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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 5/6
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Vereinschronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0045

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Briefbeschwerern verwendet hat. Von seinen größeren Arbeiten seien an-
geführt: Umschlagdecke zu einer Adresse für Or. Siemens (Berlin); —
Tafelaufsatz in Silber; als Aufgabe war gegeben: Anschluß an den
Namen des Empfängers „pohenfichte" und pinweis auf die von dem
Empfänger des Ehrengeschenks mit Vorliebe gepflegte Waldkultur, woraus
sich eine sehr naturalistische Auffassung ergeben mußte; aus einem Mala-
chitblock ragt ein Fichtenpaar empor, darunter ein pirsch, in den Zweigen
hängend das Familienwapxen in Email; pöhe circa ; m; — Straußenei
in Silberfassung mit Korallenfuß für Prof. G. Ebers; — silberner
Lhrenschild, Geschenk der Universität Straßburg an deren ehemal. Lu-
rator, Unterstaatssekretär Or. Ledder Hose; — Prachteinband in ro*
manischem Stil für die vom König von Sachsen dem Papste zum Jubiläum
geschenkte öiblia pauperurn, nach Entwurf von Direktor Niexer(Leipzig)
in Silber und Email, mit Relief und Edelsteinfassung ausgeführt. —
Professor A. palbreiter's letzte Arbeit für König Ludwig, die erst
nach dessen Tode vollendet wurde, war ein Tafelaufsatz mit der Dar-
stellung der Sage des St. puberts in ähnlicher Auffassung wie die
im Jahrgang (883 Taf. 25 vorgeführte. Neben vielen kleineren Ar-
beiten entstanden dann im Laufe des letzten Jahres acht silberne Tafel-
aufsätze für Prinz Arnulf und ein weiterer !m Auftrag des Der»
waltungsrathes des Eisenwerkes Max-Pütte für deren Direktor,
Lommerzienrath Ed. Fromm.

Auf besondere Veranlassung sind entstanden: die nach Prof. Rud.
Seitz' Entwurf ausgeführte Kaiser-Adresse mit der unseren Lesern
bekannten Silberkapsel (Iahrg. \887 Taf. \5 und — ein Ehren-
schild für des Fürsten Bismarck zojähriges Ulilitär-Jubiläum, entworfen
und modellirt von Bildhauer Vogel, ausgeführt von Karl paymann,
— eine Silberschüssel mit dem die willensfesten Züge tresslich wieder-
gebenden Profilbild des Reichskanzlers, ausgeführt von G. Seitz.
von Bildhauer Vogel stammten auch theilweise die Entwürfe und
Modelle zu einigen Arbeiten von Liseleur E. G r ö s e r: ein Toilette-
spiegel, ein paar silberne Leuchter, eine sehr reich gehaltene Lassette
unter geschickter Benützung verschiedenfarbigen Materials an Steinen
und Metall. —

Im Gebiete des Schmuckes ist manches Neue aufgetreten.
Nachdem Th. peiden nach A. Seder's Entwürfen die Halbedelsteine
(Lasurstein, Achat etc.) Korallenkugeln und Türkise mit Erfolg an
pals- und Armketten eingeführt, bedient sich ihrer zu gleichen Zwecken
jetzt auch L. Blum neben leichterem mit Edelsteinen und Email aus-
gestattetem Silberschmuck. In Goldschmuck stehen wohl K. Winter-
Halter und I. Elchinger obenan. Der erstere führte u. A. im
Auftrag der jetzigen deutschen Kaiserin einen großen goldenen An-
hänger aus, welchem im nämlichen Aufträge und für die gleiche
Veranlassung — silberne Pochzeit — noch zwei Armbänder mit Tur-

Bronzegegenstände

mit Verwendung von Rehgeweihen, Genlshörnern, Eberzähnen und Locosnuß; nach eigenen
Entwürfen ausgeführt von ). Mack, München.

malinen und drei Anhänger mit Email folgten, z. Th. nach An-
gaben und Zeichnungen der Kaiserin selbst; in Arbeit befindet sich u.
A. eine silberne Kapsel für die goldene Bürgermedaille des Bürger-
meisters v. Erhardt und — im Auftrag einer Pariser Familie —
ein Trinkhorn. — I. Elch inger kultivirt neben Juwelenarbeit vor-
wiegend das Email. Aus seiner Werkstätte gingen u. A. hervor:
Lollier für die perzogin von Genua, nach Entwurf von Prof. Widn-
mann, — ein Brautschmuck mit den Wappen von München und
Lindau, nach Entwurf von Prof. Thier sch, — Anhängekreuze nach
Rußland, ein anderes für den Bischof Lhrler in Sxeier, — ein sil-
berner Aschenbecher im Auftrag der Prinzessin Arnulf nach Zeichnung
von Lonservator Lossow.

G. Meese hat eine Art Jagdschmuck zu seiner Spezialität er-
koren; grün emaillirtes Eichenlaub, das einen silberoxydirten pirsch-
koxf umgiebt und mit Pirschzähnen behängt ist, bildet Brochen,
Anhänger, Ohrgehänge etc. von äußerst anmuthiger Erscheinung.
Ebenso weiß Meese grüngoldne Käferflügel zu hübschen Schmuckstücken
zu fassen. Karl Rothmüller's Anhänger, Vorstecknadeln etc.,
die unfern Lesern aus den Tafeln 5 und 22 des vorigen Jahrgangs
bekannt sind, zeichnen sich durch Originalität der Erfindung und
außerordentlich feine, in der Kleinheit des Maaßstabes das Aeußerste
erreichende Durchführung aus. Auch Th. Schallmayer zeigt sich
in der Anwendung von zierlichen Reliefs zu Brochen und Anhängern
als Meister des Liselirens. Das Modernste im Schmuck, die ver-

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werthung des in alten Uhrgehäusen ausgesxeicherten Ornamenten-
schatzes au Rädchen etc., zeigt Frz. Wildenauer, welcher dieselben zu
Armbändern, Brochen, Anhängern recht geschickt verwerthet. Wie
viele der Milliarden Rädchen unserer heutigen Taschenuhren werden
wohl nach hundert Jahren einer solchen Ehre theilhaftig werden?

An den Schmucksachen der Juweliere winterhalter, Elch-
inger, Meese ist Prof. Or. I. Krell betheiligt; von ihm rührte u. A.
der oben genannte kostbare Anhänger her, welcher im Auftrag der deut-
schen Kaiserin zur Feier ihrer silbernen Pochzeit (25. Jan. ;883) in
Feingold, mit Diamanten, Rubinen, orientalischen Perlen und buntem
Email von K. Winterhalter ausgeführt wurde. Im Anschluß hier-
an muß auch der übrigen, sehr vielseitigen kunstgewerblichen Thätigkeit
Krell's gedacht werden, die sich auf Entwürfe zu beinalten Tellern
und Fliesen, zu Kannen und Krügen, Gläsern, Möbeln etc. erstreckt. —

In ähnlicher Weise, wie oben die galvanische Reproduktion von
Eidechsen in Th. peiden's Werkstatt beschrieben worden, hat G. Traut-
mann Versuche mit Pflanzen gemacht, welche die natürlichen Formen
als Blumen und Blätter mit großer Lebhaftigkeit wiedergeben und
die er z. Th. zu Damenschmuck verwendet; aber sein hauptsächlichstes
Arbeitsgebiet ist immerhin das Zusammenstellen sogenannter Makart-
Bouquets, die er mit vielem Geschick anzuordnen versteht. L. Dorn,
welcher sich gleichfalls damit befaßt, hat in neuerer Zeit aus getrockneten
Früchten farbenprächtige Festons zusammengestellt, die einen herrlichen
Jimnierschmuck bilden. Ein ganz besonders feines Empfinden offenbart

Zeitschrift des bayer. AunstgewerbeMereins München.

*888. Heft 5 Sc 6 (Bg. 2).
 
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