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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1892

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Heft 3/4
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Moser, Ferdinand: Meurers Naturformstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.6906#0030

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wähnte von ZTÜ. ZITeurer „Das Studium der Natur-
formen rc. rc." H889, die Preisschriften von Moser*) und
Mettel (letztere noch nicht im Druck erschienen), welche
auf Grund einer Ausschreibung des Vereins Deutscher
Zeichenlehrer verfaßt wurden, und endlich eine kleine Schrift
M. Metzger's „Zurück zur Natur",
welche sich auf eine Zusammenstellung
von publizistischen Aeußerungen be-
schränkt. Line große Zahl von Auf-
sätzen in fachlichen Zeitschriften wollen
wir nur erwähnen, ohne sie fpeciell
aufzuzählen.

Von Publikationen des Auslandes
nennen wir das bekannte Merk von
Rupricki-Nobert „La flore orna-
mentale“, welchem wir übrigens einen
besonderen Werth nicht zusprechen
können, trotzdem es nicht ohne Einfluß
auf die Gestaltung des kunstgewerb-
lichen Unterrichts in Frankreich war,
und die englischen Werke: „Haite,

Plant studies for artists, designers and
art students“ und blulme, i) „Plant
form“; 2) „Plants their natural growth
and ornemental treatment“, Publi-
kationen, welche theilweise sehr werth-
volles Material enthalten. Was den
Unterricht im angewandten Natur-
formenzeichnen anbelangt, fo wären in
erster Linie die Engländer zu nennen,
welche schon Ende der vierziger Zahre
in ihren Gewerbezeichenschulen an-
gefangen hatten, diesen Lehrgegenstand
zu pflegen, und insbesondere gelegent-
lich einer Ausstellung der Schule des
Kensington-Museums sehr beachtens-
werthe Leistungen auf diesem Gebiete
aufzuweisen gehabt haben sollen. That-
sächlich waren die Franzosen auf der
Londoner Ausstellung H852 höchlich
erstaunt über die vortrefflichen Leist-
ungen der englischen Industrie. Uebri-
gens holte Frankreich das Versäumte
im Unterrichtswesen sehr bald nach und
hat dem Naturformenstudium seither
ausgedehnteste Pflege angedeihen lassen.

Die Leistungen der französischen Schulen
der Gegenwart sind im Jahrgang s 889
dieser Zeitschrift (S. J35) eingehender
besprochen. Zn Deutschland hat die
allgemeine Gewerbeschule in Hamburg
sich seit Zähren die pflege des ge-
nannten Lehrgegenstandes angelegen
fein lassen, neuerdings auch die Schulen
in Pforzheim, Lübeck und Hannover.**)

Mit einer Versuchsklasse unter Leitung ZNeurer's ist wohl
die Schule des Berliner Kunstgewerbe-Mufeums nickst nur

*) (Eine Besprechung dieser Schrift findet sich in Nr. 2 des Beiblattes.

**) Schulen, welche das sogenannte „Blumenzeichnen und -Malen"
ohne „Stilisiertibungen" betreiben, sind hier natürlich nicht angeführt.

vorübergehend in die Reihe der kunstgewerblichen Schuleit
eingetreten, welche sich mit dem Studium der Naturformen
eingehender befassen.

Nach dieser zweifelsohne lückenhaften Zlufzählung der
uns bekannten literarischen Erscheinungen, Künstler, Schulen
und Schulmänner, welche uns bei
unseren: Thema zu interessiren habeil,
wollen wir die Gedanken Meurer's
über das angewandte Naturformen -
studium an kunstgewerblichen Schulen
und feine Zlbsichten und Ziele kurz
besprechen. Während man seither in
Publikationen und in: Unterrichte ent-
weder nur die rein ntalerische Er-
scheinung der Naturform oder aber
eine direkte Zlnwendung der natür-
licheil Foviii für eilte Kunstform in:
Eharakter dieses oder jenes Stiles in's
Auge gefaßt hatte, strebt ZNeurer
an, den ganzen kunstgewerblichen
Unterricht mit den Zdeen der ver-
gleichenden Betrachtung und des ge-
meinsamen Studiums von Kunst- und
Naturformen zu durchdringen. So er-
scheint es ihn: demnach nicht als die
erste Zlufgabe, Unterricht im fogenann-
ten Stilisiren ertheilen zu lassen, wor-
aus sich erklärt, daß iil der Sonder-
ausstellung im Berliner Kunstgewerbe-
museum keinerlei direkte Altwendung
der Naturform auf das Kunstgewerbe
ausgestellt zu finden war, wenn auch
gerade dieser scheinbare ZUangel nicht
nur den Laien, sondern auch recht
vielen Fachmännern ausfallend er-
scheinen mußte.

ZNeurer selbst bezeichnet als die,
ihm in den letzten Zähren zur Lösung
vorschwebende, Frage: zu ergründen,
wie die Natursormenverwendung zur
Ausgestaltung der Kunstform am zweck-
mäßigsten und erfolgversprechendsten
in: kunstgewerblichen Schulunterricht,
welcher heutzutage an die Stelle der
Erziehung in der Werkstatt getreten
ist, zu behandeln sei. Er nennt die
kunstgewerbliche Schule noch mehr
„ein nothwendiges Nebel" als die
Kunstakademien, mit welchem aber
gerechnet werden müsse. ZVährend die
Kunstakademien in vielen Fällen ge-
statten, in den: endgiltigen Material
zu arbeiten und die Technik für die
Behandlung desselben auszubilden,
kann die kunstgewerbliche Schule nur
eine allgemeine Erziehung auf ihrem Gebiete geben, selten
aber und nur in speziellen Fachklassen technisches Kunst-
formengefühl ausbilden oder auf das einzelne Fach des
Kunsthandwerkers mit all' feinen Bedingungen näher ein-
gehen. hierin liegt (nach ZNeurer) eine bjauptschwierigkeit
 
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