angenommen hat*). Am nördlichen Ende, nächst dem
Haupteingang mit dem Aussichtsthurm (I), hat die Haupt-
restauration (II) ihre Stelle gefunden, deren Hauptsaal in der
Diagonale des baumbepflanzten Gartens liegt. An dieselbe
schließt sich der „Nordblock" (III), weiterhin folgen: Die
„Galerie" (IV) mit dem Prinz-Regenten-Pavillon und den
Bureaux, — der „Südblock" (V) mit einer dem Südportal
gegenüberliegenden Fontaine (Modelle vom fl Bildhauer
Wagmüller für das kgl. Schloß Linderhof), — der „Ron-
dellblock" (VI), der sich mit einem Halbrondell gegen den
Platz öffnet — und der den ganzen Bau gegen Süden ab-
fchließende „Südportalbau" (VII). Nord-, Süd- und Ron-
dellblock sind durch Pfostensysteme in je drei Schiffe getrennt,
deren mittleres bei Nord- und Südblock einen quadratischen,
architektonisch reich durchgebildeten und etwa 20 m. hohen
Mittelsaal in sich schließt.
Eine gleichmäßige Betheiligung seitens der dazu be-
rechtigten Landestheile hat noch keine Ausstellung von sich
behaupten können; auch die deutsch-nationale Runstgewerbe-
Ausstelluug kann sich dessen nicht rühmen; trotzdem hat
sie ein Anrecht darauf, sich als eine würdige Vertreterin
des ganzen deutschen Runstgewerbes ansehen zu lassen. Alan
muß sich nur gegenwärtig halten, daß von vornherein durch
das Programm gerade das nahezu völlig ausgeschlossen
war, was anderen ähnlichen Veranstaltungen ihr Gepräge
verleiht: die Fabrikwaare. Ist schon dies ein Grund,
weshalb München und Bayern so außerordentlich stark
vertreten sind, indem hier die Maschine und der Groß-
betrieb in kunstgewerblichen Dingen noch nicht die Wort-
führer geworden sind, wie anderswo, — so fielen lokale
Verhältnisse und ganz besonders die trübselige politische
Lage, welche fast den ganzen Winter (887/88 beherrschte,
ungleich schwerer in die Waagschale. Daß die bedeutenden
rheinischen und Stuttgarter Möbelfabriken sich ferngehalten,
ist wesentlich diesen Umständen zuzuschreiben; denn es ist
zweifellos, daß die auf diesen kunstgewerblichen Zweig ent-
fallenden Ausstellungslasten im Falle kriegerischer Ver-
wicklungen das größte Risiko in sich schließen. Ein Iuwelen-
schmuck kann jahrelang von einer Ausstellung zur andern
wandern, ohne seinem Verfertiger viel Rosten zu verursachen;
ganz anders sieht es mit Möbeln oder ganzen Zimmer-
einrichtungen aus! Wenn auch die Herstellungskosten vielleicht
niedriger sind, so verhalten sich Möbel und ganze Zimmer-
einrichtungen um so viel schlimmer zu den Ausgaben für
Verpackung, Transport, platzmiethe, Aufbewahrung im
Falle des Nichtverkaufes. „Drei Mal umgezogen, ist so
viel, wie ein Mal abgebrannt", sagt eine bekannte Redens-
art, deren Wahrheit sich gerade an dein Mobiliar am
unangenehmsten fühlbar macht.
Die Einreihung der einzelnen Länder in den Aus-
stellungsbau ist im wesentlichen in der weise erfolgt, daß
Norddeutschland den ganzen Nordblock erhielt, davon Sachsen
etwa ein Viertel; Baden und Elsaß-Lothringen nehmen
durchschnittlich je ein Drittel, Württemberg ein Sechstel
des Rondellblocks ein. De st erreich beansprucht etwa ein
Sechstel des Südblocks, während die quantitativ schwach
*) vergl. damit den auf Seite 33 des letzten Jahrganges mit-
getheilten Lagexlan. Zu demselben muß noch bemerkt werden, daß
der Garten der Jnselrestauration durch Zuschütten des unterhalb der
Insel befindlichen Kanals eine bedeutende Vergrößerung erhalten hat.
vertretene Schweiz noch im Rondellblock ein Unterkommen
gesunden. Von den besonderen Fachausstellungen — der
kirchlichen und der graphischen Run st — um-
faßt die erstere etwa ein Neuntel des Südblocks; die
letztere füllt mit den Räumen für Post und Presse den an
die Isar angrenzenden Theil des Südportalbaues. Der ganze
übrige verfügbare Raum ist von bayerischen Ausstellungs-
gegenständen besetzt und zwar in Folge außerordentlich starker
Betheiligung ungewöhnlich dicht, ja bisweilen fast eng; die
anfänglich leer gedachte „Galerie" mußte nicht allein selbst
als Ausstellungsraum zur Verwendung kommen, sondern
man war sogar gezwungen, alles nur irgendwie erhältliche
Gelände an daranstoßenden Höfen und Gärten zu pachten
und mit doppelgeschossigen, durch Treppen zugänglichen
Bauten zu bedecken. Dem gegenüber erscheinen andere
Abtheilungen, z. B. jene von Elsaß-Lothringen, leer, — es
geht daraus hervor, daß der belegte Raum keinen geeigneten
Maßstab für die Betheiligung der einzelnen Länder abgibt;
ebensowenig allerdings der Ratalog, selbst wenn man die
in den Tollektiv-Ausstellungen vereinigten Einzelaussteller
einzeln in Rechnung zieht. Unter der letztgenannten Vor-
aussetzung berechnet sich die Anzahl der Aussteller auf etwa
((00, wovon reichlich die Hälfte auf Bayern (fast ein Viertel
auf München allein) kommt, während Preußen 25^, Baden
((0, Sachsen 65, Württemberg 68, Oesterreich 45, Elsaß-
Lothringen 28, die Schweiz (( Aussteller zählen. Erscheint
dieser statistischen Uebersicht nach Bayern noch mehr über-
wiegend, als es sich aus der Platzvertheilung herausstellt,
so darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, daß gerade
in der bayer. Abtheilung die Zahl der kleinen Aussteller,
d. h. jener Runsthandwerker, die nicht auf Vorrath arbeiten,
sondern die gewissermaßen von der Hand in den Mund
leben, eine außerordentlich große ist, während beispielsweise
Preußen und Sachsen überwiegend Erzeugnisse des Groß-
betriebes gebracht haben.
Für die Aufstellung der Gegenstände war im Programm
als Grundsatz hingestellt worden, daß innerhalb der Landes-
gruppen möglichst von Fachausstellungen Umgang genommen
werden sollte und statt dessen die eingesandten Gegenstände
in der ihnen beim Gebrauch in: Hause zufallenden Umge-
bung zu malerischen Bildern gruppirt werden sollen. Dieser
an sich vortreffliche Gedanke konnte leider nicht in dem
geplanten Umfang durchgeführt werden; daß er aber bis zu
einen: gewissen Grad als durchführbar anzusehen ist, geht
aus folgender Betrachtung hervor. Faßt man die Gesammt-
leistung des Runstgewerbes in's Auge, so darf man an-
nehmen, daß die Mengen der in den verschiedenen Zweigen
desselben erzeugten Dinge unter sich in einem ähnlichen
Gleichgewichts-Verhältniß stehen müssen, wie der Verbrauch
derselben, daß beispielsweise die Menge der erzeugten Ziinmer-
Einrichtungen zu der Menge der hiefür nöthigen Ausstattungs-
Gegenstände, — Teppiche, Bronzen, Geschirre ic. — in
einem gewissen, ziemlich unveränderlichen Zahlenverhältniß
stehen muß. Unter der Voraussetzung, daß die Ausstellung
seitens der verschiedenen Fabrikanten und Runsthandwerker
in jenem Gleichgewichts-Verhältniß beschickt werde, konnte
man recht wohl jenen Grundgedanken des Ausstellungs-
programms festhalten und z. B. die technisch verschiedensten
Dinge so zusammenzustellen, wie sie sich in dem Palast des
Fürsten oder in dem Wohnzimmer des Bürgers zusammen-
Haupteingang mit dem Aussichtsthurm (I), hat die Haupt-
restauration (II) ihre Stelle gefunden, deren Hauptsaal in der
Diagonale des baumbepflanzten Gartens liegt. An dieselbe
schließt sich der „Nordblock" (III), weiterhin folgen: Die
„Galerie" (IV) mit dem Prinz-Regenten-Pavillon und den
Bureaux, — der „Südblock" (V) mit einer dem Südportal
gegenüberliegenden Fontaine (Modelle vom fl Bildhauer
Wagmüller für das kgl. Schloß Linderhof), — der „Ron-
dellblock" (VI), der sich mit einem Halbrondell gegen den
Platz öffnet — und der den ganzen Bau gegen Süden ab-
fchließende „Südportalbau" (VII). Nord-, Süd- und Ron-
dellblock sind durch Pfostensysteme in je drei Schiffe getrennt,
deren mittleres bei Nord- und Südblock einen quadratischen,
architektonisch reich durchgebildeten und etwa 20 m. hohen
Mittelsaal in sich schließt.
Eine gleichmäßige Betheiligung seitens der dazu be-
rechtigten Landestheile hat noch keine Ausstellung von sich
behaupten können; auch die deutsch-nationale Runstgewerbe-
Ausstelluug kann sich dessen nicht rühmen; trotzdem hat
sie ein Anrecht darauf, sich als eine würdige Vertreterin
des ganzen deutschen Runstgewerbes ansehen zu lassen. Alan
muß sich nur gegenwärtig halten, daß von vornherein durch
das Programm gerade das nahezu völlig ausgeschlossen
war, was anderen ähnlichen Veranstaltungen ihr Gepräge
verleiht: die Fabrikwaare. Ist schon dies ein Grund,
weshalb München und Bayern so außerordentlich stark
vertreten sind, indem hier die Maschine und der Groß-
betrieb in kunstgewerblichen Dingen noch nicht die Wort-
führer geworden sind, wie anderswo, — so fielen lokale
Verhältnisse und ganz besonders die trübselige politische
Lage, welche fast den ganzen Winter (887/88 beherrschte,
ungleich schwerer in die Waagschale. Daß die bedeutenden
rheinischen und Stuttgarter Möbelfabriken sich ferngehalten,
ist wesentlich diesen Umständen zuzuschreiben; denn es ist
zweifellos, daß die auf diesen kunstgewerblichen Zweig ent-
fallenden Ausstellungslasten im Falle kriegerischer Ver-
wicklungen das größte Risiko in sich schließen. Ein Iuwelen-
schmuck kann jahrelang von einer Ausstellung zur andern
wandern, ohne seinem Verfertiger viel Rosten zu verursachen;
ganz anders sieht es mit Möbeln oder ganzen Zimmer-
einrichtungen aus! Wenn auch die Herstellungskosten vielleicht
niedriger sind, so verhalten sich Möbel und ganze Zimmer-
einrichtungen um so viel schlimmer zu den Ausgaben für
Verpackung, Transport, platzmiethe, Aufbewahrung im
Falle des Nichtverkaufes. „Drei Mal umgezogen, ist so
viel, wie ein Mal abgebrannt", sagt eine bekannte Redens-
art, deren Wahrheit sich gerade an dein Mobiliar am
unangenehmsten fühlbar macht.
Die Einreihung der einzelnen Länder in den Aus-
stellungsbau ist im wesentlichen in der weise erfolgt, daß
Norddeutschland den ganzen Nordblock erhielt, davon Sachsen
etwa ein Viertel; Baden und Elsaß-Lothringen nehmen
durchschnittlich je ein Drittel, Württemberg ein Sechstel
des Rondellblocks ein. De st erreich beansprucht etwa ein
Sechstel des Südblocks, während die quantitativ schwach
*) vergl. damit den auf Seite 33 des letzten Jahrganges mit-
getheilten Lagexlan. Zu demselben muß noch bemerkt werden, daß
der Garten der Jnselrestauration durch Zuschütten des unterhalb der
Insel befindlichen Kanals eine bedeutende Vergrößerung erhalten hat.
vertretene Schweiz noch im Rondellblock ein Unterkommen
gesunden. Von den besonderen Fachausstellungen — der
kirchlichen und der graphischen Run st — um-
faßt die erstere etwa ein Neuntel des Südblocks; die
letztere füllt mit den Räumen für Post und Presse den an
die Isar angrenzenden Theil des Südportalbaues. Der ganze
übrige verfügbare Raum ist von bayerischen Ausstellungs-
gegenständen besetzt und zwar in Folge außerordentlich starker
Betheiligung ungewöhnlich dicht, ja bisweilen fast eng; die
anfänglich leer gedachte „Galerie" mußte nicht allein selbst
als Ausstellungsraum zur Verwendung kommen, sondern
man war sogar gezwungen, alles nur irgendwie erhältliche
Gelände an daranstoßenden Höfen und Gärten zu pachten
und mit doppelgeschossigen, durch Treppen zugänglichen
Bauten zu bedecken. Dem gegenüber erscheinen andere
Abtheilungen, z. B. jene von Elsaß-Lothringen, leer, — es
geht daraus hervor, daß der belegte Raum keinen geeigneten
Maßstab für die Betheiligung der einzelnen Länder abgibt;
ebensowenig allerdings der Ratalog, selbst wenn man die
in den Tollektiv-Ausstellungen vereinigten Einzelaussteller
einzeln in Rechnung zieht. Unter der letztgenannten Vor-
aussetzung berechnet sich die Anzahl der Aussteller auf etwa
((00, wovon reichlich die Hälfte auf Bayern (fast ein Viertel
auf München allein) kommt, während Preußen 25^, Baden
((0, Sachsen 65, Württemberg 68, Oesterreich 45, Elsaß-
Lothringen 28, die Schweiz (( Aussteller zählen. Erscheint
dieser statistischen Uebersicht nach Bayern noch mehr über-
wiegend, als es sich aus der Platzvertheilung herausstellt,
so darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, daß gerade
in der bayer. Abtheilung die Zahl der kleinen Aussteller,
d. h. jener Runsthandwerker, die nicht auf Vorrath arbeiten,
sondern die gewissermaßen von der Hand in den Mund
leben, eine außerordentlich große ist, während beispielsweise
Preußen und Sachsen überwiegend Erzeugnisse des Groß-
betriebes gebracht haben.
Für die Aufstellung der Gegenstände war im Programm
als Grundsatz hingestellt worden, daß innerhalb der Landes-
gruppen möglichst von Fachausstellungen Umgang genommen
werden sollte und statt dessen die eingesandten Gegenstände
in der ihnen beim Gebrauch in: Hause zufallenden Umge-
bung zu malerischen Bildern gruppirt werden sollen. Dieser
an sich vortreffliche Gedanke konnte leider nicht in dem
geplanten Umfang durchgeführt werden; daß er aber bis zu
einen: gewissen Grad als durchführbar anzusehen ist, geht
aus folgender Betrachtung hervor. Faßt man die Gesammt-
leistung des Runstgewerbes in's Auge, so darf man an-
nehmen, daß die Mengen der in den verschiedenen Zweigen
desselben erzeugten Dinge unter sich in einem ähnlichen
Gleichgewichts-Verhältniß stehen müssen, wie der Verbrauch
derselben, daß beispielsweise die Menge der erzeugten Ziinmer-
Einrichtungen zu der Menge der hiefür nöthigen Ausstattungs-
Gegenstände, — Teppiche, Bronzen, Geschirre ic. — in
einem gewissen, ziemlich unveränderlichen Zahlenverhältniß
stehen muß. Unter der Voraussetzung, daß die Ausstellung
seitens der verschiedenen Fabrikanten und Runsthandwerker
in jenem Gleichgewichts-Verhältniß beschickt werde, konnte
man recht wohl jenen Grundgedanken des Ausstellungs-
programms festhalten und z. B. die technisch verschiedensten
Dinge so zusammenzustellen, wie sie sich in dem Palast des
Fürsten oder in dem Wohnzimmer des Bürgers zusammen-