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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1892

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Heft 1/2
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Falke, Otto von: Fürstliche Fayencen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6906#0011

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J- H

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Abb. Fliescufeld aus der Moschee Lenariyeh in Damaskus.

Blumeuiuuster in hellblau, grün und violett ausgcspart auf kobaltblauem Gründe. Loutlr-XeusinAtou-Muscum iu London.

Gezeichnet nach einer Photographie aus dem Werk: Die Musterschätze des 8onrd-I<LusinAron-MuseunlS in London;

München, Verlag von <£. Sta hl sen. (Julius Stahl), vgl. Ihrg. *89*- Beibl. S. 5^.

iiikisK FaWNÄ?)

von Dr. E>. V. Falke.

ie Türken erfreuen sich als Aunstvolk eiiles recht
schlechten Rufes. Man. hat ihnen nicht nur
eine weitgehende Zerstörungslust vorgeworfen,
sondern auch jegliche Fähigkeit und Begabung
zu künstlerischem Schaffen abgesprochen. Ihre jeder gewerb-
lichen Thätigkeit feindliche Indolenz wird als der Haupt-
grund des unbestreitbaren Verfalles im muhamedanischen
Griente angesehen. Es wäre eine sehr undankbare Auf-
gabe, diesem durch die geschichtliche Entwicklung der unter
türkischem Regiments steheitden Länder unterstützten Urtheil
gegenüber eine Ehrenrettung der osmanischen Rare zu ver-
suchen. Wohl aber ist es nothwendig darauf hinzuweisen, daß
der Nebel, in welchen die Geschichte des islantitischen Aunst-
gewcrbes gehüllt ist, dadurch nur noch verdichtet wird, wenn
man die Vsmanen aus der Reihe der künstlerisch thäligen
Nationen des Morgenlandes glatt ausscheidet. Um dieses
Dunkel einigermaßen aufzulichten, ist es nöthig, neben der
chronologischen Gruppirung der zahlreichen Erzeugnisse
muslimischen Aunstfleißes auch ihre örtliche Herkunft fest-
zustellen. Diesem Bestreben, dein ohnedies große Schwierig-
keiten entgegentreten, ist die consequente Mißachtung der
Türken aber äußerst hinderlich gewesen. Sie hat zur Folge
*) Nachdruck des Textes und der Abbildungen verboten.

gehabt, daß man alle älteren Arbeiten unter die Perser
und Araber aufgetheilt hat, wenn man sich nicht mit der
allgemeinen Zuweisung an den „Grient" begnügte.

Daniit ist ein Fortschritt in der Erkenntniß nicht zu
erreichen. Dagegen muß es immerhin schon als ein solcher
betrachtet werden, wenn es gelingt, eine bestiinmte Gruppe
von Teppichen, Geweben oder Aunsttöpfereien als türkisches
Fabrikat festzulegen. Dabei braucht die Frage, ob die Türken
künstlerische Begabung besitzen, kaum berührt werden. Denn
man wird allerdings darauf verzichten müssen im einzelnen
Falle darüber zu entscheiden, ob den Türken selbst oder den
unterworfenen Griechen, Armeniern, Syrern oder Iraniern
das Verdienst der schaffenden Thätigkeit zukommt.

Ein vorurtheilfreies Studium des orientalischen Aunst-
gewerbes zeigt, daß das osmanische Reich in der That zuin
mindesten auf den drei genannten Gebieten als ein sehr
beachtenswcrther Producent anzuerkennen ist. Begründen
läßt sich diese Thalsache am besten bei den Geschirren und
Fliesen, die in Aunsthandel und in Liebhaberkreisen allgemein
als Rhodusfayencen bekannt find.

Diese umfangreichste und wirkungsvollste Art der orien-
talischen Aunsttöpferei gehört trotz der landläufigen Be-


Zeitschrift des bayer. Aunstgewerbe-Vereins München.

*892. Heft *. (Bg. *.)
 
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