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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 1
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Kisa, Anton Carel: Der "Friedenssaal" in Osnabrück
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0017

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abgebrochen. 3m folgenden 3a^rc >vird der Grundstein
zuin Neubau gelegt und einige „feinere Bildhauerarbeit"
angefertigt, demnach der Bau doch wohl bis über das Erd-
geschoß gefördert. 3n den beiden folgenden fahren kam
inan ein gutes Stück weiter, doch war die Arbeit keines-
falls H503, d. h. ein 3ahr vor den: Tode des für die
Geschichte der Stadt hochbedeutenden Bürgermeisters Lrdwin
Erdmann beendet, wie es tu Stüve's Stadtgeschichte heißt,
da erst sSss die Fenster mit Glas versehen werden. Mit
echt westfälischer Gründlichkeit und Bedächtigkeit scheint alles
vorbereitet und durchgeführt worden zu sein. Fehn Fohre
vor Beginn des Baues kauft man bereits das Holz für den-
selben — wohl nur, um es gut austrocknen zu lasten. Aus
dent 3ahre söss finden sich noch Rechnungen über geliefertes
Schmiedewerk und bis s3s7 solche von verschiedenen Hand-
werkern, welche an der äußeren und inneren Ausstattung

Vertäfelung, in der spätgothische Rollbänder mit Medaillon-
bildnissen abwechseln, männlichen und weiblichen fi)rofilköpfen
in kreisförmiger Umrahmung, deren Hohlkehle durch gepaarte
Einschnitte belebt ist. Den Raum oberhalb und unterhalb der
Medaillons füllen Voluten mit Blattwerk und Masken. Die
Ungleichheit der Arbeit beweist, daß verschiedene Hände zu
verschiedenen Zeiten an dem Täfelwerk beschäftigt waren.
Die ältesten Theile sind jedenfalls die drei Felder mit Wappen-
darstellungen in rundbogigen, von doppeltem Zahnfries gs-
fchmückten und von kanellirten Säulen gestützten Arkaden-
öffnungen, von denen das mittlere den Schild mit dein osna-
brückischen Rade und der Zahreszahl söäis von zwei Löwen
gehalten zeigt; rechts davon befindet sich das Schild init der
Marke und den Zuitialen LVE des Bürgermeisters Lukas
van Endehoven, mit einem Greifen als Schildhalter, links ein
dritter mit einem Storch, daneben Marke und Znitialen bl 8,

Sitzbank aus dom „Friedenssaal" in «Osnabrück.

arbeiten, darunter jedoch keine, welche man init Sicherheit
auf die Ausstattung des „Friedenssaales" beziehen könnte.

Diesen Namen führt der im Erdgeschosse zur Linken
liegende Rathsaal, welcher durch die ^643—^8 in ihm ge-
pflogenen Verhandlungen zur Beendigung des 30jährigen
Ariegcs berühmt geworden ist. Ein längliches Rechteck
bildend, mit stacher Balkendecke versehen, wird er durch fünf
große, in gedrücktem Rundbogen abgeschlossene Fenster er-
hellt, von denen drei.an der östlichen Längswand, zwei an
der schmalen, der Eingangsthür gegenüber liegenden Süd-
wand angebracht sind. Diese Thür, sowie eine zweite, welche
am Ende der Westwand nach der Amtsstube des Bürger-
meisters führt, ist niedrig und einflügelig. Als bedeutendster
Schmuck des Raumes ziehen sich an der West- und Südwand
eichene Sitzbänke (siehe Abbildung) zum Theil in zwei Reihen
hin, mit hoher, in rechteckige Felder gegliederter Rücken-

auf Heinrich Storck gen. Meyer, den Vorgänger Ende-
hovens, bezüglich, gehalten von einem Löwen. Stil und
Technik der Thierfiguren und der Dreiblätter in den Zwickeln
sind herber und befangener als in den Medaillonfeldern, sie
stehen auch in ihrer Unbeholfenheit im Gegensatz zu der
flotten und reichen Entwicklung des Ornamentes in den
langen Friesstreifen über ihnen, welche 2—3 der unteren
Füllungsfelder (die Ordnung ist unregelmäßig) zusammen-
faffcn: 3" der Mitte aus einem Rund frei hervortretende
Männerköpfe von sehr guter Durchbildung, daran an-
schließend aus Greifen, Masken, männlichen Halbfiguren
hervorwachsende Ranken init Blattwerk, Schnecken, Tierköpfen
in mannigfaltigem, aber immer edlem Wechselspiele. Auf
den« Friesstreifen, welcher die Füllungen init den Wappen
Osnabrücks und der beiden Bürgermeister zusammenfaßt,
liest nran auf einem Spruchbande unter einem Therubim
 
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