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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 5/6
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Bücherschau
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Viichenschau.

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik.

II. Jahrgang. J888. Herausgegeben von Dr. J. B. (Eber,

Balle. Wilh. Knapp. —

Dieses Bandbuch, welches namentlich denen dienen soll, die
sich praktisch mit den verschiedenen Reproduktionstechniken beschäftigen,
gibt in Mort und Bild einen Ueberblick über den gegenwärtigen
Stand jener Techniken; es ist deßhalb auch für alle, die mit dem
Jllustrationswesen in Fühlung stehen, ein trefflicher Rathgeber in allen
einschlägigen Fragen. (Es beginnt mit einer Reihe von Tabellen über
das chemische und physikalische Verhalten der mit der Photographie etc.
in Berührung kommenden Stoffe, über Beleuchtung, Lichtbrechung,
Reflektirung über die Lichtempfindlichkeit einzelner Stoffe und andere
Fragen der Optik. Ihnen folgen zahlreiche Rezepte für photographische
Operationen, über hundert von den verschiedensten Mitarbeitern her-
rührende Beiträge über verschiedene Verfahren etc. und die Fort-
schritte der Photographie in den Jahren ;886 und (887 z. B. die
Photographie im Farbendruck, — photogr. Vergrößerungen, — Kupfer-
druckversahren, — Messing-Heliotyxien für Buchdruck, — Lichtpaus-
verfahren, — Photokeramik und Metalldekoration, — Photoxylographie,
Photozinkographie etc. Kurze Lebensabrisse über zwei der berühmtesten
Vertreter der Reproduktionstechniker — Jos. Albert und I. B. Ober-
netter — unter Anführung ihrer wichtigsten (Erfindungen sind an
passender Stelle eingesügt und mit entsprechenden Bildern geschmückt. 6.

Or. Jos. Hampel. Das Mittelalterliche Drahtemail. (Ein
Abschnitt ungarischer Kunstgeschichte. — Budapest, Fr. Kilian.

Diese auf gründlichen und umfassenden Studien beruhende Schrift
behandelt eine noch wenig bekannte, in Ungarn heimische Technik,
auf die zuerst im Jahre ^8S9 Franz Bock aufmerksam gemacht hat,
nachdem er im Grauer Domschatze (Emailwerke des Mittelalters entdeckt
hatte, deren Technik dieselben außerhalb der damals bekannten Klassen
des «Emails stehen ließ; in Ungarn verfolgte man diese Frage mit
größtem Interesse und die vorliegende Schrift zieht nun das Fazit
aus der bisher aufgelaufenen Rechnung, und zählt an Werken dieser
Technik in Ungarn ^9, außerhalb derselben (5 (Exemplare auf. Zahl-
reiche Abbildungen nach meist vorzüglichen Goldschmiedarbeiten, ins-
besondere Kelchen, begleiten diese Aufzählung und geben ein anschau-
liches Bild von der Anwendung dieses Drahtemails als dominirendes
(Element; diese Abbildungen sind es auch, welche das Büchlein nament-
lich für den praktischen Kunsthandwerker werthvoll machen. Die Haupt-
cigenthümlichkeit des ungarischen Drahtemails im Mittelalter besteht
nach dem Verfasser darin, daß nicht wie beim Grubenschmelze die
vertiefte Fläche als Rezipient der (Emailmasse benutzt wird, auch nicht,
wie beim byzantinischen Zellenschmelze die Stegumrahmung als (Ein-
fassung dient, sondern daß einfacher, gedrehter oder gekerbter Silber-
draht Rezipient der (Emailmasse und Kontour des dargestellten Or-

naments ist. --- G.

Ludwig Caspar, Architekt; Vorlagen zu Holz-Intarsien
in verschiedenen Stilarten, n Lieferungen zu je 5 Tafeln
groß Folio; pro Lieferung S Mark. — Dresden, Gilbers'sche kgl.
Hos-verlagsbuchhandlung.

Im Gegensatz zu den bekannten Werken von Val. Teirich und
von Moritz Meurer, welche die reichen Intarfien-Schätze Italiens ver-
öffentlichten, verfolgt Caspar in obengenanntem werke das Ziel, neue,
felbsterfnndene Intarsia-Muster und zwar in möglichster Vielseitigkeit
zu veröffentlichen; die Motive, die er uns im ersten Heft bietet, zeigen,
daß er nicht ohne Nutzen alte Arbeiten studiert hat und daß er bestrebt
ist, neben den hergebrachten Typen neue einzuführen. So finden wir
neben den Formenelementen altdeutscher und altitalienischer Intarsien
auch französische (Boule) und japanesische in vielfarbiger Arbeit; der
Zug nach malerischer, vielfarbiger Wirkung scheint überhaupt das ganze
Werk beherrschen zu sollen. Ganz besonders wohlthuend berührt dabei
die Vorzüglichkeit der Farbdrucke (v. I. A. Pecht—Konstanz), welche
die Holzmasern mit einer täuschenden Aechtheit wiedergeben und so
dem Kenner keinen Zweifel über die Mahl des Materials lassen.

Ornamentale Details im Barock- und Rokoko-Stil, von
Prof. Jean Pape. Gilbers'sche Königl. Hof-Verlagsbuchhand-
lung (I. Bleyl) Dresden. Lieferung 7—(2.

Mit diesen sechs weiteren Lieferungen hat vorstehendes Werk,
dessen erster Hälfte wir bereits in dieser Zeitschrift eine Besprechung
widmeten, seinen Abschluß erlangt und umfaßt nun 72 Tafeln großen
Formats. Die Wiedergabe der betreffenden Gegenstände ist durchaus
von gleicher Vortrefflichkeit. Den Inhalt der zweiten Hälfte schöpfte
der Autor zumeist ans den Klassischen Bauten des Dresdner Rokoko,
aus dem Zwinger, dem Kurländer Palais, dem Brühl'schen Palais
und dem Palais am Taschenberg. Auch aus dem königlichen Schlosse
ist einiges diesem Stil Angehörige entnommen. (Es findet sich ferner
die den Barockstil vertretende originelle Marmorvase aus dem großen
Garten zu Dresden vor. Diese Zusammenstellung wird vervollständigt
durch eine gute Auslese von sehr charakteristischen Details von Dresdner
Privathäusern, sowie endlich von Gegenständen des Dresdner kgl.
Kunstgewerbe-Museums, als da sind Rahmen, Wandkonsolen, Kar-
tonchen, Füllungen, (Eckverzierungen und Gliederungen. Darunter
sind Dinge von geradezu entzückender Grazie.

Nachdem sich von unserem Kunstgewerbe neuerdings eine so starke
Ranke in das Gebiet des Rokoko hinüber abgezweigt hat, können wir
es nur begrüßen, daß es durch Veröffentlichung des Besten, was das
Rokoko geschaffen, davor bewahrt wird, bei Nachahmung dieser Stil-
weise in eine nachlässige Mittelmäßigkeit zu verfallen. P. F. Krell.

Joh. Böser. Die Fabrikation künstlicher plastischer Massen
sowie der künstlichen Steine etc. Hartleben'S chem.-techn. Bibliothek.
Band GBl. Wien, Hartleben.

Mehr als irgend eine frühere Periode des Kunstgewerbes ist
unsre Zeit darauf bedacht, für theuere oder schwerer zu bearbeitende
Stoffe Ersatzmittel zu schaffen, welche nach Form und Farbe dem zu er-
setzenden Stoff möglichst nahe kommen; für Messing sehen wir bronzirten
Zinkguß, für Leder- oder Stoff-Tapeten solche aus Papier, für Gobelins
gemalte Leinwand u. f. w. auftreten. Kann man auch derartige Aus-
wüchse nur bedingungsweise billigen, so giebt es doch eine Reihe von
Fällen, in denen solche (Ersatzmittel geradezu geboten sind. (Es sei in
dieser Binsicbt nur an die Verwendung des Gyxses erinnert; denn
was sind z. B. Gypsgesimse in wohnräumen anderes als ein (Ersatz für
steinerne? (Eine ähnliche Rolle wie der Gyps, nur in kleinerem Um-
fang, spielen mehr und mehr die verschiedenen plastischen Massen und
zwar in ihrer Verwendung zu Bilderrahmen, wandconsolen, wand-
und Decken-Ornamenten u. s. w.; sie ersetzen bald Stein, Bolz oder
Gyps, bald Clfenbein, Porzellan oder Horn. wer sich über all die
verschiedenen Arten von (Ersatzmitteln orientiren will, der findet in
dem oben genannten Buch eine Fülle von Material: Besprechung der
Vorrichtungen, Geräthschasten, Apparate zur Fabrikation der plastischen
Massen, Vorschriften für die Herstellung von Leim-, Gummi-, Harz-
Massen, von Papiermache, Celluloid u. s. w. wenn auch für viele
der beschriebenen Massen erst praktische versuche volle Klarheit in die
Herstellungsweise derselben bringen werden, so sind doch die Angaben
bei den meisten Rezepten so klar, daß ein langes Cxperimentiren aus-
geschlossen erscheint. - G.

Handbuch der Ornamentik von Prof. Fr. Sal. Meyer. I. Band
aus <E. A. Seemann's kunstgewerblichen Handbüchern. Liesg. ( —3.
— vollständig in 9 Lieferungen zu t Mark,
vor einem Jahre haben wir bei der Besprechung von Meyer's
Ornamentaler Formenlehre den Wunsch geäußert, daß dieses in seiner
Art einzig dastehende Lexikon der Ornamentik auch in der handlicheren
Form eines Buches erscheinen möge; dieser Wunsch ist bereits in (Er-
füllung gegangen in Gestalt obigen Handbuches. Die Vorzüge, welche
dem ZOO Blätter starken Tafelwerke nachgerühmt werden, klare,
systematische Anordnung, knappe, charakteristische Darstellung, haften
auch diesem Handbuch an, welches zweifellos im Bereich der dekorativen
Kunst eine ähnliche Rolle spielen wird wie ein Handwörterbuch im
Gebiet der Sprache. G.
 
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