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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 3/4
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Vereinschronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0027

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Thüraufsatz in dem fürstlichen Schloß zu Detmold.

Nach Entwurf von Fr. Brocbier in Eichenholz geschnitzt von Bildhauer Carl Fischer.

'Venems-Opomk.

Kunstgewerbliche Rundschau.

(Fortsetzung.)

dürfen die Rundschau über die Thätigkeit unserer vcr>
einsmitglieder nicht fortsetzen, ohne noch einmal auf das
bereits durchschrittene Gebiet der Wohnungseinrichtungen
zurückzukehren. Die seit dem Erscheinen unserer letzten
Nummer erfolgte Eröffnung des Cafe Luitpold
zwingt uns, diesem einige Zeilen zu widmen, namentlich weil bei dessen
Ausstattung einige der berufensten Vertreter Münchener Kunst und
Kunstgewerbes betheiligt waren. Die architektonische Anlage des Ganzen
lag in den lhänden von Baumeister Gtto Las ne, von welchem auch
speziell z. B. der Entwurf zu dem reizend vertäfelten Vestibül — aus-
geführt von A. Pöfsenbacher — herrührt, durch welches man einen
quadratischen Renaissance-Saal betritt, der seinerseits durch eine mit
Wandmalereien geschmückte Säulenhalle mit einem andern ähnlichen
Saal verbunden ist. An der Ausführung der zahlreichen dekorativen
Malereien sind betheiligt: Frln. N. bjampel, die bjlh. v. Langen-
mantel, v. Schultheiß und Geiger. Dem letztgenannten Saale
folgt als Lulminationsxunkt eine Gruppe von Räumlichkeiten, welche von
Bildhauer Jos. v. Kramet im üppigsten Rococo ausgeführt sind, —
flankirt von einem großen Billardsaal mit Zwickelbildcrn von Ferd.
Wagner.

Selten hat ein Bildhauer sich so sehr in allen Stilen heimisch
gefühlt wie Jos. v. Kramer; mittelalterlich sind die Friese auf
Taf. \2 & der Renaissance gehörten die für die schwäbische Kreis-
ausstellung in Augsburg geschaffenen Decken und Friese an,

das üppige Barocco zeigte unsere Tafel ; & 2 und das Rococo finden
wir in den obengenannten Sälen. Andere dekorative Bildhauerarbeiten
fertigte v. Kramer in das bekannte Möbelgeschäft von BembL in
Mainz und in die neuen Dampfschiffe des Norddeutschen Lloyd.

Mit der Besprechung dieser Arbeiten sind wir bereits auf dem
Gebiete der Bildhauerei angelangt, von dem wir zuerst denjenigen Theil
zu betrachten haben, dem speziell die Ausschmückung kunstgewerblicher
Gegenstände zufällt; namentlich betrifft das die große Reihe holz-
geschnitzter Rahmen, Lassetten, Möbel u. s. w.

Die Gattung der Schmuck-, Spiel-, wand- u. s. w. Kästchen ist

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in der Vereins-Ausstellung am zahlreichsten und vielseitigsten durch
Schmidt-Daler (Nürnberg) vertreten, der sich in de» verschiedensten
Techniken und Stilen versucht; ihm folgen Gg. Lang (Gberammergau)
mit geschnitzten oder gebrannten Füllungen u. A.

Die hervorragendste Rolle spielen die Rahmen; in einer Stadt,
in welcher so viel gemalt wird, wie in München, ist das nur natürlich.
Die Ausstattung der Rahmen ist selbstverständlich eine sehr verschiedene;
doch läßt man aus naheliegenden Gründen echte, in kjolz geschnitzte Stücke
gerne ganz oder wenigstens in der Hauptsache nnbemalt. was den
Stilcharakter derselben betrifft, so herrscht namentlich da, wo das
bjolz durch irgend eine Masse ersetzt ist, das Rococo vor, wie bei den reiz-
vollen entweder vergoldeten oder häufiger in Hellen, glänzenden Lackfarben
behandelten Rahmen von F. Radspieler L Cie.; bei aller Echtheit
in der Charakteristik des Stils begegnet man bei genannter Firma doch
stets dem Strebe» nach Schaffung neuer Formen. Unstreitig nimmt
sie unter den Förderern des Rococo eine führende Stelle ein, mag es
sich um einen Kamin mit hohem Spiegel-Aufsatz oder um kleine Rähmchen,
Lonsol-Tischchen oder Ltagdre's, lvandleuchter oder Lüster handeln.
Mit besonderem Geschmack löste sie auch die schwierige Aufgabe, ein
großes quadratisches Uhrgehäuse trotz weiter Ausladung mit dein an
die wand angeschmiegtcn Rococo-Schnitzwerke zu verbinden; ebenso
originell ist die Verwendung eines Engelköxfchens bei einem Geweih-
lüster. Ein Lüsterweibchen (mod. v. B ö h e i in), ein Sxiegelrahmen u. A.
bezeugen dagegen, daß Radspieler auch die Renaissance völlig be-
herrscht (s. die Abbildungen auf Seite 25).

virtuos behandelt auch Aut. Pütterich das Rococo, z. B. an
mehreren geschnitzten Spiegelrahmen; gewöhnlich bildete die ruhige
Rechteckform des Spiegelglases einen wohlthuenden Gegensatz zu der
kecken lhaltung des Rocaille und der Blumen. Auch M. Al brecht
bewegt sich mit seinen Schnitzereien fast ausschließlich in diesem Formen-
kreis, in welchen sich vergoldete Rähmchen, naturfarbene Lonsolen
u. s. w. einfügen; von weitergehendem Interesse war eine große
Staffelci mit flott geschnitzten und bronzirten Fuß- und Kopfstücken
und ein großer Spiegelrahmen, an welchem die wirkungsvoll geschnitzten

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