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darüber anzustellen, welche Kosten nun ein Motor von 2 Pferdekräften
im Jahre erfordert. Nimmt man einen Gasmotor zum Gegenstand
der Betrachtung, so setzen sich die Kosten wie folgt zusammen:
(• Für Zinsen und Amortisation (0% bes 31t (S00 Mark
angegebenen Aeschaffungsxreises.— (SO Mark
2. Für Leuchtgas, wenn angenommen wird, daß der
Motor während 200 Arbeitstagen L (0 Stunden mit
durchschnittlich ( Pferdekraft beansprucht wird, (0.
0,9 • 045.300 .= 405 „
3. Für Putzen, Reparaturen und Schmierung 0,5 Mark
pro Tag 300 . 0,5.. --- (50 „
Summa 7(5 Mark
Lin Arbeiter, der 2,50 Mark pro Tag verdient, kostet im Jahre
300 . 2,5 — 750 Mark, also mehr wie der Motor. Um ( Pferde-
kraft pro Tag zu leisten, sind mindestens acht Arbeiter erforderlich.
Es ergiebt stch demnach, daß die Arbeiter für 8 . 750 — 6000 Mark
im Jahre dasselbe leisten, was ein Gasmotor für 7(5 Mark leistet.
Das Endergebniß dieser Betrachtung ist jedenfalls, .daß allen den
Kunsthandwerkern, welche in ihrem Betriebe Arbeitsmaschinen irgend
welcher Art benutzen, nicht dringend genug an's Herz gelegt werden
kann, dieselben nicht mehr durch Menschenkraft, sondern lediglich durch
Motorkraft zu betreiben.
Nach einigen weiteren Ausführungen des Unterstaatssekretärs
Dr. von Mayr (München) wird auf Vorschlag des Vorsitzenden be-
schlossen, den vereinen ausführlichere Mittheilungen über
die Kosten der Motoren zugehen zu lassen und ihnen an der
Hand des Protokolles die Anregung zu geben, die Ein-
führung der Arbeitsmaschinen in ihren jeweiligen
Kreisen thunlichst zu empfehlen.
Ueber den dritten Punkt der Tagesordnung: „Erfa h rn n g en üher
Exportmusterlager" referirt Kommerzienrath Ehni (Stuttgart),
indem er zunächst hervorhebt, daß stch die schon von ihm (884 in
Frankfurt mitgetheilten Erfahrungen nachher vollauf bestätigt haben.
Die Hallen in Stuttgart, Dresden, Karlsruhe, Nürnberg, Köln und
München haben sich vortrefflich bewährt in dem direkten verkehr
zwischen Käufer und Produzent. Insbesondere Stuttgart liefert guten
Beweis, daß in Deutschland der direkte verkehr sich mit vortheil
eingebürgert hat, während in England und Frankreich verkauf und
Kredit durch Agenten vermittelt werden, von Stuttgart speziell konnte
der Vortragende eine stetige Zunahme der Käufer und des Umsatzes
(im Jahr (887/88 etwa (ss- Millionen Mark) Nachweisen. Dasselbe
ist wohl z. Th. auch darauf zurückzuführen, daß die Halle in Stutt-
gart in den letzten Jahren 7775 Kataloge mit den Mustern von
-(78 württembergischen Kunstgewerbetreibenden in deutscher, französischer,
englischer und italienischer Sprache zur Versendung gebracht hat.
Redner kommt nach eingehenderen Darlegungen zu dem Lrgebniß,
daß die Exportmusterlager für den Umsatz von In-
dustrie-Erzeugnissen lohnend seien, daß dasselbe aber hin-
sichtlich der kunstgewerblichen Arbeiten nur mit Vorbehalt gesagt
werden kann. Für kunstgewerbliche Artikel empfiehlt es sich, nur
Kataloge und Zeichnungen niederzulegen, die Prüfung in Natur aber
dem Kaustustigen an Vrt und Stelle in der Werkstatt anheimzugeben
— Kommerzienrath weidert (München) bedauert, daß in München
die kleinen Leute den Beitrag von 25 Mark scheuen und sich zurück-
ziehen, falls nicht sofort günstige Resultate zu sehen sind. Den gleichen
Vorgang hat man nach Kommerzienrath Ehni auch in Stuttgart
beobachtet, wenn nicht gleich Bestellungen erfolgen, obschon es auf
der Hand liegt, daß diese oft erst nach geraumer Zeit eingehen können.
— Kommerzienrath weidert theilt mit, daß das Frankfurter Lager
unverbindlich den Produzenten Aufträge vermittelt, deren Ausführung
es ihm ganz anlfeim gibt. In München, gilt es als Hauptaufgabe,
den Verkäufer durch gewissenhafte Erkundigung zu sichern und ihm
mit Rath und That beizustehen.
Der Vorsitzende faßt die Verhandlung über diesen Punkt kurz
dahin zusammen, daß die Exportmusterlager für das Kunstgewerbe
nur eine geringere Bedeutung beanspruchen dürfen, da die Kunst-
gewerbetreibenden die Lager nicht beschicken, auch Käufe nur ver-
einzelt auftrcten und das nur für solche Zweige, die auch in größeren
Massen erzeugen. >
Bei der zweiten Sitzung (d. 9, Aug.) hatte zu der Frage „über
die Heranbildung des Kunsthandwerkers" Unterstaatssekretär
vr. v. Mayr an Stelle des verhinderten Professor Graef das Referat
übernommen, dessen Grundgedanke Redner in die Worte zusammen-
! faßt: „was in der Werkstatt erlauscht werde, könne kein kunstgewerb-
licher Unterricht allein ersetzen, aber — er soll ihn ergänzen; der
Unterricht in der Kunstfachschule sei ein nothwendiges Mittel zur
Heranbildung des Kunsthandwerkers, in ihr soll er tiefer in die Ge-
! setze des Schönen eindringen lernen, und sich eine abgeschlossene Fach-
bildung aneignen." — Nach längerer Berathung wird eine vom
Referenten gestellte Resolution in der Form angenommen: „Für die
Heranbildung des Kunsthandwerkers ist das Schwergewicht auf die,
an den Elementarunterricht sich anschließende Meisterlehre zu legen,
welche jedoch nothwendigerweise der Ergänzung durch methodischen
gleichzeitigen, event. auch nachfolgenden Unterricht in Fachschulen be-
darf. Daneben wird sich, wo irgend thunlich, die Heranziehung der
Lehrlinge in den Jnteressenkreis des kunstgewerblichen Vereinslebens
empfehlen."
Zum letzten Gegenstand der Tagesordnung: „Kurze Mit-
theilungen (aus dem Schooße der Versammlung) über Erfahr-
ungen, welche mit neueren Materialien der kunstge-
werblichen Industrie gemacht sind," ertheilt der Vorsitzende
das Wort Herrn Generalsekretär Steinach (München), welcher auf
eine Reihe technischer Neuheiten, die sich z. Th. auf der Ausstellung
befinden, aufmerksam macht.
Nach weiteren Mittheilungen der Herren Groothosf-Hamburg,
Professor zur Straßen-Leipzig, Ehemiker Keim-München schließt der
Vorsitzende Direktor Lange den Kunstgewerbetag, worauf Baurath
Köhler-Hannover dem Vorsitzenden den Dank der Versammlung aus-
I spricht.
darüber anzustellen, welche Kosten nun ein Motor von 2 Pferdekräften
im Jahre erfordert. Nimmt man einen Gasmotor zum Gegenstand
der Betrachtung, so setzen sich die Kosten wie folgt zusammen:
(• Für Zinsen und Amortisation (0% bes 31t (S00 Mark
angegebenen Aeschaffungsxreises.— (SO Mark
2. Für Leuchtgas, wenn angenommen wird, daß der
Motor während 200 Arbeitstagen L (0 Stunden mit
durchschnittlich ( Pferdekraft beansprucht wird, (0.
0,9 • 045.300 .= 405 „
3. Für Putzen, Reparaturen und Schmierung 0,5 Mark
pro Tag 300 . 0,5.. --- (50 „
Summa 7(5 Mark
Lin Arbeiter, der 2,50 Mark pro Tag verdient, kostet im Jahre
300 . 2,5 — 750 Mark, also mehr wie der Motor. Um ( Pferde-
kraft pro Tag zu leisten, sind mindestens acht Arbeiter erforderlich.
Es ergiebt stch demnach, daß die Arbeiter für 8 . 750 — 6000 Mark
im Jahre dasselbe leisten, was ein Gasmotor für 7(5 Mark leistet.
Das Endergebniß dieser Betrachtung ist jedenfalls, .daß allen den
Kunsthandwerkern, welche in ihrem Betriebe Arbeitsmaschinen irgend
welcher Art benutzen, nicht dringend genug an's Herz gelegt werden
kann, dieselben nicht mehr durch Menschenkraft, sondern lediglich durch
Motorkraft zu betreiben.
Nach einigen weiteren Ausführungen des Unterstaatssekretärs
Dr. von Mayr (München) wird auf Vorschlag des Vorsitzenden be-
schlossen, den vereinen ausführlichere Mittheilungen über
die Kosten der Motoren zugehen zu lassen und ihnen an der
Hand des Protokolles die Anregung zu geben, die Ein-
führung der Arbeitsmaschinen in ihren jeweiligen
Kreisen thunlichst zu empfehlen.
Ueber den dritten Punkt der Tagesordnung: „Erfa h rn n g en üher
Exportmusterlager" referirt Kommerzienrath Ehni (Stuttgart),
indem er zunächst hervorhebt, daß stch die schon von ihm (884 in
Frankfurt mitgetheilten Erfahrungen nachher vollauf bestätigt haben.
Die Hallen in Stuttgart, Dresden, Karlsruhe, Nürnberg, Köln und
München haben sich vortrefflich bewährt in dem direkten verkehr
zwischen Käufer und Produzent. Insbesondere Stuttgart liefert guten
Beweis, daß in Deutschland der direkte verkehr sich mit vortheil
eingebürgert hat, während in England und Frankreich verkauf und
Kredit durch Agenten vermittelt werden, von Stuttgart speziell konnte
der Vortragende eine stetige Zunahme der Käufer und des Umsatzes
(im Jahr (887/88 etwa (ss- Millionen Mark) Nachweisen. Dasselbe
ist wohl z. Th. auch darauf zurückzuführen, daß die Halle in Stutt-
gart in den letzten Jahren 7775 Kataloge mit den Mustern von
-(78 württembergischen Kunstgewerbetreibenden in deutscher, französischer,
englischer und italienischer Sprache zur Versendung gebracht hat.
Redner kommt nach eingehenderen Darlegungen zu dem Lrgebniß,
daß die Exportmusterlager für den Umsatz von In-
dustrie-Erzeugnissen lohnend seien, daß dasselbe aber hin-
sichtlich der kunstgewerblichen Arbeiten nur mit Vorbehalt gesagt
werden kann. Für kunstgewerbliche Artikel empfiehlt es sich, nur
Kataloge und Zeichnungen niederzulegen, die Prüfung in Natur aber
dem Kaustustigen an Vrt und Stelle in der Werkstatt anheimzugeben
— Kommerzienrath weidert (München) bedauert, daß in München
die kleinen Leute den Beitrag von 25 Mark scheuen und sich zurück-
ziehen, falls nicht sofort günstige Resultate zu sehen sind. Den gleichen
Vorgang hat man nach Kommerzienrath Ehni auch in Stuttgart
beobachtet, wenn nicht gleich Bestellungen erfolgen, obschon es auf
der Hand liegt, daß diese oft erst nach geraumer Zeit eingehen können.
— Kommerzienrath weidert theilt mit, daß das Frankfurter Lager
unverbindlich den Produzenten Aufträge vermittelt, deren Ausführung
es ihm ganz anlfeim gibt. In München, gilt es als Hauptaufgabe,
den Verkäufer durch gewissenhafte Erkundigung zu sichern und ihm
mit Rath und That beizustehen.
Der Vorsitzende faßt die Verhandlung über diesen Punkt kurz
dahin zusammen, daß die Exportmusterlager für das Kunstgewerbe
nur eine geringere Bedeutung beanspruchen dürfen, da die Kunst-
gewerbetreibenden die Lager nicht beschicken, auch Käufe nur ver-
einzelt auftrcten und das nur für solche Zweige, die auch in größeren
Massen erzeugen. >
Bei der zweiten Sitzung (d. 9, Aug.) hatte zu der Frage „über
die Heranbildung des Kunsthandwerkers" Unterstaatssekretär
vr. v. Mayr an Stelle des verhinderten Professor Graef das Referat
übernommen, dessen Grundgedanke Redner in die Worte zusammen-
! faßt: „was in der Werkstatt erlauscht werde, könne kein kunstgewerb-
licher Unterricht allein ersetzen, aber — er soll ihn ergänzen; der
Unterricht in der Kunstfachschule sei ein nothwendiges Mittel zur
Heranbildung des Kunsthandwerkers, in ihr soll er tiefer in die Ge-
! setze des Schönen eindringen lernen, und sich eine abgeschlossene Fach-
bildung aneignen." — Nach längerer Berathung wird eine vom
Referenten gestellte Resolution in der Form angenommen: „Für die
Heranbildung des Kunsthandwerkers ist das Schwergewicht auf die,
an den Elementarunterricht sich anschließende Meisterlehre zu legen,
welche jedoch nothwendigerweise der Ergänzung durch methodischen
gleichzeitigen, event. auch nachfolgenden Unterricht in Fachschulen be-
darf. Daneben wird sich, wo irgend thunlich, die Heranziehung der
Lehrlinge in den Jnteressenkreis des kunstgewerblichen Vereinslebens
empfehlen."
Zum letzten Gegenstand der Tagesordnung: „Kurze Mit-
theilungen (aus dem Schooße der Versammlung) über Erfahr-
ungen, welche mit neueren Materialien der kunstge-
werblichen Industrie gemacht sind," ertheilt der Vorsitzende
das Wort Herrn Generalsekretär Steinach (München), welcher auf
eine Reihe technischer Neuheiten, die sich z. Th. auf der Ausstellung
befinden, aufmerksam macht.
Nach weiteren Mittheilungen der Herren Groothosf-Hamburg,
Professor zur Straßen-Leipzig, Ehemiker Keim-München schließt der
Vorsitzende Direktor Lange den Kunstgewerbetag, worauf Baurath
Köhler-Hannover dem Vorsitzenden den Dank der Versammlung aus-
I spricht.