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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 9/10
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0083

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■§- 79 •+■

Umgebung von monumentalen Fa;aden gewährleistete. Ganz in den
Formen des Barocks gehalten, zeigte er außerordentlich wohlverstandenes
Detail, namentlich in der Bildung der die Laternen tragenden Arme,
daß diese letzteren so angeordnet waren, daß die elektrischen Lampen
unten, die Gaslamxen oben standen, würde für die Ausführung eine
Aenderung erfahren müssen. Auch das Einfriedungsgitter, welches
diesem sehr fleißig durchgearbeiteten Projekt beigefügt war, zeigte dieselbe
Beherrschung der Schmiedekunst.

Durchaus originell dürfte das mit einer „Mondsichel" als Merkzeichen
begleitete Projekt sowohl hinsichtlich seiner Silhouette als auch in der
höchst organischen Verbindung des Sand-
steins mit Schmiedeeisen genannt werden.

Line vollständige Armatur des letzteren
Materials, die sich fest an den Sandstein-
obelisk anlegte, sandte an den entsprechenden
Stellen vier ornamentirte, sichelförmig nach
unten gebogene Gitterträger aus, an
welchen die Lampen hingen. Auf der
Spitze des Vbelisk thronte, ebenfalls in
entsprechender Schmiedeeisenfassung, die
Angel für das elektrische Licht, über der
ein schmiedeeiserner Adler seine Schwingen
entfaltete, von besonders glücklicher Ge-
staltung war auch der Sandsteinsockel dieses
Projektes.

Aonnte man sämmtliche Arbeiten
nach dem Gesichtspunkte gruppieren, ob
die Aonkurrenten mehr die monumentale
Seite der Aufgabe oder mehr den Be-
leuchtungscandelaber betont hatten, so schien
angemessen, diese beiden Richtungen auch
bei der Prämiirung zu berücksichtigen, ksier-
nach wurde dem zuletzt genannten Projekt
der erste Preis, demjenigen mit dem Motto:

„Schmiedekunst" der zweite Preis zuerkannt.

Verfasser des ersten waren die Architekten
Lurjel und Moser in Aarlsruhe. Der des
zweiten Gebr. Armbrüster, Schlossermeister
in Frankfurt a/M. Anerkennende Er-
wähnungen wurden für die Projekte mit
dem Motto: „Frankfurt II", „ksitz" und
„Sandstein und Schmiedeisen" ausgesprochen.

von der Aunstgewerbe-Aus-
stellung. Nachdem die offizielle „Aus-
stellungs-Lhronik" die Berichte über den
äußeren Verlauf der Ausstellung über-
nommen, beschränken wir uns auf das, was
für unsere Leser von ganz speziellem Interesse
ist. nämlich aus den Zusammentritt des Preis-
gerichts. In dasselbe waren gewählt worden
A. Durch Landes- bezw. Provinzial-
Eomitäs: a) für Baden: Ej. Götz, Direktor,

F. S. Metzer, Professor der großherzogl.

Aunstgewerbeschule in Aarlsruhe. — t>) für
Elsaß-Lothringen: Or. Schricker, Direktor
des Aunstgewerbe-Museums in Straßburg.

Aarl Bergmann, Fabrikant in Straßburg,

Beigeordneter des Bürgermeisters. — c) für Besterreich: I. Storck,
k. k. bfofrath und Direktor der k. k. Aunstgewerbeschule in Wien. —
<3) für Preußen: Grunow, I. Direktor des k. Aunstgewerbe-Museums,
A. tfetzden, Baurath, Sußmann-lhellborn, Bildhauer und Professor,
Vollgold, kfofgoldschmied und Eommerzienrath, A. Müller, Fabrikant,
sämmtliche in Berlin. A. pabst, Museums-Direktor in Eöln a. Rh.
Stiller, k. Professor und Direktor der Aunstgewerbeschule in Düsseldorf. —
e) für Sachsen: Grass, k. Professor und Hofrath in Dresden. M. Zur
Straßen, k. Professor in Leipzig. — f) für Württemberg: von Leins,
k. Bberbaurath in Stuttgart. — g) für Bber- und Niederbatzern:
Rud. Seitz, T. Professor an der k. Akademie der bild. Aünste, A. Seder,
Architekt, F. Radspieler, Hofvergolderwaarensabrikant, L. Gmelin,

Entwurf zu einem monumentalen Aandelaber.

von Gebr. Armbrüster, Frankfurt a. M. (2. ssreis.)

k. Professor an der Aunstgewerbeschule, G. Hauberrisser, k. Professor
und Architekt, G. Frihsche, Architekt, L. Ronieis, k. Professor an der
Aunstgewerbeschule, sämmtliche in München. — h) für Bberpfalz, Bber-
und Mittelfranken: Hammer, k. Direktor der Aunstgewerbeschule in
Nürnberg. — i) für die Rheinpfalz: A. Spatz, Direktor des pfälz. Ge-
werbemuseums in Aaiserslautern. —B. Durch das Direktorium:
v. Gaupp, k. Reg.-Direktor, Vorstand der k. württ. Zentralstelle für
Gewerbe und Handel und Vorstand des Landesgewerbemuseums in
Stuttgart. A. Halbreiter, k. Professor in München. Or. G. Hirth,
Verleger und Schriftsteller in München. G. Angler, k. Eommerzien-
rath in Nürnberg. R. Landmaun, k. Bber-
regierungsrath im k. Staatsministerium d.I.
in München. I. Schulz, Architekt und k.
Hauptlehrer der Baugewerkschule in Würz-
burg. Das Preisgericht konstituirte sich am
2^. Juli Nachm, und beendigte seine Arbeiten
am 28. Juli Abends 9 Uhr.

Preisausschreiben des Württem-
bergischen Aunstgewerbe-Vereins über de-
korative Holzarbeiten. Zur Bewerbung sind
solche Arbeiten aus Holz geeignet, welche
kunstgewerblicher Art sind, sowohl Schnitzer-
eien wie Einlegearbeit rc. Zugelassen sind
alle Arbeiten Deutschlands oder — im Aus-
land — deutscher Reichsangehörigkeit; als Be-
werber sollen keineAuftraggeber oder Wieder-
verkäufer auftreten. Linlieferungstermin
\5. Mai ;889 Abends 9 Uhr in Stuttgart,
Aönigsbau. 2\ Preise mit zus. 4000 M.
(darunter 4 Preise zu je soo M). Die Gegen-
stände bleiben Eigenthum der Bewerber.
Nach Juerkennung der Preise erfolgt die
Ausstellung fämmtlicher Arbeiten während
8 Wochen. — Publikation darüber in
Aussicht genommen. — Näheres können
unsere vereinsinitglieder auf dem Vereins-
sekretariat erfahren.

Berichtigungund Ergänzung.
In unserer „kun st gewerblichen Rund-
schau" Heft s/s, Seite 40, hatten wir
nach der Besprechung der Aupferarbeiten
von E). Seitz gesagt: „Alle anderen in
Auxser arbeitenden Aunsthandwerker sind
entweder von Seitz angeregt — wie A.
Leiß und F. X. Austerer (Augsburg)....
— oder sie sind direkt aus seiner Werkstätte
hervorgegangen, wie Faustncr und Win-
hart..." Dieser Passus hat eine Zuschrift
seitens der Herren Leiß und Faustner an
den Vereinsvorstand veranlaßt, welche theils .
Berichtigungen jenes Satzes enthält, theils-
auf mißverstandener Auffassung desselben
beruht. Thatsache ist, daß Leiß bereits l8?s
einen ovalen in Aupfer getriebenen Lham-
Dagnerkühler ausgestellt hatte, wofür er
auch prämiirt wurde; ebenso verfertigte
Leiß einen 4,50 m hohen Ritter und einen
2 in hohen sitzenden Löwen (Modell von Prof. Perron) für das kgl.
Schloß Neuschwanstein und einige kleinere Arbeiten ähnlicher 'Art. Was
Lust. Faustner betrifft, so ist derselbe von Hanse aus Ziseleur und bekam
als solcher von Seitz wiederholt einzelne Stücke zur Ziselirung in's
Haus; nachdem sich aber die Seitz'sche Werkstätte so stark ausgedehnt
hatte, daß eine lokale Trennung derselben in Baugeschäft und Aunst-
gewerbe nothwendig wurde, trat Faustner, und zwar als Werkführer
in der kunstgewerblichen Werkstätte, ganz in Seitz's Dienste, in denen
er bis zum Jahr ;887 blieb. Erst nach dieser Zeit trat Faustner mit
selbständigen in Aupfer getriebenen Arbeiten hervor, und.in diesem
Sinne war obiger Satz der „kunstgewerblichen Rundschau" zu verstehen,
nämlich daß Faustner aus Seitz's Werkstätte hervorgegangen.
 
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