^Vermischte
L. Zu der Konkurrenz für einen monumentalen Aande-
laber auf dem Roßmarkt in Frankfurt a/IlT., (vgl. 5. 3J in
Lseft 3/^), welche der dortige „verein zu Beförderung des öffentlichen
Verkehrslebens" ausgeschrieben hatte, waren 33 Projekte, darunter eines
in Modell eingelaufen. Nachdem dieselben mehrere Wochen hindurch
zur Besichtigung des Publikums öffentlich ausgestellt worden waren,
trat am 29. Juni das Preisgericht zusammen, dein als künstlerische
Mitglieder perr Architekt von lfoven, Herr Bildhauer Prof. M. wieser,
Direktor der kgl. Zeichenakademie
zu Hanau und Herr Prof.
Luthmer, Direktor der Frank-
furter Aunstgewerbeschule ange-
hörten; die übrigen Mitglieder
waren Sachverständige des Gas-
und elektrischen Beleuchtungs-
wesens und Vertreter des aus-
schreibenden Vereins. Bei der
Menge der vorliegenden Projekte
mußte zunächst eine Sichtung
vorgenommen werden, in solche,
welche bei der Prämiirung über-
haupt nicht in Betracht zu ziehen
waren und diejenigen, zwischen
welchen eine engere Wahl ge-
troffen werden mußte. Maß-
gebend für die Ausscheidung
war neben ungenügendem künst-
lerischem Werth im Allgemeinen
auch eine zu geringe Beachtung
der für die Bedienung des Gas-
wie des elektrischen Lichtes vor-
zusehenden Einrichtungen, sowie
endlich die augenfällige Ueber-
schreitung der für die Ausführung
zur Verfügung gestellten Summe
von M. ;o,ooo. Mir dürfen es
uns in dieser kurzen Besprechung
ersparen, auf die ausgeschiedenen
Projekte näher einzugehen und be-
schränken uns darauf, diejenigen
kurz zu charakterisiren, aus
welchen schließlich die engste Wahl
getroffen wurde.
Motto: „versuch" zeigte viel
Talent, hatte sich jedoch darin
vergriffen, daß nur eine Laterne
angeordnet war; auch die am
Sockel angebrachten Büsten dürf?
ten hier kaum an der rechten
Stelle stehen. Originell und keck
war die Arbeit mit dem Motto:
„Mehr Licht"; nur erschien wohl
der einen Stern tragende Obelisk
gar zu schlank; auch hätte der
Ansatz der Laternen besser mo-
tivirt sein dürfen.
• Bei dem virtuos gezeichneten
Projekt mit , der „bayerischen
Flagge", welches eine volle Be-
herrschung der Schmiedeformen offenbarte, war zu bedauern, daß
die Aomposition des Aandelaberkörxers durch die Theilung in
drei fast gleichhohe Etagen gelitten hatten. Gut komponirt waren
bei dem Projekt „Sterben ist nichts" die Laternen; im Uebrigen
leider die etwas zerrissene Silhouette nicht glücklich. Als sehr steißige
Arbeit zeigte sich diejenige mit dem Motto „Phoebus"; namentlich
war hier auf die Bedürfnisse des elektrischen Lichtes eingehend Bedacht
genommen. Auch hier konnte die Silhouette wegen einer gewissen
Trockenheit nicht befriedigen. Eine sehr wohlverstandene Schmiedeeisen-
lösung war die Arbeit ora er labors (sic), die aus dreiseitigem Grund-
riß ihren Aandelaber mit geraden Gitterwänden aufbaute; nur war
<I>Mheilunaen.
eine körperliche Wirkung dieses Projektes auf einem großen Platze
so gut wie ausgeschlossen. An den Effekt der Maste auf dem Narkus-
platz hatte der Verfasser der Arbeit Pbospboros gedacht; auch wurde
dies Hochhängen der elektrischen Bogeulichter von den betreffenden Sach-
verständigen sehr gerühmt. Auch der Aufbau des Sandsteinsockels war,
wenn auch etwas übertrieben opulent, doch wohl verstanden.
Eine Anzahl von Projekten hatte sich augenscheinlich durch die
hübsch gezeichneten, aus Hausteinen und Gußeisen aufgebauten Aandelaber
beeinstußen lassen, welche den
Platz vor dem neuen Opern-
haus in Frankfurt zieren; selbst-
verständlich mußte eine zu getreue
Anlehnung an dies am Orte
bereits vorhandene Motiv die
Verfasser um den Erfolg bringen.
Die besten dieser erkennbaren
Reminiszenzen waren: „z;. Mai
;888" ein an sich recht gut durch-
gearbeitetes Projekt und „Sand-
stein und Schmiedeeisen", ein
überaus virtuos in Rothstift
fkizzirter Entwurf, der leider
durch Anordnung von Freiskulp-
tur auf dem Sockel die Grenze
der Ausführung weit überschritt.
Auch ein Projekt, welches als
Merkzeichen einen vierpaß mit
Ouadrat verschlungen zeigte,
näherte sich in der Idee den
genannten merklich an; hier gab
die Form der Laternen und des
Sandsteinsockels Anlaß zu Be-
denken.
vom höchsten Talent zeugten
auch die nur perspektivisch in
Federzeichnung dargestellten,
leider nicht über das Stadium
der flüchtigen Skizze hinausge-
kommenen Projekt „Frankfurt II"
und „Plein pouvoir". Letzteres
hatte zu seinem Nachtheil das
Motiv des Aandelabers mit
einem Häuschen für meteorlog-
ische Beobachtungen verquickt.
Bei „Frankfurt II" endigte der
meisterhaft silhouettirte Aande-
laberschaft unten in ein schwäch-
liches Ruhebankmotiv; auch
konnte hier die Anordnung der
Lateruenarme nicht glücklich ge-
nannt werden. Sehr edel war
der Aufbau des Aandelabers
-„Licht, Liebe, Leben", und ließ
leider nur etwas die Origina-
lität der Erfindung vermissen.
Eine große Beherrschung der
ornamentalen Motive zeigte auch
das Projekt „Für Frankfurt";
fein künstlerischer Werth wurde
nur durch die gar zu gedrungene Form der Silhouette beeinträchtigt,
von meisterhafter Vortragsweise war die Arbeit „Hitz"; der Aande-
laberschaft in vollendetster Weise das Schmiedeeisen zur Geltung bringend,
erinnerte lebhaft an denjenigen, mit welchem Schwickert in Pforzheim
auf der vorjährigen Sxezialansstellung in Aarlsruhe einen Preis davon
trug. Leider war hier die Verbindung der Laterne mit dem tragenden
Arm nicht befriedigend gelöst.
Das Projekt „Schmiedekunst" löste in vorzüglichster Weise die
Aufgabe, einen Aandelaber gänzlich mit den Mitteln der Aunstschmiede-
technik herzustellen, der neben eleganter Silhouette doch auch diejenige
Masse besaß, die seine Wirkung auf einem freien Platz in einer
Entwurf zu einem monumentalen Aandelaber.
von Lurjel & Moser, Architekt, Karlsruhe. ssreis.)
L. Zu der Konkurrenz für einen monumentalen Aande-
laber auf dem Roßmarkt in Frankfurt a/IlT., (vgl. 5. 3J in
Lseft 3/^), welche der dortige „verein zu Beförderung des öffentlichen
Verkehrslebens" ausgeschrieben hatte, waren 33 Projekte, darunter eines
in Modell eingelaufen. Nachdem dieselben mehrere Wochen hindurch
zur Besichtigung des Publikums öffentlich ausgestellt worden waren,
trat am 29. Juni das Preisgericht zusammen, dein als künstlerische
Mitglieder perr Architekt von lfoven, Herr Bildhauer Prof. M. wieser,
Direktor der kgl. Zeichenakademie
zu Hanau und Herr Prof.
Luthmer, Direktor der Frank-
furter Aunstgewerbeschule ange-
hörten; die übrigen Mitglieder
waren Sachverständige des Gas-
und elektrischen Beleuchtungs-
wesens und Vertreter des aus-
schreibenden Vereins. Bei der
Menge der vorliegenden Projekte
mußte zunächst eine Sichtung
vorgenommen werden, in solche,
welche bei der Prämiirung über-
haupt nicht in Betracht zu ziehen
waren und diejenigen, zwischen
welchen eine engere Wahl ge-
troffen werden mußte. Maß-
gebend für die Ausscheidung
war neben ungenügendem künst-
lerischem Werth im Allgemeinen
auch eine zu geringe Beachtung
der für die Bedienung des Gas-
wie des elektrischen Lichtes vor-
zusehenden Einrichtungen, sowie
endlich die augenfällige Ueber-
schreitung der für die Ausführung
zur Verfügung gestellten Summe
von M. ;o,ooo. Mir dürfen es
uns in dieser kurzen Besprechung
ersparen, auf die ausgeschiedenen
Projekte näher einzugehen und be-
schränken uns darauf, diejenigen
kurz zu charakterisiren, aus
welchen schließlich die engste Wahl
getroffen wurde.
Motto: „versuch" zeigte viel
Talent, hatte sich jedoch darin
vergriffen, daß nur eine Laterne
angeordnet war; auch die am
Sockel angebrachten Büsten dürf?
ten hier kaum an der rechten
Stelle stehen. Originell und keck
war die Arbeit mit dem Motto:
„Mehr Licht"; nur erschien wohl
der einen Stern tragende Obelisk
gar zu schlank; auch hätte der
Ansatz der Laternen besser mo-
tivirt sein dürfen.
• Bei dem virtuos gezeichneten
Projekt mit , der „bayerischen
Flagge", welches eine volle Be-
herrschung der Schmiedeformen offenbarte, war zu bedauern, daß
die Aomposition des Aandelaberkörxers durch die Theilung in
drei fast gleichhohe Etagen gelitten hatten. Gut komponirt waren
bei dem Projekt „Sterben ist nichts" die Laternen; im Uebrigen
leider die etwas zerrissene Silhouette nicht glücklich. Als sehr steißige
Arbeit zeigte sich diejenige mit dem Motto „Phoebus"; namentlich
war hier auf die Bedürfnisse des elektrischen Lichtes eingehend Bedacht
genommen. Auch hier konnte die Silhouette wegen einer gewissen
Trockenheit nicht befriedigen. Eine sehr wohlverstandene Schmiedeeisen-
lösung war die Arbeit ora er labors (sic), die aus dreiseitigem Grund-
riß ihren Aandelaber mit geraden Gitterwänden aufbaute; nur war
<I>Mheilunaen.
eine körperliche Wirkung dieses Projektes auf einem großen Platze
so gut wie ausgeschlossen. An den Effekt der Maste auf dem Narkus-
platz hatte der Verfasser der Arbeit Pbospboros gedacht; auch wurde
dies Hochhängen der elektrischen Bogeulichter von den betreffenden Sach-
verständigen sehr gerühmt. Auch der Aufbau des Sandsteinsockels war,
wenn auch etwas übertrieben opulent, doch wohl verstanden.
Eine Anzahl von Projekten hatte sich augenscheinlich durch die
hübsch gezeichneten, aus Hausteinen und Gußeisen aufgebauten Aandelaber
beeinstußen lassen, welche den
Platz vor dem neuen Opern-
haus in Frankfurt zieren; selbst-
verständlich mußte eine zu getreue
Anlehnung an dies am Orte
bereits vorhandene Motiv die
Verfasser um den Erfolg bringen.
Die besten dieser erkennbaren
Reminiszenzen waren: „z;. Mai
;888" ein an sich recht gut durch-
gearbeitetes Projekt und „Sand-
stein und Schmiedeeisen", ein
überaus virtuos in Rothstift
fkizzirter Entwurf, der leider
durch Anordnung von Freiskulp-
tur auf dem Sockel die Grenze
der Ausführung weit überschritt.
Auch ein Projekt, welches als
Merkzeichen einen vierpaß mit
Ouadrat verschlungen zeigte,
näherte sich in der Idee den
genannten merklich an; hier gab
die Form der Laternen und des
Sandsteinsockels Anlaß zu Be-
denken.
vom höchsten Talent zeugten
auch die nur perspektivisch in
Federzeichnung dargestellten,
leider nicht über das Stadium
der flüchtigen Skizze hinausge-
kommenen Projekt „Frankfurt II"
und „Plein pouvoir". Letzteres
hatte zu seinem Nachtheil das
Motiv des Aandelabers mit
einem Häuschen für meteorlog-
ische Beobachtungen verquickt.
Bei „Frankfurt II" endigte der
meisterhaft silhouettirte Aande-
laberschaft unten in ein schwäch-
liches Ruhebankmotiv; auch
konnte hier die Anordnung der
Lateruenarme nicht glücklich ge-
nannt werden. Sehr edel war
der Aufbau des Aandelabers
-„Licht, Liebe, Leben", und ließ
leider nur etwas die Origina-
lität der Erfindung vermissen.
Eine große Beherrschung der
ornamentalen Motive zeigte auch
das Projekt „Für Frankfurt";
fein künstlerischer Werth wurde
nur durch die gar zu gedrungene Form der Silhouette beeinträchtigt,
von meisterhafter Vortragsweise war die Arbeit „Hitz"; der Aande-
laberschaft in vollendetster Weise das Schmiedeeisen zur Geltung bringend,
erinnerte lebhaft an denjenigen, mit welchem Schwickert in Pforzheim
auf der vorjährigen Sxezialansstellung in Aarlsruhe einen Preis davon
trug. Leider war hier die Verbindung der Laterne mit dem tragenden
Arm nicht befriedigend gelöst.
Das Projekt „Schmiedekunst" löste in vorzüglichster Weise die
Aufgabe, einen Aandelaber gänzlich mit den Mitteln der Aunstschmiede-
technik herzustellen, der neben eleganter Silhouette doch auch diejenige
Masse besaß, die seine Wirkung auf einem freien Platz in einer
Entwurf zu einem monumentalen Aandelaber.
von Lurjel & Moser, Architekt, Karlsruhe. ssreis.)