+■ H -*
/
\
Fig. Aspasiosgcmme von lUictt,
von schönster Arbeit! rother Jasxis. wirkliche Größe: 2 : 2,5 cm. Athene parthenos.*)
eber WemmenKunde. WS--
von Or. Dans rviggauer.
“0
Pinen eigenthümlichen Zauber haben die Ldel-
J steine von jeher auf die Menschen ausgeübt.
Der Besitz von Edelsteinen ist das Ziel, dem
Manche große Gpfer bringen, das zu erreichen
sie Nichts scheuen, wenn man aber heutzutage sich meist
begnügt, dem edlen Stein eine geschmackvolle Fassung zu
geben, ihn mit andern und andersfarbigen zu eineni wirk-
ungsvollen Schmuck zu vereinigen, so ist damit leider eine
früher auf hoher Stufe gestandene Aunst zurückgetreten.
Früher hat man allerdings auch dem Edelstein durch
Schleifen eine erhöhte Farbenwirkung, ein erhöhtes Feuer
zu geben versucht; man hat aber auch durch Glyptik dem
Edelstein die Bedeutung eines Aunstwerkes zu geben ver-
standen ; man hat dadurch, daß man vertiefte oder erhabene
Figuren in die Edelsteine schnitt oder gravirte, dem kost-
baren Material eine neue für Archäologie, Aunstmythologie
und Aunstgeschichtr hervorragende Bedeutung verliehen.
Mie die geschnittenen Steine die kostbarste Alasse der
aus dem Alterthum uns überkommenen Erzeugnisse der
schönen Aünste bilden, so auch vielleicht die zahlreichste.
Ihre Aleinheit hat sie leichter den zerstörenden fänden, der
Barbaren entzogen; den Zauber, den sie auf den Gebildeten
ausüben, haben sie auch auf die rohen Bölkerstamme geübt,
welche die antike Aultur mit ihren Denkmälern wegfegten.
Man legte ihnen magische Eigenschaften bei, man gebrauchte
sie als Amulete. So sind viele dieser herrlichen Merke uns
erhalten worden und bieten uns heute eine unendliche Quelle
künstlerischen Genusses. Dazu kommt, daß die geschnittenen
Steine meist in vortrefflicher Erhaltung auf uns gekommen
sind und aus fast allen Epochen der antiken Aultur. Diese
Vorzüge haben sie vor den übrigen Denkmälern des Alter-
thums mit den Münzen gemein. Die geschnittenen Steine
begegnen uns in den Zeiten des höchsten Alterthums im
Orient und Aegypten, sie begleiten uns ununterbrochen bis
zu der Glanzperiode der Aünste in Griechenland und Rom,
sie führen uns bis zu der Periode, da wieder die Melt in
Barbarei zurücksank und leben wieder auf in dem Jahr-
hundert, da neues Licht aufleuchtete und die Miedergeburt
der Aünste verkündete.
Der Ursprung der Steinschneidekunst ist wohl im
Grient zu suchen. In Babylon und Aegypten war die
Glyptik in Uebung und auf einer ziemlich hohen Stufe.
Bei den Aegyptern waren besonders die meist durchbohrten
und als Amulete getragenen Scarabäengemmen mit bsiero-
glyphenschrift beliebt. Die ältesten und rohesten dieser Aäfer-
gemmen haben halbkugelförmige Vertiefungen und sind
größtentheils Earneole, weniger häufig aus grünem Stein.
Die Scarabäen wurden als Ringe gefaßt und auch als
Todtenamulete den Mumien auf die Brust gelegt. Mahr-
fcheinlich direkt ging von hier aus die Glyptik zu den
Etruskern über, da auch hier Aäfergemmen gefunden werden,
freilich ist die andere Seite meist schon mit einem unter
griechischem Einfluß stehenden Gegenstände geschmückt.
Die ältesten Merke der griechischen Glyptik oder Stein-
schneidekunst sind die sogenannten Insel st eine, gesunden
auf den Inseln des ägäischen Meeres. Sie wurden wahr-
scheinlich als Amulete getragen, sind Achat, Jaspis oder
weichere Sorten und haben sehr primitive Darstellungen,
meist Ornamente, aber auch Thiere aller Art.
Mas das Material betrifft, so ist das ungemein
*) Nach dem Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des österreichischen Kaiserhauses.
Zeitschrift des bayer. AunstgewerbeMereins München.
*888. Heft 3 Sc ^ (Bg. *).
/
\
Fig. Aspasiosgcmme von lUictt,
von schönster Arbeit! rother Jasxis. wirkliche Größe: 2 : 2,5 cm. Athene parthenos.*)
eber WemmenKunde. WS--
von Or. Dans rviggauer.
“0
Pinen eigenthümlichen Zauber haben die Ldel-
J steine von jeher auf die Menschen ausgeübt.
Der Besitz von Edelsteinen ist das Ziel, dem
Manche große Gpfer bringen, das zu erreichen
sie Nichts scheuen, wenn man aber heutzutage sich meist
begnügt, dem edlen Stein eine geschmackvolle Fassung zu
geben, ihn mit andern und andersfarbigen zu eineni wirk-
ungsvollen Schmuck zu vereinigen, so ist damit leider eine
früher auf hoher Stufe gestandene Aunst zurückgetreten.
Früher hat man allerdings auch dem Edelstein durch
Schleifen eine erhöhte Farbenwirkung, ein erhöhtes Feuer
zu geben versucht; man hat aber auch durch Glyptik dem
Edelstein die Bedeutung eines Aunstwerkes zu geben ver-
standen ; man hat dadurch, daß man vertiefte oder erhabene
Figuren in die Edelsteine schnitt oder gravirte, dem kost-
baren Material eine neue für Archäologie, Aunstmythologie
und Aunstgeschichtr hervorragende Bedeutung verliehen.
Mie die geschnittenen Steine die kostbarste Alasse der
aus dem Alterthum uns überkommenen Erzeugnisse der
schönen Aünste bilden, so auch vielleicht die zahlreichste.
Ihre Aleinheit hat sie leichter den zerstörenden fänden, der
Barbaren entzogen; den Zauber, den sie auf den Gebildeten
ausüben, haben sie auch auf die rohen Bölkerstamme geübt,
welche die antike Aultur mit ihren Denkmälern wegfegten.
Man legte ihnen magische Eigenschaften bei, man gebrauchte
sie als Amulete. So sind viele dieser herrlichen Merke uns
erhalten worden und bieten uns heute eine unendliche Quelle
künstlerischen Genusses. Dazu kommt, daß die geschnittenen
Steine meist in vortrefflicher Erhaltung auf uns gekommen
sind und aus fast allen Epochen der antiken Aultur. Diese
Vorzüge haben sie vor den übrigen Denkmälern des Alter-
thums mit den Münzen gemein. Die geschnittenen Steine
begegnen uns in den Zeiten des höchsten Alterthums im
Orient und Aegypten, sie begleiten uns ununterbrochen bis
zu der Glanzperiode der Aünste in Griechenland und Rom,
sie führen uns bis zu der Periode, da wieder die Melt in
Barbarei zurücksank und leben wieder auf in dem Jahr-
hundert, da neues Licht aufleuchtete und die Miedergeburt
der Aünste verkündete.
Der Ursprung der Steinschneidekunst ist wohl im
Grient zu suchen. In Babylon und Aegypten war die
Glyptik in Uebung und auf einer ziemlich hohen Stufe.
Bei den Aegyptern waren besonders die meist durchbohrten
und als Amulete getragenen Scarabäengemmen mit bsiero-
glyphenschrift beliebt. Die ältesten und rohesten dieser Aäfer-
gemmen haben halbkugelförmige Vertiefungen und sind
größtentheils Earneole, weniger häufig aus grünem Stein.
Die Scarabäen wurden als Ringe gefaßt und auch als
Todtenamulete den Mumien auf die Brust gelegt. Mahr-
fcheinlich direkt ging von hier aus die Glyptik zu den
Etruskern über, da auch hier Aäfergemmen gefunden werden,
freilich ist die andere Seite meist schon mit einem unter
griechischem Einfluß stehenden Gegenstände geschmückt.
Die ältesten Merke der griechischen Glyptik oder Stein-
schneidekunst sind die sogenannten Insel st eine, gesunden
auf den Inseln des ägäischen Meeres. Sie wurden wahr-
scheinlich als Amulete getragen, sind Achat, Jaspis oder
weichere Sorten und haben sehr primitive Darstellungen,
meist Ornamente, aber auch Thiere aller Art.
Mas das Material betrifft, so ist das ungemein
*) Nach dem Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des österreichischen Kaiserhauses.
Zeitschrift des bayer. AunstgewerbeMereins München.
*888. Heft 3 Sc ^ (Bg. *).