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ihrem Aufbau sind sodann besonders wegen des originellen
Untersatzes die Säulen der Abschlußwangen des Lhorgestühls
von Ypern vom Jahre ^598, welche mit ihren reich durch-
brochenen Zwischenstücken und der malerischen Bogenüber-
spannung als eine der reichsten und originellsten Leistungen
der Spätzeit angesehen werden können. (S. Iahrg. ^88
Taf. 3ch) Doch fehlt
es auch in dieser Zeit
nicht an Beispielen
von Säulenstühlen, an
denen, wie in der Pe-
riode der Frühzeit nur
vegetabilisches Orna-
mentauftritt, leiderfast
durchweg in plumper,
handwerksniäßiger
Ausführung (Thor-
stühle zu Furnes, Em-
porenvertäfelung im
Iustizpalaste zu Fur-
nes, Fig. 5, S. 35.)
2. Pfeiler. Ihre
Ausbildung ist weni-
ger charakteristisch, in
der Frühzeit analog
den italienischen Wer-
ken mit steigendein
Rankenwerk in einer
vertieftenFüllungauch
wohl mit allegorischen
Motiven verflochten,
später mit Flechtwerk
und Figuren ausgefüllt
oder glatt gelassen.
5. Stelen, eine
außerordentlich be-
liebte Form der Stütze,
besonders bei Schrän-
ken und Betten, ent-
weder freistehend oder
sich den Wandflächen
anschließend, koinmen
übrigens auch in fast
gleicher Behandlungs-
weise vielfach an Ge-
bäudetheilen, Kami-
nen ic. vor. Der untere
Theil der Stele ent-
weder gradlinig sich
verjüngend, glatt oder
mit Fruchtschnüren
oder vertieften Orna-
menten verziert oder in
konsolförmige Schweifungen verlaufend (Fig. 9, Seite 37,
Schränkchen aus Goes); zur Vermittelung des Aebergangs
in die aufliegenden Gebälke oder Bogenformen sind den
Köpfen stets Tapitäle (meistens jonische) aufgelagert. Die
schönsten Beispiele dieser Art finden sich an den Schöffen-
sitzen zu Nymwegen, dem Lhorgestühl zu Nivelles, in:
städtischen Museum zu Utrecht, ferner an einem Bett im
Museum Steen zu Antwerpen, sowie an einem, dem Vrede-
mann de Vries zugeschriebenen, ehemals der Saninllung
Minard in Gent angehörenden, jetzt nach Petersburg ge-
wanderten prachtbette (s. Taf. \7 im letzten Heft).
Dokken, in ihrer Grundform bald der Säule sich
nähernd, bald auch einem bauchigen, birnen- oder kugelförmigen
Gefäße gleichend, fin-
den sich in zahlreichen
Variationen an Ti-
schen, Betten, Schrän-
ken, Lesepulten und
anderen Möbeln, fer-
ner anAbschlußgittern
und Treppengelän-
dern vor und treten
verschiedentlich auch
mit kleineren Bogen-
bildungen aus Holz in
Verbindung. Eine
Anzahl Motive dieser
Art siehe sub Fig.
f8—25.
5. Wangen,
treten sowohl tragend
als auch tragend und
theilend oder aus-
schließlich theilend auf
und finden sich be-
sonders an Thor-
stühlen und Sitzbän-
ken. Die vorzüglichsten
Beispiels dieser Art
bieten wiederum die
Arbeiten der Früh-
Renaissance, unter
denen besonders die
schönen Wangen des
Lhorgestühls zu Dort-
recht hervorragen:
Kompositionen voll
reicher Phantasie und
energischer Bewegung
der Amrißlinien und
fein abgewogenen
Massenverhältnissen,
das figurale mit dem
vegetabilischen Orna-
ment in trefflicher
Weise verschmolzen.
iFig. 27.) Interessante
dieser Art
zeigen auch die viel
späteren Thorstuhl-
wangen der Martinskirche zu Ypern, der walburgiskirche
zu Furnes, sowie die Theilungswangen der Schöffensitze
zu Nymwegen und die Wangen am Fuße der Kanzel zu
herzogenbusch. Gerade diese Freiendigungen, bei denen die
Phantasie der Künstler arbeiten konnte ohne sich durch
konstruktive Einschränkungen beengt zu fühlen, verdienen
besonders beachtet zu werden, da sich gerade in ihnen das
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ihrem Aufbau sind sodann besonders wegen des originellen
Untersatzes die Säulen der Abschlußwangen des Lhorgestühls
von Ypern vom Jahre ^598, welche mit ihren reich durch-
brochenen Zwischenstücken und der malerischen Bogenüber-
spannung als eine der reichsten und originellsten Leistungen
der Spätzeit angesehen werden können. (S. Iahrg. ^88
Taf. 3ch) Doch fehlt
es auch in dieser Zeit
nicht an Beispielen
von Säulenstühlen, an
denen, wie in der Pe-
riode der Frühzeit nur
vegetabilisches Orna-
mentauftritt, leiderfast
durchweg in plumper,
handwerksniäßiger
Ausführung (Thor-
stühle zu Furnes, Em-
porenvertäfelung im
Iustizpalaste zu Fur-
nes, Fig. 5, S. 35.)
2. Pfeiler. Ihre
Ausbildung ist weni-
ger charakteristisch, in
der Frühzeit analog
den italienischen Wer-
ken mit steigendein
Rankenwerk in einer
vertieftenFüllungauch
wohl mit allegorischen
Motiven verflochten,
später mit Flechtwerk
und Figuren ausgefüllt
oder glatt gelassen.
5. Stelen, eine
außerordentlich be-
liebte Form der Stütze,
besonders bei Schrän-
ken und Betten, ent-
weder freistehend oder
sich den Wandflächen
anschließend, koinmen
übrigens auch in fast
gleicher Behandlungs-
weise vielfach an Ge-
bäudetheilen, Kami-
nen ic. vor. Der untere
Theil der Stele ent-
weder gradlinig sich
verjüngend, glatt oder
mit Fruchtschnüren
oder vertieften Orna-
menten verziert oder in
konsolförmige Schweifungen verlaufend (Fig. 9, Seite 37,
Schränkchen aus Goes); zur Vermittelung des Aebergangs
in die aufliegenden Gebälke oder Bogenformen sind den
Köpfen stets Tapitäle (meistens jonische) aufgelagert. Die
schönsten Beispiele dieser Art finden sich an den Schöffen-
sitzen zu Nymwegen, dem Lhorgestühl zu Nivelles, in:
städtischen Museum zu Utrecht, ferner an einem Bett im
Museum Steen zu Antwerpen, sowie an einem, dem Vrede-
mann de Vries zugeschriebenen, ehemals der Saninllung
Minard in Gent angehörenden, jetzt nach Petersburg ge-
wanderten prachtbette (s. Taf. \7 im letzten Heft).
Dokken, in ihrer Grundform bald der Säule sich
nähernd, bald auch einem bauchigen, birnen- oder kugelförmigen
Gefäße gleichend, fin-
den sich in zahlreichen
Variationen an Ti-
schen, Betten, Schrän-
ken, Lesepulten und
anderen Möbeln, fer-
ner anAbschlußgittern
und Treppengelän-
dern vor und treten
verschiedentlich auch
mit kleineren Bogen-
bildungen aus Holz in
Verbindung. Eine
Anzahl Motive dieser
Art siehe sub Fig.
f8—25.
5. Wangen,
treten sowohl tragend
als auch tragend und
theilend oder aus-
schließlich theilend auf
und finden sich be-
sonders an Thor-
stühlen und Sitzbän-
ken. Die vorzüglichsten
Beispiels dieser Art
bieten wiederum die
Arbeiten der Früh-
Renaissance, unter
denen besonders die
schönen Wangen des
Lhorgestühls zu Dort-
recht hervorragen:
Kompositionen voll
reicher Phantasie und
energischer Bewegung
der Amrißlinien und
fein abgewogenen
Massenverhältnissen,
das figurale mit dem
vegetabilischen Orna-
ment in trefflicher
Weise verschmolzen.
iFig. 27.) Interessante
dieser Art
zeigen auch die viel
späteren Thorstuhl-
wangen der Martinskirche zu Ypern, der walburgiskirche
zu Furnes, sowie die Theilungswangen der Schöffensitze
zu Nymwegen und die Wangen am Fuße der Kanzel zu
herzogenbusch. Gerade diese Freiendigungen, bei denen die
Phantasie der Künstler arbeiten konnte ohne sich durch
konstruktive Einschränkungen beengt zu fühlen, verdienen
besonders beachtet zu werden, da sich gerade in ihnen das
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