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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 9
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Schr., A.: Keramisches
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G.: Eine Geschichte der Ornamentik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0087

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des Utufeums hinzugekonnneir verzeichnet wurden, der Name
Rehweiler aber nicht genannt wird. Die maßgebenden Stücke
dieser Fabrikation finden sich im germanischen Museum,
insbesondere ein Teller, der aus der Rückseite als Marke
das gräflich Tastell'sche Wappen trägt. In der Malerei
herrscht die braungrüne und braunrothe Farbe vor; schwarze
Tontouren. Darstellungen in chinesischem Geschmack. Die
vorstehenden Mittheilungen verdanken wir der Güte der
gräflich Tastell'schen Domanial-Aanzlei in Tastell.

Sch re tzh ei in bei Tllwangen. Garnier bezeichnet, dein
Vorgänge Iacquemarts folgend, als den Begründer der
Fayencefabrik ca. \620 einen Wintergurst. Auch Iaennicke
thut das Gleiche. Dieß ist unrichtig. Die Familie die bis
f8fO eristirte, heißt, wie Bruno Bücher festgestellt hat, (Gest:
Museum X Ss-s) Wintergerst. Schretzheim niarkirte mit
der aufwärts gerichteten Pfeilspitze.

Stralsund. Diese Manufaktur begründet s75l. durch
Jean paskowitz, einem der besseren Arbeiter von Roerstrand,
kam zu einer großen Bedeutung \767 unter der Direktion
von Threnreich. Die Art ist der der schwedischen Fabriken
von Roerstrand und Marienberg ähnlich.

Von den wichtigeren Werkstätten in Süddeutschland ist
übersehen pafnerzell an der Donau, wo sich vom Ende
des sechszehnten Jahrhunderts an zahlreiche Betriebe be-
fanden, wie das „Reisbuch" von Paris Georg Trnstinger
berichtet. Die Werkstätten bestanden bis Anfang dieses Jahr-
hunderts und es gehören ihnen eine große Anzahl von

Rannen, Platten und insbesondere Artige an, die mit Blumen
in Aobalt, Mangan und Gelb oder mit polychromen Dar-
stellungen (Madonnen) dekorirt sind. Auch Gold findet An-
wendung. In den Sammlungen gehen die pafnerzeller Arbeiten
unter den Namen von Nürnberg, Aünersberg, Salzburg.

In Norddeutschland ist vergessen die Werkstätte 'von
Münden, Provinz Hannover, deren mannigfaltige Er-
zeugnisse, ungefähr 200 an der Zahl, auf der keramischen
Ausstellung in Hannover ^889 bewundert werden konnten.
Das Nähere über Münden findet sich Aunstgewerbeblatt
3. Jahrgang f889 p. \77 ff. Die Mündener Netzvasen
in Fayence gehören zu dein Besten, was die keramischen
Werkstätten des f8. Jahrhunderts hervorgebracht haben.

Dem Diktionnaire Garniers ist, wie schon bemerkt, eine
historische Einleitung vorausgeschickt, durch welche uns auf
57 Seiten in vier Abtheilungen (Glasirte Thonwaare, Stein-
gut, emaillirte Fayence, und Waare aus Pfeifenerde [fayence
finej) eine Uebersicht über das gefammtc Gebiet in einer so
kurzen und klaren Weise gewährt wird, wie sie in solcher
Weise bisher nicht vorhanden war. Man erkennt hier den
Autor, der die geschriebenen Quellen und die technischen
Vorgänge in gleicher Weise beherrscht, und der das Ver-
mögen hat, das was er erkannte, in einer ebenso unter-
richtenden als anziehenden Form wiederzugeben. Dieser
historische Essay ist ein Rleisterstück von Darstellung, welches
verdiente, auch in anderen Sprachen, als der französischen,
bekannt zu werden. A. Sehr.


Scbermantt, ber sich um bic Stilwandlungen innerhalb ber
Grnamentik interessirt, bat wohl schon ben Wunsch gehegt,
ein Mal eine „Geschichte ber ©rnamentif" erstehen zu sehen,
welche Sie Entstehung und Entwicklung ber durch Iahr-
tausenbe fort vererbten Grnament-Elernente behanbelt unb ben meist
nur geahnten Zusammenhang zwischen ben verschiebenen Grnament-
stilen klar an band von Beispielen Nachweise. Lin Buch bieser Art,
unb zwar von einem Berufenen, ist nun erschienen. Bor einigen Jahren
veröffentlichte Dr. Al. Riegl, Lustos am österreichischen Museum für
Kunst unb Industrie, sein Buch über altorientalische Teppiche, in welchem
er unter Hinweis auf die nahe Verwandtschaft zwischen byzantinischer
und orientalischer Grnamentik die althergebrachte Meinung bekämpfte,
als ob die orientalische Grnamentik völlig autochthon sei. Aehn-
liche Gedanken kehren auch in jenem Aufsatz über spanische Auf-
näharbeiten wieder, welchen derselbe Verfasser für die vorliegende
Zeitschrift (Ihgg. \8>)2 S. 65 ff.) geschrieben bat; beide Arbeiten ließen
erkennen, daß ihr Verfasser sich sehr eingehend mit der Entwicklungs-
geschichte des Drnamentes beschäftigt hat und zu grundlegenden Er-
gebnissen auf diesem Gebiet gelangt ist.

Als erste reife Frucht dieser Studien hat nun Riegl vor mehr
als Jahresfrist ein Buch erscheinen lassen: „Stilfragen"), welches
seinem Ergänzungstitel, „Grundlegungen zu einer Geschichte der Grna-
mentik" alle Ehre macht.

Berlin, Georg Stmetts, ilollenborfftrnffe \2. Mit 5^6 Seiten Text und
Abbildungen, preis \2 ITlarf.

Das interessante Buch hat theilweise einen entschieden polemischen
Lharakter; denn es galt zunächst, feststehenden Anschauungen aus den
Leib zu rücken und wo nöthig mit denselben aufzuräumen. Dahin
gehört namentlich die Meinung von dem alles beherrschenden Einfluß
der Technik aus die ornamentale Zier. Gewiß ist dieser Einfluß vor-
handen ; aber man hat ihn viel zu sehr in dem Grnament selbst als
in der Ausführung desselben, mehr in dem „was" als in dem „wie"
gesucht. Die Frage, was man als ornamentalen Schmuck verwenden
kann oder soll, wird in erster Linie von der künstlerischen Phantasie
zu beantworten sein; der Technik bleibt es dann Vorbehalten, über
das „wie" zu entscheiden. — Fragen dieser Art erörtert der Verfasser
in dem von dem geometrischen Stil handelnden ersten Kapitel,
worin er namentlich dem Dogma entgegentritt, daß alle geometrischen
Gmamente der Textilkunst entsprungen seien. Aus den Höhlenfunden
der Dordogne, in deren Entstehungszeit noch keine Textilkunst existirte,
weist Riegl nach, daß trotzdem schon Netzwerk, Zickzacklinien ic. vor-
handen waren, deren Dasein als Grnament man sonst der vorbild-
lichen Wirkung textiler Erzeugnisse zuzuschreiben pflegt. Bei den zum
Gebrauch als Halsketten durchlöcherten Rinder- und Bärenzähnen
begegnet man schon damals dem elementaren Kunstgesetz der Reihung,
an anderen Dingen den Gesetzen der Symmetrie, — also beiden nicht
erst im Gefolge der TertilkunstI Riegl gibt wohl zu, daß die „geo-
metrischen" Motive einer mit einfachen Mitteln arbeitenden Textilkunst
als die angemessensten erscheinen; er hält aber den daraus gezogenen
Schluß, wonach die betreffenden Muster sozusagen von dieser Technik
geboren worden sein müßten, nicht für unbedingt zutreffend.
 
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