtigen verliehenen Privilegien. Am 23. April 1586
leisteten Rath und Bürgerschaft dem neuen Kurf. Christian I. (1585 —1591) die
Erbhuldigung. In dessen letztem Regierungsjahre brannten am 26. August 1590
über 130 Wohnhäuser in der Stadt ab, weshalb sein Nachfolger Christian II.
(1591—1611) den Bürgern 1593 nicht bloss alle Steuern erliess, sondern ihnen
auch zum Wiederaufbau ihrer Häuser 500 Gulden schenkte. Auf dieses Brand-
unglück folgte die Pest, welche vom September 1597 bis October 1598 in Weissen-
see 763 Menschen hinwegraffte. In die Zeit des von 1611 — 1656 regierenden
Kurfürsten Georg I. fiel der 30jährige Krieg, von dessen Greueln die 1626 aber-
mals von der Pest heimgesuchte Stadt besonders in den Jahren von 1632 bis zum
Friedensschlüsse unsägliches zu leiden hatte. Die wenigen, zuletzt zurückgebliebenen
Bürger — 40 Männer und 50 Witwen — mussten sich selbst vor die Pflüge
spannen, um nur etwas Hülsenfrüchte erbauen zu können, nachdem die hessische
Reiterei 1645 auch die 9 letzten elenden Ackergäule mit fortgeführt hatte. Nach
dem Tode des Kurf. Georg I. fiel in Folge seines Testaments Weissensee mit anderen
Gebietstheilen an die herzogliche Linie Sachsen Weissenfels und mit deren
Erlöschen 1746 an das Kurhaus zurück. In diesem Zeitraum war die Trocken-
legung des Obersees das für die Stadt wichtigste und folgenreichste Unternehmen
Das Wappen der Stadt zeigt im blauen Felde zwei aufrecht gegen einander
gekrümmte silberne Fische und zwischen ihnen in der Mitte einen 6 spitzigen
goldenen Stern. Man deutet die Fische auf die beiden die Stadt umgebenden
Seen und den Stern auf die Burg. Die ältesten bekannten Darstellungen des
Wappens finden sich auf Bracteaten aus der Zeit von 1280 bis 1340 (Fig. 38).1

1 Die Stadt hat zwar.eigenes Münzrecht niemals besessen, sondern war nur eine landes-
herrliche Münzstätte, aus welcher Münzen hervorgingen, die zwar alle mit dem Stadtnamen zur
Bekundung ihres Ursprunges versehen wurden, mehrere in demselben Sinne auch mit dem Stadt-
 
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