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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 6
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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Kunstgewerbliches aus Dalmatien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0063

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Ehorstühle von Sant’ Anastasia und San Francesco in Zara,
von S. Giovanni da Trau (Abb. des Domes zu Lesina
(Abb. 5) u. a. tragen ebenfalls durchaus den Tharakter im-
portirter Formen — ja die zuerst genannten sind denen bei den
Frari zu Venedig zum Verwechseln ähnlich und man möchte
beinahe der Annahme zuneigen, daß eine große Reihe dieser aus
dem Anfänge des (5. Jahrhunderts stammenden, prächtigen
Schnitzereien von einer und derselben pand herrühren, Jene
von San Francesco in Zara wurden von einem in Venedig
ansässigen Toscaner f39^—93 verfertigt: Giovanni di Borgo
San Sepolcro. — Nicht minder als die vorgenannten deko-
rativen Arbeiten verrathen jene in Stein (Tapellendekora-
tionen, Grabdenkmäler, Aanzeln (Abb. 6, 7 und 8) rc.) den
Einfluß von außen. Das herrliche Portal der Tathedrale
von Trau (f2^0), das kaum seinesgleichen auch außerhalb
des Landes hat, von einem latinisirten Troaten, Raduanus
(Radovan) ausgeführt, ist ein Werk, bei dem manche De-
tails siguraler Art an das Land erinnern, dem es an-
gehört; die Gestaltung des Tympanon hat etwas bei vielen
dalmatischen Airchen Vorkommendes. Die ganze An-
ordnung aber, sowie die herrliche ornamentale Arbeit im
Detail weisen auf ausländische Vorbilder hin. Eine mit
ganz ausgezeichneten Rflarmorverklcidungen versehene Tapelle
derselben Airche, la capella di San Giovanni Orsini1) (f^68)
hat ebenfalls einen Aünstler vom südlichen Ufer der Adria,
den Albanesen Andrea di Alessio — alias Alexsei di Durazzo
-— zum Urheber (mit Ausnahme der dem Alestandro Vittoria,
einem Schüler Sansovino's zugeschriebenen beiden Figuren
des h. Paulus und S. Johannes Evangelista), doch athmet
sie den Geist reinster italienischer Renaissance, ja in den
Figuren finden sich Einzelnheiten, wie sie besser kaum bei
den Nieistern Italiens getroffen werden. Eitelberger sagt
resümirend mit vollem Rechte: „Es muß fort und fort dar-
auf hingewiesen werden, daß die ganze Aunst des Ucittel-
alters in Tentral- und Westeuropa durch gemeinsame Tultur-
ideen vereinigt wurde, die aus dem Gebiete der Architektur
in den Baustylen ihren Ausdruck gefunden haben. Diese
gemeinsamen Interessen und Anschauungen waren mächtiger
und bedeutsamer, als die lokalen — und es war ein Glück,
daß es so gewesen. Denn die Gemeinsamkeit der Interessen
war in jener Zeit die Bürgschaft für den Fortschritt der

') San Giov. Grsini, ein geborener Römer und seit Bischof
von Trau gehört in erster Linie zu den Männern, deren Bestrebungen
auf die Unterdrückung der lokalen Eigenart, ans den möglichst nahen
Anschluß an Rom abzielten. Die slavische Liturgie, erst durch die
Romauisirungsbestrebungen verdrängt, durch Lonzilbeschluß sogar ver-
boten, ward schließlich durch Innocenz IV. erlaubt, wohl haupt-

sächlich, um dem Vordringen der griechischen Airche entgegen zu arbeiten.
Bezeichnend für den schwankenden Zustand des Volkes nach dieser
Seite hin ist die sog. zweimalige Taufe der Lroaten. So kain es,
daß die Entwickelung des Aüstenlandes eine andere wurde, als beim
serbischen volksstamm, dem die Dalmater eigentlich am allernächsten
stehen, ffeute, wie ehedem, ist die Geistlichkeit die eigentliche Trägerin
des nationalen Prinzipes.

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Aunst. Nie würden die Dalmater, die Ungarn oder die
Polen so prachtvolle Bauten bekommen haben, wie wir sie
in Trau oder Ragusa, in Aaschau oder am Nkartinsberge,
in Arakau oder in Gnesen sehen, wenn in den damaligen
Zeiten Nationalität und Separatismus zu so krankhafter
Einseitigkeit sich ausgebildet hätten, wie es heutzutage der
Fall ist. Die Domkirche von Trau dokumentirt — wie
Bauten aus ähnlicher Stylrichtung in Zara, Spalato und
Arbe — den Zusammenhang der dalmatischen Aunst mit

6. Pulpitum im Dome zu Spalato.

der romanischen des übrigen Europas für das f3. Jahr-
hundert, ebenso wie die Renaissance-Bauten in Sebenico und
Ragusa den der dalmatischen Architektur mit den anderen
europäischen für das f5. und f6. Jahrhundert bezeugen." Er
hätte mit vollem Rechte auch das f7. und f8. Jahrhundert
anfügen können, wie auch die frühchristliche Zeit (Abb. f);
fand ich doch in Aquileja ein Fragment vor, was ganz einem
andern in Zara und einem weiteren, in einem Thorbogen
zu Sermione vermauerten glich, ff (Schluß folgt.)

9 Weitere Abbildungen, welche das eben Gesagte illustriren
(9 und ;o) folgen mit dem Schluß dieses Aufsatzes.

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