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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 3/4
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Deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung zu München 1888, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0034

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Stillleben, nach dem im Festsaal des Aunstgewerbevereinshauses (München) befindlichen, von Professor Rud. Seitz
als Wanddekoration gemalten Original gezeichnet von L. Sack (München).

Unter dem MerZoZsten Protektorate Zeiner KöniglGen KsZeit des Prinr-Regenten Luitpold von Sägern.

Zkütsch-mtionale AuHgMkrße'KusjtMung zu Nünchen jsss.


l er Eintritt günstigerer Witterung hat die Ausstellungs-
bauten um ein gut Theil vorwärts gebracht. Bei den
eigentlichen Ausstellungsräumen, sowie bei der Empfangs-
halle für den Prinz-Regenten und der Restauration, ist
längst mit der Innendekoration begonnen morden, so
daß aus rechtzeitige Fertigstellung mit Sicherheit gerechnet werden darf.
Der 42 m hohe Aussichtsthurm über dem kfauxtportal dominirt bereits
in voller Rüstung den Platz. In gleicher weise sind die Garten-
anlagen durch ausgiebige Anpflanzung von Bäumen schon sehr weit
gediehen und gerade sie versprechen in Verbindung mit dem Stil»
Charakter der Bauten dem Ausstellungsxlatz ein reizvolles Gepräge
zu geben, wie ste auch, ihrer ganzen Ausdehnung nach von der Isar
bespült, dazu bestimmt sein werden, den müden Ausstellungsbesuchern
einen erquickenden Aufenthalt im Grünen zu bieten. Der kunst-
gärtnerische Theil wurde von der Gartenbaugesellschaft übernommen,
und was diese zu leisten vermag, weiß man von den alljährlich
im Glaspalast stattstndenden Blumenausstellungen her. Plastische

verstorbenen Professors
diese Anlagen, welche
nd Einheimische
ist hinreichend
mit Aonditorei
oße Restauration
end jenseits der

Gruppen, darunter die Nereidengruxxe
wagmüller, Bassins und Springbrunnen b.
durch allabendlich stattfindende Loncerte,
anlocken wird. Denn auch für des Leibes
gesorgt; am einen (südlichen) Ende össnet e
seine behaglichen Räume, am andern umschließt
einen weiten, von Bäumen beschatteten Garten,

Isar, auf der durch einen seiner Vollendung entgegengehenden Steg
mit dem kjauptxlatz verbundenen Praterinsel eine zweite Restauration
diejenigen aufnimmt, die neben Speisen und Getränken auch den
Ueberblick über die ganze Ausstellung genießen wollen. Im Gegensatz
zu allem Uebrigen ist diese zweite Restauration ein massiver, nicht provi-
sorischer Bau, der von offenen Veranden mit großer Terrasse, steinernen
Treppen und Grotte umgeben ist und schon allein durch seine Lage in-
mitten der Isar, mit dem Blick auf die Gasteiganlagen erfrischend wirken
wird; das Gebäude ist im Rohbau längst fertig, so daß auch die innere
Ausstattung des oberen Stockwerkes bereits bewirkt werden konnte.

Im Laufe des Monat Februar fanden wiederholte offizielle Be-
sichtigungen statt, zu denen die hohen Staats- und städtischen Behörden,
die Mitglieder des Reichsraths und Landtags, die Garantiezeichner, die
Vertreter der Presse u. s. w. geladen und zahlreich erschienen waren.

Die Betheiligung an der Ausstellung ist eine so starke,
daß die Ausstellungsleitung trotz Zuhülfenahme aller zu ermöglichenden
Annexbauten sich genöthigt gesehen hat/ viele — allerdings z. Th. etwas
verspätet eingelaufene Anmeldungen abzulehnen und den Ansuchen

von Gesammt-Lomitös, welche jetzt größeren Platz beanspruchen, nicht
zu entsprechen. So ist der große, dem preußischen Aunstgewerbe zur
Verfügung gestellte Raum von 2200 (Quadratmeter voll in Anspruch
genommen worden; auch hat das Landescomitö zu Berlin an die
Freunde des Aunstgewerbes die dringende Bitte gerichtet, in ihrem
Besitz befindliche hervorragende Arbeiten, welche geeignet sind, die
Leistungen des deutschen Aunstgewerbes der Neuzeit, namentlich seit
*876 in würdiger weise zur Anschauung zu bringen, für die Aus-
stellung herzuleihen.

Nächst Preußen und Bayern nehmen Sachsen, Baden, Elsaß-
Lothringen den größten Raum ein und was Oesterreich betrifft, so hat
sich dort an Stelle des offiziellen Landescoinitös ein anderes gebildet,
an dessen Spitze Fabrikant Lobmeyr steht und welches bereits die Pläne
für die Eintheilung des ihm zugewiesenen Platzes vorgelegt hat. —
In Bayern speziell werden Lollektiv-Ausstellungen seitens verschiedener
Areise und Städte veranstaltet; das Münchener LokalcomitL hat seine
Thätigkeit so rasch und umfassend betrieben, daß es dieselbe schon
im Januar beendet hatte.

An Festlichkeiten während der Ausstellung stehen in Aussicht:
die Lentennarfeier für Aönig Ludwig I., der Delegirtentag deutscher
Aunstgewerbevereine, die Gilde-Iahrtagfeier des Bayer. Aunstgewerbe-
vereins rc. Außerdem finden regelmäßige Gartenconcerte statt, und
auf der Isar wird seitens eines Tegernseeer Schiffers eine Gondel-
fahrt eingerichtet. Großen Zuzug erwartet man mit Recht durch die
gleichzeitige III. Internationale Aunstausstellung, sowie durch die im
August zu eröffnende „Ausstellung von Motoren und Arbeitsmaschinen
für das Aleingewerbe" auf dem Isarthorxlatz, welche keinen passenderen
Zeitpunkt wählen konnte, um dem Aunstgewerbe die maschinellen
Hilfsmittel der Handarbeit vor Augen zu führen.

wie jede Ausstellung, so wird auch die in Rede stehende eine
verloosung machen und zwar gemeinsam mit der Aunstausstellung, so
daß von beiden Unternehmungen gleiche Summen zum Ankauf von
verloosungsgegenständen ausgeworfen werden; außerdem wird aber
auf dem Ausstellungsxlatz an der Isar ein Glückshafen mit ganz
neuem Charakter aufgestellt. Und wenn wir Frieden behalten, was
nach der gewaltigen Rede des Reichskanzlers vom 6. Februar zu hoffen
steht — und wenn sich dann, zur Erholung von des Tages Hitze, an
dem reizvollen Isarstrand, Fremde und Einheimische allabendlich zu
traulichem Verkehr bei rauschender Musik und schäumendem Bier ein-
stellen — „dann wird es wenige geben, denen Münchens Ausstellungs-
tage allein nur eine künstlerisch überreich besetzte Tafel und nicht auch
zugleich eine seltene, festlich poetische Erinnerung sein werden." 6.


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