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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 1/2
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0020

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ÖCnfette kunstgewenblichon (IlultcrblaHcr.

Tafel ( und 2: P r u n k s ch r e i b z e u g aus dem Nach-
lasse König Ludwigs II. von Bayern. — Entworfen von
Architekt Fr. B r 0 ch i e r (das Figürliche von Professor F.
Widnmann), modellirt von Bildhauer J. v. Kramer,
in Bronze ausgeführt von Ferd. Har rach & Sohn,
fämmtlich in München. Im Besitz des Herrn Eommerzien-
rath Ehni in Stuttgart. Dieses Prachtstück dekorativer
Kunst, bei welchem das Schreibzeug nur als Motiv eines
im Uebrigen frei entworfenen „Aufsatzes" anzusehen ist,
wurde im Jahre 1882 in vergoldeter Bronze (Matt- und
Glanz-Gold) ausgeführt. Die Krone ist mit Reifchen von
ächten Perlen umspannt und mit Brillanten und Berg-
krystallen besetzt. Die Mitte des Ganzen nimmt ein von
Maler Flörl auf Elfenbein gernaltes Medaillon ein, welches
durch einen mit Hilfe einer Rosette in Bewegung zu setzenden
Mechanismus mit einem andern vertauscht werden konnte;
es sind die Porträts Ludwig's XV. in verschiedenen Lebens-
altern. Apollo (eine Lieblingsfigur des Königs) und Minerva,
als Beschützerinnen der Kunst und der Wissenschaften,
schmücken im Verein mit Genien (Fama des Ruhmes) und
Amoretten das Bildniß Ludwig XV.; Kunst und Wissenschaft
sind auch durch die beiden, die Deckel der Tintengefäße
schmückenden Amoretten rexräsentirt. Die Wappen von
Frankreich und Navarra, sowie die genau nach dem im
Louvre erhaltenen Vorbild gefertigte Krone Ludwigs XV.
wurden auf Befehl des Königs angebracht. — Zu dem
Schreibzeug gehörten ferner Glocke, Petschaft, Falzmesser
und Federnhalter. — Die Dimensionen desselben sind an-
nähernd: Höhe 75 cm, Breite 70 cm, Tiefe 45 cm.

CO

Tafel 3: Monumental-Brunnen. Preisgekrönter
Entwurf aus der Konkurrenz zu einem Brunnen zur Er-
innerung an das 50 jährige Jubiläum der ersten deutschen
Eisenbahn zu Nürnberg, von Professor F. Wanderer da-
selbst. von den zahlreich eingelaufenen Konkurrenz-Ent-
würfen wurde nächst dem künstlerisch bedeutendsten — von
Bildhauer Maison — derjenige von Professor Wanderer
von dem Preis-Gericht als der gelungenste anerkannt. Der
circa 8 m hohe und vierseitig angelegte Brunnenausbau ist,
mit Ausnahme des steinernen Sockels, vollständig für die
Ausführung in Erzguß projektirt. Um eine Säule, auf
welcher die Bavaria den Abschluß bildet, sind -1 allegorische
Figuren gruxpirt: die beiden durch die erste deutsche Eisen-
bahn verbundenen Städte Nürnberg und Fürth, welche sich
die Hände reichen und als dritte und vierte, Maschinen-
Jndustrie und Handel. Am untern Theile stehen aus Eonsolen
vier Kinder-Gestalten: zwei signalgebende Weichensteller, ein
Reichs-Herold, den Ruhm König Ludwig I. mit der Posaune
verkündend, und ein Postillon, den abgenommenen Sattel
auf den Schultern, auf seinem Horn ein Abschiedslied seiner
bisherigen, nun durch die Eisenbahn beherrschten Poststraße
blasend. Dazwischen werden vier Tafeln mit Reliefs und
Schrift durch die personificirte gebändigte Dampskraft ge-
halten, auch zwischen den Eonsolen zieht sich ein ornamentaler
Fries durch, mit Beziehungen zur Erzeugung und Aus-
nützung des Dampfes. Am Sockel sind die Bildnisse der um
die Errichtung der Eisenbahn besonders verdienten Männer
durch Fruchtgewinde miteinander verbunden. — Der Künstler
hat es mit so außerordentlichem Geschick verstanden, seinem
Brunnen vollständig den Lharakter der alten Nürnberger
Brunnen auszuprägen und die große Zahl von 2( Wasser-
strahlen zu einem so reizvollen Linienspiel zu vereinigen, daß

Aufriß des auf Tafel 7
dargestellten Schrankes.

man nur bedauern kann, daß dieses xhantasiereiche Gebilde
nicht zur Ausführung gelangt. Zur Veranschaulichung der
perspektivischen Wirkung dient umstehende Skizze.

CO

Tafel -1. Silberner Jagdbecher. Entworfen und
für L. Schürmann & Lie. (Frankfurt a. M.) in Silber
getrieben von Professor Rud. Mayer (Karlsruhe). Auch
dieser Jagdbecher gehört, wie der auf Tafel 38 des letzten
Jahrganges, in die Reihe jener Schöpfungen, die auf
Anregung von E. Schürmann & Eie. entstanden sind.

SO

Tafel 5: Aus dem kgl. Residenztheater in
München (Loge des I. Ranges.) Ausgeführt in den Jahren
(752— (780 nach Entwürfen von F. de Eouvillier. —
Nach einer photographischen Aufnahme von der Verlags-
anstalt für Kunst und Wissenschaft (vorm. Fr. Bruckmann)
in München gezeichnet von Architekt Fr. Stulberger.
Vergleiche hiemit die auf Tafel 20 des letzten Jahrganges
gegebene Ansicht der Hofloge aus dem Residenztheater.

CO

Tafel 8 : Schmiedeiserner Aussatz in derEathedrale
zu Burgos. Ausgenommen und gezeichnet von Eugen
Bischofs, Architekt, (Berlin). Dieser candelaberartige Aus-
satz aus bemaltem und vergoldetem Schmiedeisen bildet ein
dekoratives Theilstück eines großen Abschlusses an der Reja de
la Capelia del Condestable im Anbau der Eathedrale zu
Burgos und wurde laut Inschrift im Jahre (523 von
Ehcistobal Andino gefertigt.

CO

Tafel 7: Schrank aus Rothenburg a. d. Tauber. Aus-
genommen und gezeichnet von Hans Ißmayer, Architekt
(Nürnberg). ^

Tafel 8: Reliquien käst che n. Separatabdruck aus
dem bei Jos. Albert (München) erscheinenden Werk: „Alte
Handzeichnnngen nach dem verlorenen Kirchenschatz der St.
Michaels-Hofkirche zu München." Ueber die Herkunft dieses
Kästchens vgl. die betr. Bemerkungen in dem Artikel „ein
verlorener Kirchenschatz" Seite 8 und 9. Das Ganze, eine
italienische Arbeit des XVI. Jahrhunderts, besteht im wesent-
lichen aus vergoldetem Silber; die auf dem Lichtdruck hell
erscheinenden Flächen sind mit vapis Lazuli eingelegt, während
auf dem Deckel einige Gemmen und (in den Ecken) große
Edelsteine eingefügt sind. Auf die Gemmen bezieht sich wohl
die Bemerkung: lapides albi ivclusi sunt auro; dieselben sind
mit emaillirten Früchten und Blättern eingefaßt. Auch
die — wahrscheinlich mit Perlen geschmückten — Rosetten
der vorderwand sind emaillirt. — Länge des Kästchens auf
der Zeichnung — allem Anscheine nach zugleich die wirkliche
Größe — im Kern: 35,8 cm. — lieber die Bedeutung des
Monogrammes >1. M. vgl. S. 5.

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BmWgung und ZWuMg.

Der auf Tafel 35 des letzten Jahrganges dargestellte
Stuhl ist von Prof. F. w i d n m a n n und nicht — wie wir
irrthümlicherweise bemerkten — von f Ad. Seder ent-
worfen. Die Bildhauerarbeiten sowohl des Modells wie
die Ausführung in Holz sind in dem Atelier von Prof. Phil.
Perron, Bildhauer, gefertigt worden; die Goldstickerei
ging aus dem Stickereigeschäft von Frln. Math. Jörres
hervor.

Diesem fjcfte liegt ein Prospekt des „Bayer. Industrie- und Gewerbeblattes" bei.

V

verantwort!. Redakt.: Prof. L. Gmelin. — löerausgegeb. v. bayer. Lunstgewerbev. — Druck u. Lomm.-Verl. von Knorr ä Dirth in München.
 
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