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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 9/10
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Gmelin, Leopold: Deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung zu München 1888, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0075

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dazu gehört auch jenes mit Bronze garnirte von V. Berdux
(Heilbronn). Das Rococo ist nur an wenigen Pianino's
verwerthet, so an einem sehr reichen von I. Mayer & Cie.
(München), entworfen von Stulberger(*), und an den
einfacheren von L. Ehret (München), entworfen von (£.
SeiöI, und Schiedmayer Sc Löhne (Stuttgart). Nicht
ganz so gelungen, allerdings auch schwieriger zu behandeln,
sind die „Flügel"; zu den besten gehören der schlichtere,
nur mit wohlabgewogenen Intarsien verzierte von I. Mayer
8c Cie. und jener von Schiedmayer (vormals I. öc £>.
Schiedmayer, Stuttgart), der in sehr reicher Schnitz- und
Einlege-Arbeit gehalten ist (s. d. Abbildung auf S. 72).
Die üppigste Dekoration hat nach Entwurf von Baumeister
Leitzen ein Stutzflügel aus der berühmten Fabrik von
Grotrian, Helfferich, Schulz (Th. Steinweg Nachf.,
Braunschweig) erhalten, die aber trotz der vorzüglichen
Schnitzarbeit nicht recht befriedigt; durch die Benialung
der Schnitzerei mit verschiedenen Bronzefarben ist etwas
vom Charakter der Ledertapeten hineingekommen, der nicht
hineinpaßt. Unter den Streichinstrumenten ist wenig
von besonderer künstlerischer Bedeutung vorhanden; sie
beschränken sich auf einige Geigen mitHolzbraud-Dekorationen
z. B. von Neuner Sc Hornsteiner (Mittenwald) und
Andern. Dagegen haben sich die Zitherfabrikanten sehr viel
Mühe gegeben, ihren Instrumenten durch hübsche dekorative
Ausstattung die Aufnahme in die Ausstellung, zu verschaffen,
namentlich die Münchener I. Thum hart, Jos. Lederer,

F. Lechner haben ihre Resonanzböden mit verschieden-
farbigem Metall und Perlmutter eingelegt, A. Ri eg er
bedient sich zu deren Dekoration reizvoller, gemalter, von

G. Seltenhorn ausgeführter Holzbrandornamente, —
ähnlich nahm G. Tiefenbrunner feine Zuflucht zu
Holzbrandarbeiten von E. Sack. In Bezug auf plastische
Dekoration nimmt eine Zither von M. Amberger durch
die in Ebenholz und Elfenbein geschnitzte Schmalseite die
erste Stelle ein.

Arbeiten der Aleintischlerei (Aästchen, Uhrgehäuse ac.)
sind ziemlich häufig und in ihrer künstlerischen Dekoration
bisweilen so vortrefflich gehalten, daß sie zu den besten Holz-
arbeiten gerechnet werden müssen. Die kleinen Aasseiten
von H. Maybach (Aarlsruhe) und noch mehr von O. van
Venrooy (Ruppurr bei Aarlsruhe), sind das Aeußerste,
was man in metallartig feiner Holz-Schnitzerei überhaupt
leisten kann. Sehr schön geschnitzt sind auch mehrere Magde-
burger Arbeiten dieser Art, so namentlich eine größere
Aasseite von Mul sch 8c Nullmeyer. Durch hübsche
Einlagen zeichnen sich die Aassetten rc. von G. Mölfel
Sc Co. (Stuttgart) und von F. Bosch (Ravensburg) aus.
Daß Nürnberg besonders durch Arbeiten der Aleintischlerei
hervorragt, hängt vielleicht niit der Spielwaarenindustrie
zusammen, der wohl auch jene der Schmid-Daler'schen
Aassetten entsprungen sind, welche durch ihre form- und
farbengetreue Nachbildung alter Nürnberger Erker wenigstens
nicht viel anders aussehen als ein allerdings sehr reizendes
Spielzeug; neben den einfacheren sauberen Aästchen von
F. Hertlein, Fr. Sündermann und den messing-
beschlagenen von Gebr. Zippelius, verdienen die bunten
Holzmosaikarbeiten von I. Adelhard (Nürnberger Stadt-
ansichten) besondere Beachtung, während die Versuche von
Fr. Heller, dem Telephon ein künstlerisches Gewand

anzulegen, noch nicht als völlig gelungen bezeichnet werden
können. Eine eigenthümliche Intarsiirung wendetI. R. Loose
(Hamburg) an: Betonung der Intarsiafugen durch Messing-
linien; diese, dem Zellen-Email ähnelnde Technik kommt
sonst nur noch an einem vom pfälzischen Gewerbe-
museum (Aaiserslautern) gefertigten Aasten in größerem
Umfange vor. Die Dekoration des Holzes durch Aerb-
fchnitt ist von Gertrude Münder (Berlin) mit viel Ge-
schick an verschiedenen passenden Gegenständen einfarbig ver-
werthet, während MalchdcSähne (Berchtesgaden) demselben
durch farbige Behandlung noch mehr Leben verliehen.

Mit den Uhrgehäusen ging es lange ähnlich wie
mit den Musikinstrumenten; man legte mit Recht den
Hauptwerth auf die Güte des Uhrwerkes und mit Unrecht
wenig oder gar keinen auf das Aeußere. Die Nachwirkungen
davon sind auch jetzt noch nicht ganz ausgemerzt; an: meisten
machten sie sich in einer gewissen Ueberschwänglichkeit geltend,

pianhto von G. Förtner, München.

Entworfen von Fr. Brochier.

an der die Prunkstücke nicht selten leiden. Zu den besten
Uhrgehäusen (aus Holz) gehört zweifellos A. Huber's
(München) Rocoeo-Gehäuse niit Aonsoltifch (entworfen von
Arch. Stulberger), in dessen Ausführung sich Bildhauer
I. Glatz, Ziseleur Stäble, Hofschreiner I. Machter,
Bronzegießer Rockenstein theilten, — ferner die große
gemalte Standuhr von F. pecher und A. Gehrig (Aarls-
ruhe), (entworfen von Direktor Götz), — zwei große mit
Bronze garnirte Uhren von L. Furtwängler (Furtwangen)
(entworfen von R. Bisch weiter), große Standuhren der
Lenzkircher und der Neustädter Uhrenfabrik u. A.
Bedeutende Fortschritte weisen die Schwarzwälder Uhren-
fabriken auf; hier liegen zweifellos Erfolge der durch die
betheiligten Staaten (Baden und Mürtteniberg) gewährten
Unterstützungen durch Schulen, Vorbildersammlungen rc.
vor — und wenn auch nicht Alles gut ist, was die Fabriken
zu Schwenningen, Schramberg, Furtwangen, Triberg,
Lenzkirch und Neustadt ausgestellt, — wenn namentlich der
Bronze-Aufputz nicht überall glücklich angebracht ist, so darf

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