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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 6
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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Kunstgewerbliches aus Dalmatien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0062

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52 -4-

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2lrca die San Simeone in der gleichnamigen Rirche, von
einem in Zara wohnenden Goldschmiede Francesco di Medio
lano (Mailand) (377—80 gefertigt, u. A. in Zara, - die
CEoffanetti mit den Schädeln von S. Anselm und St. Mar-
cella zu Nona, — einzelnes im Domschatze zu Spa lato, so
eine sehr frühe Pluvial-Fibel, verschiedene Talices und zwei
Ampollae, — weiter eine frühgothifche Ranne in Silber, ein
Ostensorium von ganz vortrefflicher Arbeit u. A. im Dome
zu Trau, — das silberne Pastorale des Bischofs Patrizio
(^509—(522), eine sehr gute gothische Monstranz sowie ver-
schiedene Talices im Doine zu Lesina (woselbst auch wunder-
volle Tertil-Arbeiten), dann eine Reihe hervorragender Ar-

beiten im Dome zu Ragusa, darunter hauptsächlich das
Ropf-Reliquiar des hl. Blasius, ein Emailwerk, das viel-
leicht unter die bedeutendsten seiner Art zählt, von Francesco
Ferro ((SsiP mit Verwendung von 2si Medaillons byzan-
tinischer Herkunft gearbeitet, dann Ranne und Schüssel aus
dem Tnde des (5. Jahrhunderts (für Bischof Maffei, gest.
s^70), angeblich von einem slavischen Rünstler Giovanni
progonovic si gearbeitet, weiter ein Ostensorium (sieht wie

') Gelcich glaubt in seinem Buche: »Oetlo sviluppo civile di
Ragusa considerato ne’ suoi Monumenti istorici ed artistici« das Werk
als Nürnberger Arbeit bezeichnen zu müssen. Dagegen spräche der
renaissaueistische Geist der Arbeit, denn bekanntermaßen gehen die
ersten schüchternen Spuren der Renaissance in Deutsch-
/T\\J/ land (Seld-Altärchen n^92) nicht soweit zurück. Das

am Fuße der Kanne befindliche Monogramm hat
lU-d.wi,kl. Groß-, nebenstehende Form.

X

deutsche Arbeit aus), ein Vortragekreuz u. A., — Talix und
Patene aus dem Ende des (5. Jahrhunderts in Mezzo
(dessen Goldschmiede berühmt waren), — mancherlei im Aloster
Sani na bei Tastelnuovo (eine höchst interessante Fünf-
Brod-Platte, verschiedene Hängelampen u. A., wohl meist
serbische oder russische Arbeiten), — die herrliche Pala in San
Trifonio zu Tattaro, das Ropf-Reliquiar dieses Rirchen-
patrons, sowie eine große Reihe von Arm- und Fuß-Reli-
quiarien (mit Nennung einiger Goldschmiede: pasquali,
Rurikex, M. Triphon, Ruritabsr), ebendas., — ein wunder-
volles Ostensorium bester Zeit mit Monogramm I. L. zu
San Mattes in Dobrota u. A.

Manche dieser Arbeiten sind zweifelsohne von slavischen
Rünstlern hergestellt worden, doch tragen sie keineswegs den
Stempel einer ausgesprochenen Lokal-Runstfertigkeit, vielmehr
zeigt sich ihre Erscheinung durchaus verwandt zu den gleich-
zeitigen Styläußerungen eigentlicher Runstcentren, wie Venedig
eines war. Das Runstgewerbe folgt hier genau dem Mesen
der Architektur. Tin Merk von ganz hervorragender Be-
deutung in seiner Art, die geschnitzten polzthüren des Domes
von Spalato (Abb. 3) — (2(H ausgeführt von einem slavischen
Rünstler Andrea Guvina »pinctore de Spalato« hat
durchaus bei allergrößter Runstfertigkeit, die sich darin kund-
gibt, keine besonderen Rennzeichen eigener Ausdrucksweise,
vielmehr zeigt es den hohen Grad der Anpassungsfähigkeit,
die dem Schöpfer innewohnte. Tigenthümlich berührt es, von
ihm ornamentale Motive verwendet zu sehen, die sich an den:
nahen, sog. Aesculap-Tempel — einem der besterhaltenen
Theile des diocletianifchen Palastes — vorfinden; freilich
können sie den Typus der Übersetzung nicht verleugnen. Viel
eigenthümlicher muthen die Thorstühle des nämlichen Domes
an, die ein seltsames Gemisch romanischer Plastik und oriental-
ischen Gitterwerkes zeigen. Immerhin ist auch die Verwendung
des letzteren nicht dalmatischen Ursprunges und leicht zu er-
klären, wenn man den regen Verkehr zwischen den päfen der
Adria und jenen der Levante in Betracht ziehen will. Ver-
wandte Beispiele zeigen sich auch anderwärtig. - Die reich ge-
schnitzten Thüren der Ikonostasis in der kleineren Rlosterkirche
zu Savina wurden mir als höchst merkwürdige, von einheim-
ischen Rünstlern geschaffene Merke bezeichnet. Nun ist aber
Savina erst im (6. Jahrhundert von griechischen Mönchen ge-
stiftet, die vor den Türken aus Tverdos bei Trebinje geflohen
sind. Die betreffenden Thüren wie auch andere Rostbarkeiten
kamen mit den Flüchtlingen hierher und zeigen, — wir sprechen
nicht vom Reichthum der Erscheinung und der Geschicklichkeit
des Perstellers, jenes Gemisch von traditionell gewordener
byzantinischer Runst mit vorwiegend morgenländischen Ein-
flüssen, dem man in den kirchlichen Merken des unter ost-
römischem Einfluß stehenden europäischen Orients sehr häufig
begegnet, in Moscheen ebenso wie in Rirchen. — Die zum
Theil von einheimischen Rünstlern gefertigten Metallumhüll-
ungen der Reliquien von San Trifonio zu Tattaro be-
lehrten mich ebenfalls nur über die Thatsache, daß auch
hier fremde Formen festen Fuß gefaßt haben und blos durch
das lange Festhalten derselben — man trifft romanische
Ornamente aus dem (8. Jahrhundert — eine gewisse
Eigenart, freilich nicht im Sinne künstlerischer Fortentwickel-
ung, sich allntählig geltend machte.

Die große Reihe herrlicher polzarbeiten, welche in den
Domen und Rirchen Dalmatiens zu finden sind, die prächtigen
 
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