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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 7/8
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Ewerbeck, Franz: Flämische und niederländische Holzarbeiten der Renaissance-Periode, [2]
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Vereinschronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0067

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bieten die Fig. 27 und 28 (vom Ehorgestühl zu Dortrecht
(538—(5^(, Bildhauer Jan Terwcn) Beispiele der
älteren, antikisirenden Assanier.

Es dürfte zu weit führen, hier den unendlich ver-
schiedenartigen Bekrönungsmotiven nachzugehen, welche die
niederländischen Werke zeigen, zumal diese Ausbildungs-
weise keineswegs ausschließlich der vlämisch-niederländischen
Kunst allein zukommt, sondern sich in gleicher Vollendung
an zahlreichen deutschen (Objekten findet. —

In den vorstehenden Erörterungen, welche freilich be-
züglich vieler Einzelheiten, wie der Konsolen, der Knäufe,
der Lchlagleisten und anderer Dinge noch erheblicher Er-

gänzungen bedürftig wären, sind nur einige hervorragend
charakteristische Elemente der Holzarbeiten der Niederlande
zusammengestellt und besprochen worden. Indessen dürften
die mitgetheilten Beispiele doch genügen, von der hoch ent-
wickelten Kunstthätigkeit der Niederlande im \6. Jahrhundert
eine Vorstellung zu erwecken, wenn auch in den Betracht-
ungen die Objekte im Ganzen, — deren Aufbau und Ver-
hältnisse für die Beurtheilung der eigenartigen vlämisch-
niederländischen Kunstweise eine nicht minder hervorragende
Rolle spielen als die Einzelheiten, — als außerhalb des
Rahmens unserer Betrachtungen liegend leider nur gelegent-
lich berührt werden konnten.

«J© Venein6-6hron!k.

Kunstgewerbliche Rundschau.

achdem die „kunstgewerbliche Rundschau" im
letzten kfeft eigentlich ihren Abschluß gefunden,
erübrigt es nur noch, einige Nachträge zu
bringen; da sind es zunächst im Gebiet der
innern Ausstattung der wohnräume eine
Reihe von Arbeiten nach Entwürfen von Professor Romeis,
theils in München, theils auswärts. Unter den in München
verbliebenen Arbeiten stehen jene in der Villa Fahrmbacher
in erster Linie, deren Ausstattung mit reichen kjolzdecken,
vertäferungen, Vefen, Möbeln, geschmiedeten Lüstern, Wand-
malereien, in den fänden der Schreinermeister Beggel,
Mfenfabrikant Gleichsner, Dekorationsmaler Professor
Gebhardt und Lsofschlossermeister Bußmann, lag. Die
gleichen Rräfte sind für die Villa Lauer in Mannheim
beschäftigt gewesen, mit deren durchweg in München ge-
fertigter Ausstattung noch Tapezier Rlöpfer (Ledertapeten),

Schlosser Söller (Beschläge), Professor Ulke (Glasmaler-
eien), Professor kseß (gebrannte Thonfiguren) beschäftigt
waren; weitere auswärtige Arbeiten von Pro-
fessor Romeis sind u. A. die Aula des Gym-
nasiums und eine Restauration in Bamberg
— außerdem noch der Entwurf zu dem im
nächsten lseft vorzuführenden Ausstellungs-
zimmer mehrerer Bamberger Meister.

von dem vielbeschäftigten Architekten
Gabriel Seidl sind eine Reihe von ein-
heimischen Bauten — u. A. Wohnhäuser und
Ateliers von Direktor v. Raulbach und Pro-
fessor v. Lenbach — und noch mehr aus-
wärtige in der Ausführung begriffene Bauten,
welche durchweg reichliche Gelegenheit zu de-
korativer Ausstattung des Innern geben. Zu
den bedeutendsten gehört das Schloß des Grafen
Driola in Büdesheim (bei Frankfurt a. M.),

Bierhallen in Berlin (für Jos. Sedlmayr und
für den Spatenbräu), sowie mehrere Villen-
bauten im Gebirg: Baron ljertling in Ising
am Lhiemsee, Graf Allmeida in Wallgau,

Professor lsieber in Schliersee, Graf Dürkheim, Gosscnberg bei Waging.

von Architekt Emanuel Seidl, dem Erbauer der Ausstellungs-
gebäude, wurde schon auf Seite \\ (kjeft (/2) der Rococo-Salon er-
wähnt, der für lferrn Thomas Rnorr ausgeführt wurde; es schließt
sich daran noch ein Musikzimmer in gleicher Ausstattung. Beide Räume
sind in ihrem geschnitzten und vergoldeten Wandgetäfel von F r. Rad-
sxieler & Eie. hergestellt, die Stoffe fertigte I. L. Bernheimer

(nach alten Mustern) und die Beleuchtungsgegenstände lieferte
L. A. Riedinger (Augsburg), wie fein Bruder, so hatte
auch Emanuel Seidl vielfach im Auftrag Münchner
Großbrauer deren Ausschankplätze in anderen deutschen
Städten, künstlerisch zu gestalten. Dahin gehörte jene des
Augustinerbräus (Hamburg und Berlin); von Münchener
Meistern sind dabei betheiligt die Maler: Herterich, Dürr,
Müller, Neubert, Mfenfabrikant Graf, Schlosser Buß-
mann. Nachdem der idillifche „Grüne Baum" an der Isar
der Muaistraße weichen mußte, fiel L. Seidl die Aufgabe
zu, dem neuen weiter rückwärts auf schmalen Bauplatz ge-
pflanzten „Grünen Baum" eine seines Rufes in Rünstler-
kreisen würdige Gestalt zu geben. Das gleiche Behagen,
welches in diesem neuen Lokal wohnt, kehrt auch in Seidl's
Rneip-, Jagd-, Wohnzimmern rc. wieder, die er u. A. für
Freiherr von Stetten (auf Schloß Burtenback und in Augs-
burg), Rommerzienrath Haindl (Augsburg), Rommerzien-
rath Johann Sedlmayr (für Thierberg bei Rufstein) ent-
worfen. Mehr noch als bei all diesen Bauten,
bei welchen die innere Ausstattung sich meist
vorhandenen Räumen anpassen mußte, kommt
die künstlerische Individualität da zum Aus-
druck, wo schon der ganze Bau ihr anheim-
gegeben war und sie somit Aeußeres und
Inneres als einheitliches Ganzes darbringen
konnte; Lösungen dieser Art zeigen die Familien-
häuser und Ateliers der Maler v. Lederström,
Jul. Theuer, v. Bodenhausen auf der Theresien-
wiese.

Unter M. Fritz sch e's Arbeiten wurden
auf S. l l kstft \l2 auch die farbigen In-
tarsien erwähnt, welche er für das fürstl. Thurn
und Taxis'sche Schloß in Regensburg ausge-
führt ; der Entwurf zu jenen Intarsien, welche
die Nimrode verschiedener Zeiten und Völker
vorführten, stammt von Professor Fr. widn-
mann, welcher den betreffenden Saal auch mit
auf die Jagd bezüglichen Friesen zu schmücken
hatte. — Unter den neuen dekorativen Malereien Münchens nimmt das
große, von Professor w. Lindenschmit im Rathhaus gemalte Bild
eine der allerersten Stellen ein. Es versinnbildlicht die Förderung, welche
Rönig Ludwig I. durch Verlegung der Universität und durch Beförderung
der Rünste der Stadt München angedeihen ließ. Durch die dem Maler
gestellte Bedingung, das Bild des Gekreuzigten einzufügen, wurde die
Aufgabe sehr schwierig, da es galt, diese Beigabe in würdiger beziehungs-

Fig. 29. von dem Lhorgestühl zu pxern.

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