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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 3
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Gmelin, L.: Kunstgewerbliches von der Weltausstellung in Chicago, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0037

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27 -4.

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drechselten Stäben gebildet, welche bald nach Art der arab-
ischen Holzgitterchen zusammengestellt werden, bald sich mehr
englischen Vorbildern nähern (Abb. in nächster Nummer.')

In selteneren Fällen sind einzelne Wände des Flures
mit Gobelins, orientalischen Teppichen oder mit glasirten
Fliesen bedeckt; nur da, wo ein öffentlicher Verkehr statt-
findet — in Hotels, Bankhäusern rc. — sind diese Vor-
räume oft mit kostbarem polirtem Steinmaterial ausgestattet.
In letzterem Fall sind die Fußböden des Flurs regelmäßig
in Steinmosaik hergestellt, was man auch bei reichen Privat-
häusern fast stets findet.

In diesen Vorraunr öffnen sich die Thüren der um-
liegenden Räume; dadurch daß diese Thüren, wenn sie nicht

unterscheiden. Was das Empfangszimmer der Amerikaner
von dem bei uns üblichen Salon vor allen Dingen unter-
scheidet, ist, daß es in seiner Benutzung nicht hinter den
anderen Räumen zurücksteht; es bildet auch für die Familie
den Grt, wo man sich bei harmlosem Gespräch der Ruhe
hingibt, oder sich mit Literatur, Musik u. s. w. beschäftigt.
Namentlich der Ramm, auf den man trotz der Tentral-
Heizung niemals verzichtet, bildet den Mittelpunkt des Zu-
sammenseins nach gethaner Arbeit. Zu dem Behagen des
Aaminfeuers gehören auch behagliche Sitzmöbel; für solche
ist reichlich gesorgt. Im Gegensatz zu der bei uns üblichen
Sitte, 6 oder f2 gleiche, zu einem Sopha paffende Stühle
aufzustellen, sind die Stühle eines amerikanischen parlors in

Flur und Treppe in einem New-lforker töause.

überhaupt durch Portieren ersetzt sind, in der Regel offen
stehen — was bei der hübschen Ausstattung des Flures und
der nie fehlenden Tentralheizung sehr wohl angeht ■— bekommt
das Erdgeschoß unzweifelhaft eine gewisse Weiträumigkeit,
die bei geselligen Zusammenkünften von großem Vortheil.
Zwei Räume schließen sich stets direkt an den Flur an: das
Empfangs- bezw. Wohnzimmer (Parlor, Reception room,
Drawing room) und das Speisezimmer, die sich namentlich
hinsichtlich der Mobiliarausstattung wesentlich von einander

ff Ls kommt auch vor, daß das Linierter der aus dünnen runden
ksolzstäben gebildeten Vergitterungen dadurch unterbrochen, wird, daß die
c^lindrischen Stäbe in verschiedenen thöhcn durch Knöpfe unterbrochen
worden, welche dann zusammen eine Art Muster bilden; Aehnliches
kann mau auch an Stuhllehnen (Abb. in nächster Nummer) beobachten.

der Regel höchst manchfaltig, so daß sich Jeder denjenigen
Stuhl auswählen kann, der seinem Aörpermaaße und Bedürf-
nisse am meisten entspricht: leichte Schaukelstühle und breite
mollige Lehnstühle, elegante Rohrsessel und leicht gepolsterte
Tabourets stehen hier in buntem Durcheinander. Außerdem
enthalten solche Räume etwa noch einen Tisch, ein Musik-
instrument, Büchergestelle — seltener schon Glaskästen mit
Ziergegenständen, wozu dann bei den Wohlhabenden noch
zierliche Prunkmöbel kommen.

Das hititer dem Parlor liegende Speisezimmer ist mit
dem ersteren durch breite, in der Regel höchstens durch
Schiebethüren verschließbare Geffnungen verbunden, so daß
diese beiden Zimmer bei passender Gelegenheit wie ein ein-
ziger großer Raum behandelt werden können.

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