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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1892

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Heft 3/4
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Haushofer, Max: Die letzten Schicksale künstlerischer und gewerblicher Erzeugnisse, [2]: Vortrag, gehalten im bayerischen Kunstgewerbe-Verein
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https://doi.org/10.11588/diglit.6906#0027

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Thüraufsatz in dem fürstlichen Schloß zu Detmold.

Nach Entwurf von Prof. Fr. Brochier, Nürnberg, in Eichenholz geschnitzt von f Bildhauer Carl Fischer, München.

Nie lehtN KHWlr kmifllmW und geweWlUK Utzeugnisse.

Vortrag, gehalten im bayerischen Kunstgewerbe-Vercin von Professor Or. Max Haushofer.

(Schluß.)

nter den altasiatischen Reichen ist eines der sagen-
haftesten das uralte baktrische Reich, zwischen
den hochgipfeln des hindukusch und dem <vxus
gelegen. In seiner Hauptstadt Baktra hatten
große Schätze sich aufgehäuft, welche, als Ninus jenes Reich
zur Zeit, da Vxathres dort herrschte, in Trümmer warf,
von ihm als Beute nach Niniveh gebracht wurden. Zwischen
den umfangreichen Mauern von Niniveh bargen sich nun
unermeßliche Schätze, welche Sardanapal um sich aufhäufte,
a*s er mit seinen Weibern den Scheiterhaufen bestieg, weil
Stadt gegen den andrängcnden Meder Arbaces nicht
Mehr zu halten war. So gewaltig war der Brand der Burg
von Niniveh, daß über das rauchende Gebein des Königs
und seiner Treuen das geschmolzene Metall hcrabfloß, das
dann nach Babylon und Lkbatana geführt ward.

Nach Niniveh ward Babylon die reichste Schatzkammer
Asiens. In seinen Tempeln leuchteten riesenhafte Götter-
bilder von Gold; Babel war der große Pfühl alles Reich -
thums und aller Laster der Welt, wie schon damals
Weisheit und Mäßigung dem Taumel der Habsucht entgegen-
trate», zeigt das Beispiel der edlen Königin Nitokris, die
auf ihrem Grabnral eine Einladung zur Plünderung ihrer
Trust anbringen ließ. Als dann Darius dieser Einladung
folgen wollte, fand er nichts von Schätzen, als den Leichnam
der hochsinnigen Frau.

Die Schätze der altasiatischen Welt wuchsen mit den
asiatischen Despotien und gingen mit ihnen verloren, was
die Affyrer, was die Babylonier und Meder in ihren Burgen

aufgehäuft hatten, ward eine Beute der persischen Eroberer.
Zu dem, was Lyrus dem reichen Krösus genommen hatte,
warf der wilde Kambyses noch die Schätze des eroberten
Aegypten, darunter einen goldenen Kreis von 365 Ellen
Umfang und einer Elle Breite, auf welchen: alle Tage
des Jahres eingeschrieben waren.

Gleichsam nragnetisch angczogcn, strömten alle Schätze
der damaligen bekannten Welt in der Königsburg zu perfe-
polis zusammen. Dort lagen sie, ein unermeßlicher Reich -
thum, bis der große Alexander das perserreich in jähem
Ansturm niederwarf und seine Krieger die Perserstadt plün-
derten. Zehntausend Gespanne von Manlthieren und acht-
hundert Kameele waren erforderlich, um den Schatz von
Persepolis nach Susa zu bringen.

Als Alexanders glänzender Stern erloschen war, wurden
auch seine Schätze zerstreut. Vieles davon mag in die
Schatzkammer der Ptolemäer gekommen sein; vieles mit den
fchlachtennrüdcn makedonischen Kriegern nach Griechenland.

Aber noch einmal flössen Jahrhunderte später die
Schätze der alten Welt an einem Platze zusammen. Das
war inr kaiserlichen Rom.

Der Erdkreis war geplündert worden, was die Schiffe
und die Karavancn der Karthager in ihrer Stadt aufge-
häuft hatten; was griechische Kunst, aegyptischer Fleiß,
orientalischer Despotismus erworben und zusaminengehäuft
hatten: das Kostbarste davon wanderte nach dem einzigen
großen Rom, unr dieses Herz der alten Welt für Jahr-
hunderte in einen Rausch von blendendem Luxus zu versetzen.

3^tschrjft des

bayer. Aunstgewerbe-Vereins München.

*892. Heft 5 & §. (Bg. *.)
 
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