Weissensee.
Ein altes Oelbild, welches 1563 von der Familie des Superintendenten Gregor
Jostelius (aus Dresden) gestiftet wurde, stellt die Auferstehung Christi dar, in
Verbindung mit dem alttestamentliehen Typus: Jonas, dem Fische entsprungen,
hat sich auf das Land geflüchtet. — Ausserdem ist ein Grabdenkmal von 1565
zu erwähnen, welches den 'Nachfolger des genannten Jöstel, „Weissenae superint.
Schoenburg“ darstellt, mit seinem Wappen zu seinen Füssen. Letzteres zeigt einen
nackten Mann, der mit der Rechten eine Mondsichel emporhält. Die neben dem
Wappen stehenden Buchstaben I. S. bezeichnen den Famen: Johannes Schönburg.
Erwähnt mag noch ein sehr grosser und schöner Teppich werden, welcher
zahllose, mit der Hand gestickte Blumensträusse enthält und ein Geschenk aus
dem Beginn des jetzigen Jahrhunderts ist.
Die drei Glocken der Kirche hängen in einem vor dem Westgiebel 1774 neu
errichteten, besonderen Schuppen; die kleinste hat 1,02m Durchmesser und ist die
älteste. Nach ihrer Majuskelinschrift:
jöürko c dir o maaaxxvi * x « rl c söpsgiixbris o me o
ist sie am 23. August 1326 gegossen. Die grosse Glocke von 1,54m Durchmesser
ist von Eckart Kucher (aus Erfurt) 1582 gegossen und hat Ps. 50,5 — 7 als In-
schrift; die mittlere oder Pestglocke von 1,51m Durchmesser ist im November
1614 von Jacob König aus Erfurt gegossen und mit dem Stadtwappen, (wie es
auf dem Steine am Fischerthor Big. 40 gebildet erscheint) geschmückt; die bei
v. Hagke S. 44 abgedruckte lateinische Inschrift enthält ausser dem Datum
die Namen der beiden damaligen Geistlichen und der beiden Bürgermeister
der Stadt.
Von Profanbauten sind zu erwähnen :
1. Das landesherrliche Schloss (zuweilen die Weissenburg genannt), dessen
Gründung durch die Landgräfin Jutta in der Zeit um 1170 bereits oben S. 54
berichtet ist. Im Mittelalter waren daselbst auf „zwei Burglehen um den Mittel-
thurm“ und auf Freihöfen in der Burggasse mehrere Ministerialen als „castrenses“
angesessen, von welchen einer das Amt eines landgräflichen Vogtes bekleidete.
Unter den Burgmannen und Vögten finden sich vertreten: im 13. Jahrhundert
eine Familie de Wizense, im 14. Jahrhundert die von Goltacker, Meitz, Kranich-
born, Greussen, Bruchterde, Grüningen, Braterode, Sommeringen, Hack, Wirterde,
Czenge, Reiche, im 15. Jahrhundert die von Rodte, Hossilgau, Hermannsgrün,
Weberstedt, Nethern, Hetzebold, Getze, Spira, die Grafen von Gleichen (Tonna)
u. a. m.
Das von einer Ringmauer umfasste Burgterritorium ist kreisrund, und diese
Anlage ist jedenfalls als ursprünglich anzuerkennen.1 Die Ringmauer schliesst
sich an ihrer Ostseite der Stadtmauer an und hat hier ein besonderes Thor. Das
1 Das Schloss heisst deshalb seit alters im Volksmunde der „runne (runde) Berk,“ die
, Jiunneburg,“ und dies hat Veranlassung gegeben, dass mehrere Chronisten die blutige Schlacht
an der Unstrut, in welcher im Jahre 528 der letzte König der Thüringer von dem Franken-
könige Theodorich auf das Haupt geschlagen wurde, und die nach späterer Angabe an einem
Orte Thüringens „Rumberg ‘ genannt, geliefert worden sein soll, hieher verlegen: eine blosse,
durch nichts zu beweisende Hypothese, da die Weissenseer Runneburg anscheinend überdies erst
im 12. Jahrhundert entstanden ist.
Ein altes Oelbild, welches 1563 von der Familie des Superintendenten Gregor
Jostelius (aus Dresden) gestiftet wurde, stellt die Auferstehung Christi dar, in
Verbindung mit dem alttestamentliehen Typus: Jonas, dem Fische entsprungen,
hat sich auf das Land geflüchtet. — Ausserdem ist ein Grabdenkmal von 1565
zu erwähnen, welches den 'Nachfolger des genannten Jöstel, „Weissenae superint.
Schoenburg“ darstellt, mit seinem Wappen zu seinen Füssen. Letzteres zeigt einen
nackten Mann, der mit der Rechten eine Mondsichel emporhält. Die neben dem
Wappen stehenden Buchstaben I. S. bezeichnen den Famen: Johannes Schönburg.
Erwähnt mag noch ein sehr grosser und schöner Teppich werden, welcher
zahllose, mit der Hand gestickte Blumensträusse enthält und ein Geschenk aus
dem Beginn des jetzigen Jahrhunderts ist.
Die drei Glocken der Kirche hängen in einem vor dem Westgiebel 1774 neu
errichteten, besonderen Schuppen; die kleinste hat 1,02m Durchmesser und ist die
älteste. Nach ihrer Majuskelinschrift:
jöürko c dir o maaaxxvi * x « rl c söpsgiixbris o me o
ist sie am 23. August 1326 gegossen. Die grosse Glocke von 1,54m Durchmesser
ist von Eckart Kucher (aus Erfurt) 1582 gegossen und hat Ps. 50,5 — 7 als In-
schrift; die mittlere oder Pestglocke von 1,51m Durchmesser ist im November
1614 von Jacob König aus Erfurt gegossen und mit dem Stadtwappen, (wie es
auf dem Steine am Fischerthor Big. 40 gebildet erscheint) geschmückt; die bei
v. Hagke S. 44 abgedruckte lateinische Inschrift enthält ausser dem Datum
die Namen der beiden damaligen Geistlichen und der beiden Bürgermeister
der Stadt.
Von Profanbauten sind zu erwähnen :
1. Das landesherrliche Schloss (zuweilen die Weissenburg genannt), dessen
Gründung durch die Landgräfin Jutta in der Zeit um 1170 bereits oben S. 54
berichtet ist. Im Mittelalter waren daselbst auf „zwei Burglehen um den Mittel-
thurm“ und auf Freihöfen in der Burggasse mehrere Ministerialen als „castrenses“
angesessen, von welchen einer das Amt eines landgräflichen Vogtes bekleidete.
Unter den Burgmannen und Vögten finden sich vertreten: im 13. Jahrhundert
eine Familie de Wizense, im 14. Jahrhundert die von Goltacker, Meitz, Kranich-
born, Greussen, Bruchterde, Grüningen, Braterode, Sommeringen, Hack, Wirterde,
Czenge, Reiche, im 15. Jahrhundert die von Rodte, Hossilgau, Hermannsgrün,
Weberstedt, Nethern, Hetzebold, Getze, Spira, die Grafen von Gleichen (Tonna)
u. a. m.
Das von einer Ringmauer umfasste Burgterritorium ist kreisrund, und diese
Anlage ist jedenfalls als ursprünglich anzuerkennen.1 Die Ringmauer schliesst
sich an ihrer Ostseite der Stadtmauer an und hat hier ein besonderes Thor. Das
1 Das Schloss heisst deshalb seit alters im Volksmunde der „runne (runde) Berk,“ die
, Jiunneburg,“ und dies hat Veranlassung gegeben, dass mehrere Chronisten die blutige Schlacht
an der Unstrut, in welcher im Jahre 528 der letzte König der Thüringer von dem Franken-
könige Theodorich auf das Haupt geschlagen wurde, und die nach späterer Angabe an einem
Orte Thüringens „Rumberg ‘ genannt, geliefert worden sein soll, hieher verlegen: eine blosse,
durch nichts zu beweisende Hypothese, da die Weissenseer Runneburg anscheinend überdies erst
im 12. Jahrhundert entstanden ist.