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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 10
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Schmid, Wolfgang: Hans Muelich: Miniaturmaler am Hofe Albrechts V. von Bayern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0091

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Nach Muelich (7).

achdein Albrecht den Thron bestiegen und so in
^en Besitz des Schatzes seines Vaters gelangt
war, ließ er auch diese Uleinodien von Muelich
in den Jahren s552 bis ^556 abbilden. Lin
Pergamentbändchen, welches eine Zierde der Münchener
Staatsbibliothek bildet, zeigt aus 56 Blättern, auf deren
Vorder- und Rückseite, je Vorder- und Rückseite der Uleinode.
Die ineisten derselben gehen in ihrer Entstehungszeit in die
Regierung Wilhelm IV. zurück, doch sind auch neuere dabei,
die wahrscheinlich nach Muelichs Angabe gefertigt worden
sind. Für dies Schatzinventar gilt das oben vom Inventar
von j5^6 Gesagte: eine eminente Technik in der Behandlung
der Farbe, in den selbsterfundenen Formen des Rahmwerkes
Feinheit und Phantasie.

Welche Bedeutung damals das Münchner Uunstgewerbe
hatte, geht aus den von pefner Alteneck publizirten Entwürfen
zu Prachtrüstungen französischer und spanischer Uönige her-
vor. Ist die Ausführung vielfach in anderen Städten ge-
schehen, die Entwürfe stammen fast ausschließlich von
Münchener Künstlern, obwohl man lange Zeit ihnen ita-
lienischen oder französischen Ursprung zuschreiben wollte.
Unter diesen Künstlern wie Ehr. Schwarz, p. Bol, Fr.
Sustris erscheint s5^7 auch unser panns Muelich. Seine
Formen sind in den erhaltenen Entwürfen, welche ebenfalls
pefner-Alteneck veröffentlicht hat, so charakteristisch, daß sie
sofort erkannt werden. Dabei sind sie speziell für die Metall-
technik erfunden.

War Muelich in den bis jetzt erwähnten Buchmalereien,
fei es durch den schon vorliegenden Gegenstand, sei es durch
die Rücksicht auf technische Ausführbarkeit, immer nach einer
Seite hin gebunden, so trug dies doch unendlich viel dazu
bei, ihin eine unglaubliche Maltechnik zu eigen zu machen.
Dies kam natürlich der Entwicklung seines eminenten Ta-
lentes für dekorative Miniaturmalerei, da wo er seiner un-

erschöpflichen Phantasie freien Lauf lassen konnte, erst recht
zu Statten. Aeußerlich unterstützte ihn der perzog durch
großartige Aufträge, die ihn eigentlich bis an fein Lebens-
ende beschäftigten.

So „illuminirte" er 1557 ein „Petbuchl" der perzogin,
welches leider verloren ist. Von Albrecht V. besonderer
Vorliebe für die Musik haben wir oben schon berichtet.
Naheliegend war für ihn daher der Entschluß die Gesangs
kompositionen seiner pofkantoren in würdiger Form auf-
zeichnen zu lassen. Daß er aber Muelich mit der Illu-
stration der großen Pergamentbände beauftragte, beweist
wie gut der perzog erkannt hatte, auf welchen: Gebiete die
höchsten Leistungen des Künstlers zu erwarten feien. — Das
System, das Muelich dabei anwandte, bleibt sich eigentlich
bei den Motetten des Typrian de Rore und den Psalmen
des Mrlando di Lasso gleich. Die Notenzeilen sind in einem
Rahmenwerk bald linearen, bald naturalistischen Tharakters
eingeschlossen. Piezu treten dann direkte Illustrationen des
Textes oder bildliche Darstellungen, die in einer oft weit-
hergeholten, heute sogar manchinal unverständlichen allegor-
ischen Beziehung zum Texte stehen. Dann kommen aus
den ersten Blättern meist Porträts des Perzog und der
perzogin, Wappen, am Schluffe gewöhnlich fein und des
Komponisten Bildniß.

Im Dezember s55ff war der erste Band mit den
Motetten des Typrian de Rore fertig. In denselben sind
die Miniaturen noch nicht in der unendlichen Fülle gegeben
wie später.

Nachdem Muelich s560 wieder Gebetbüchlein s56s
und 62 Anderes für die perzogin gemalt, beauftragte ihn
Albrecht mit der Ausmalung der zwei Riesenpergament-
bände ch. 59 br. cm), in denen nach seiner Auswahl
sieben Buß- und zwei Lobpsalinen des berühmten Grlando
di Lasso ausgezeichnet wurden.

*) Die zu diesem Aufsatz gehörigen Abbildungen (S. 57, 73—79 und 8^—87) sind nach den von ffanns Muelich herrührenden

reichgemalten Randzeichnungen zu Vrlando di Lasso's Bußpsalmen in Federzeichnung kopirt von I. Daschner.

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Zeitschrift des bayer. Aunstgewerbe-vereins München.

\8<M. Heft \0. (Bg. U
 
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