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Beispiel dafür. Meistens stellen diese in ornamentaler Um-
rahmung Scenen aus dem alten Testamente oder aus den
griechischen Göttersagen dar. Solche alteOefen, welche sämmtlich
aus Hamburg stammen, und von der großen Blüthe der pam-
burgischen Töpferei im vorigen Jahrhundert zeugen, wurden,
als sie in der Stadt aus der Mode kamen, an die Bauern
Hutständer aus den Kirchen zu Lurslak (5 Stücke links) und
Altengamm (rechts).
Gezeichnet von <£. Schlotke-Hamburg.
verkauft, welche sie getreulich aufbewahrten und denen wir
dadurch zu großen: Danke verpflichtet sind; denn in der
Stadt hat sich auch nicht ein einziges Exemplar erhalten*).
Theilweise sind die Wände, besonders um den Mfen herum,
mit kleinen Wandkacheln besetzt; sonst ist die Stube fast
ganz vertäfelt, und das polz hat durch die Zeit einen
*) Der große Brand vom Jahre ;8H2 mag damit allerdings
auch aufgeräumt haben.
wunderschönen tiefbraunen Ton erhalten, die Verzierung
der Vertäfelung ist ziemlich einfach, inden: die Felder in
längliche achteckige Füllungen eingetheilt sind, deren Mitte
durch einen aus verschiedenfarbigen hölzern gebildeten Stern
belebt wird. Zu benierken wären auch noch die wunder-
schönen Stühle, deren Rücklehnen ganz und gar mit Intarsia
bedeckt sind. Das Mittelfeld stellt wieder einmal den beliebten
Blumenkorb dar; oben darüber ist in einer mit außer-
ordentlicher Sicherheit hergestellten altmodischen Antiqua-
schreibschrift der Name des Besitzers angebracht, unten die
Jahreszahl. Die beiden Pfosten der Rücklehne sind mit
Kerbschnitzerei verziert und enden oben in einer senkrechten
runden Scheibe. Die Armlehnen bilden gedrehte Docken,
ebenso finden sich diese unter der Intarsia der Lehne. Der
geflochtene Sitz wird mit einem aus Teppichstoff genähten
Kissen bedeckt, ein armseliger Ersatz für die früher überall
vorhandenen Gobelinkissen (Abb. S. 32).
Eigenartig wie die Käufer sind auch die äußerlich sehr
unscheinbaren Kirchen ausgestattet. Das Erste, was uns
bei dem Betreten der Neuengammer Kirche in die
Augen springt, ist das Gestühl. Dasselbe ist ganz und gar
mit eingelegter Arbeit bedeckt, die unteren und oberen
Füllungen sind etwas vertieft, wogegen die mittleren, ein
längliches Achteck bildenden Füllungen ziemlich stark hervor-
treten. Das Motiv für die Verzierungen ist fast durch-
gängig eine Vase oder ein Korb mit Blumen und Zweigen,
auf welchen hie und da ein kleiner Vogel sitzt. Oben ist
dann bei fast jeder Thür noch der Name des Stifters und
Stellen-Inhabers und die betreffende Jahreszahl angebracht.
Die darüber auf dem Gestühl angebrachten, schmiedeisernen
Ständer dienen zum Aufhängen der püte (Abb. S. 35). Die
Lurslaker Kirche, welche nicht weit davon an der andern
Seite der dove Elbe liegt, kann sich mit der vorgenannten
hinsichtlich des Stuhlwerks nicht messen; dasselbe enthält
keine ornamentalen Intarsien — nur die Namen der Bauern
sind in kunstvoller Schrift eingelegt zu sehen, da in dieser
Gegend jeder Bauer seinen eigenen bestimmten Platz hat.
An: so zahlreicher und schöner sind dagegen die schmied-
eisernen Putaufhänger; es ist dies auch eine Vierländer
Eigenthümlichkeit, die sich anderswo nicht wiederfindet.
Meistens sind diese Gestelle nur bei den Plätzen der Männer
(denn die Geschlechter sitzen getrennt von einander) und ver-
leihen der Kirche einen großen Reiz. Als Motive dienen
wieder naturalistisch gehaltene Blumen, und unter diesen
dominiren die Tulpen, Rosen und Astern; gewöhnlich ist
dann noch ein herzförmiger Schild angebracht, welcher auf
vergoldetem Grunde mit rothen Buchstaben oder umgekehrt
den Namen oder wenigstens das Monogramm des Besitzers
enthält. Pie und da sieht man auch das pamburger Wappen
und den Lübecker Doppeladler*). Zuweilen finden sich die
Putgestelle auch übertrieben reich mit allen möglichen Barock-
schnörkeln, an welchen an kleinen Kettchen dann verschieden-
artige Anhängsel befestigt sind. Die Endigung ist dann
öfters eine Krone. So ließen sich noch alle möglichen
Formen beschreiben; einen der Ständer z. B. schmückt (in
Eisen geschnitten) ein Bauer sammt einem von zwei Pferden
gezogenen Pflug. Au bemerken wäre auch noch die Kanzel
*) Die vierlande gehörten noch bis in dies Jahrhundert hinein
Hamburg und Lübeck gemeinsam, bis die erstere Stadt der letzteren
den ihr gehörigen Antheil abkaufte.
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Beispiel dafür. Meistens stellen diese in ornamentaler Um-
rahmung Scenen aus dem alten Testamente oder aus den
griechischen Göttersagen dar. Solche alteOefen, welche sämmtlich
aus Hamburg stammen, und von der großen Blüthe der pam-
burgischen Töpferei im vorigen Jahrhundert zeugen, wurden,
als sie in der Stadt aus der Mode kamen, an die Bauern
Hutständer aus den Kirchen zu Lurslak (5 Stücke links) und
Altengamm (rechts).
Gezeichnet von <£. Schlotke-Hamburg.
verkauft, welche sie getreulich aufbewahrten und denen wir
dadurch zu großen: Danke verpflichtet sind; denn in der
Stadt hat sich auch nicht ein einziges Exemplar erhalten*).
Theilweise sind die Wände, besonders um den Mfen herum,
mit kleinen Wandkacheln besetzt; sonst ist die Stube fast
ganz vertäfelt, und das polz hat durch die Zeit einen
*) Der große Brand vom Jahre ;8H2 mag damit allerdings
auch aufgeräumt haben.
wunderschönen tiefbraunen Ton erhalten, die Verzierung
der Vertäfelung ist ziemlich einfach, inden: die Felder in
längliche achteckige Füllungen eingetheilt sind, deren Mitte
durch einen aus verschiedenfarbigen hölzern gebildeten Stern
belebt wird. Zu benierken wären auch noch die wunder-
schönen Stühle, deren Rücklehnen ganz und gar mit Intarsia
bedeckt sind. Das Mittelfeld stellt wieder einmal den beliebten
Blumenkorb dar; oben darüber ist in einer mit außer-
ordentlicher Sicherheit hergestellten altmodischen Antiqua-
schreibschrift der Name des Besitzers angebracht, unten die
Jahreszahl. Die beiden Pfosten der Rücklehne sind mit
Kerbschnitzerei verziert und enden oben in einer senkrechten
runden Scheibe. Die Armlehnen bilden gedrehte Docken,
ebenso finden sich diese unter der Intarsia der Lehne. Der
geflochtene Sitz wird mit einem aus Teppichstoff genähten
Kissen bedeckt, ein armseliger Ersatz für die früher überall
vorhandenen Gobelinkissen (Abb. S. 32).
Eigenartig wie die Käufer sind auch die äußerlich sehr
unscheinbaren Kirchen ausgestattet. Das Erste, was uns
bei dem Betreten der Neuengammer Kirche in die
Augen springt, ist das Gestühl. Dasselbe ist ganz und gar
mit eingelegter Arbeit bedeckt, die unteren und oberen
Füllungen sind etwas vertieft, wogegen die mittleren, ein
längliches Achteck bildenden Füllungen ziemlich stark hervor-
treten. Das Motiv für die Verzierungen ist fast durch-
gängig eine Vase oder ein Korb mit Blumen und Zweigen,
auf welchen hie und da ein kleiner Vogel sitzt. Oben ist
dann bei fast jeder Thür noch der Name des Stifters und
Stellen-Inhabers und die betreffende Jahreszahl angebracht.
Die darüber auf dem Gestühl angebrachten, schmiedeisernen
Ständer dienen zum Aufhängen der püte (Abb. S. 35). Die
Lurslaker Kirche, welche nicht weit davon an der andern
Seite der dove Elbe liegt, kann sich mit der vorgenannten
hinsichtlich des Stuhlwerks nicht messen; dasselbe enthält
keine ornamentalen Intarsien — nur die Namen der Bauern
sind in kunstvoller Schrift eingelegt zu sehen, da in dieser
Gegend jeder Bauer seinen eigenen bestimmten Platz hat.
An: so zahlreicher und schöner sind dagegen die schmied-
eisernen Putaufhänger; es ist dies auch eine Vierländer
Eigenthümlichkeit, die sich anderswo nicht wiederfindet.
Meistens sind diese Gestelle nur bei den Plätzen der Männer
(denn die Geschlechter sitzen getrennt von einander) und ver-
leihen der Kirche einen großen Reiz. Als Motive dienen
wieder naturalistisch gehaltene Blumen, und unter diesen
dominiren die Tulpen, Rosen und Astern; gewöhnlich ist
dann noch ein herzförmiger Schild angebracht, welcher auf
vergoldetem Grunde mit rothen Buchstaben oder umgekehrt
den Namen oder wenigstens das Monogramm des Besitzers
enthält. Pie und da sieht man auch das pamburger Wappen
und den Lübecker Doppeladler*). Zuweilen finden sich die
Putgestelle auch übertrieben reich mit allen möglichen Barock-
schnörkeln, an welchen an kleinen Kettchen dann verschieden-
artige Anhängsel befestigt sind. Die Endigung ist dann
öfters eine Krone. So ließen sich noch alle möglichen
Formen beschreiben; einen der Ständer z. B. schmückt (in
Eisen geschnitten) ein Bauer sammt einem von zwei Pferden
gezogenen Pflug. Au bemerken wäre auch noch die Kanzel
*) Die vierlande gehörten noch bis in dies Jahrhundert hinein
Hamburg und Lübeck gemeinsam, bis die erstere Stadt der letzteren
den ihr gehörigen Antheil abkaufte.
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