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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 7
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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Kunstgewerbliches aus Dalmatien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0071

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hergestellt als die Leinwand, auf welcher die Stickereien akis-
geführt sind, sie böte. Ls finden sich alle nur erdenkbaren
Knotenflechtungen mit Anreihung an pikotbörtchen; Bogen-
schläge mit Schlingknoten, Rippenpikots u. s. w. bilden den
Uebergang zu der Franse. Zuweilen bildet den Abschluß
auch eine geknüpfte Tuerborte, kurzum die Knüpfarbeit ist
von mannigfachster Art und immer reizvoll in der Erscheinung.
Natürlich ist auch diese Art von Dekoration eine uralte, die
sich von Generation zu Generation forterbte; es kommen
Formen dabei vor, die man auch schon auf assyrischen Reliefs,
andere wieder, die man verwandt bei indischen Shwal-Wustern
findet; es sind mit einem Worte Formen, die sich Jahr-
hunderte lang erhalten haben, ohne von Ereignissen äußerer
Art, an denen dies Land wahrlich keinen Mangel litt, ver-
drängt zu werden. Es liegt darin etwas von dem zähen
Festhalten des Slaven an dein Wesen seiner Race — ein
Vorzug, den bekanntlich die zur Assimilirung leicht geneigten
Germanen leider nicht besitzen. — Bei den Würmern zeigen
die bis zur halben Wade reichenden Ueberstrümpfe sehr oft
hübsche, farbige Wüster. Ebenso ist das leichte, niedrige,
schirmlose Käppchen aus Scharlachtuch, das von den Wor-
laken ausnahmslos getragen wird, mit Stickerei in Schwarz
geziert. Der Rand zeigt zumeist ein Wüster, das unter dem
Namen „laufender pund" bekannt ist.

Keramische Produkte bringt Dabnatien nicht hervor.
Das meiste wird von der gegenüber liegenden apulischen
Küste bezogen. Ebenso sucht man vergeblich nach Schmuck-
forinen der bäuerlichen Architektur, wie sie beispielsweise an

den päusern Tirols, Bayerns und der Schweiz Vorkommen.
Der Wangel an polz in erster, die klägliche materielle Lage
der Landbevölkerung in zweiter Linie hat nichts Aehnliches
aufkommen lassen. Die chäuser, im allergünstigsten Falle
gemauert, sind meist ziemlich anspruchslose, noch öfter ganz
ärmliche Knterschlupse gegen Wind und Wetter. Dement-
sprechend ist der Pausrath. Wo der Anlauf zu einer deko-
rativen Behandlung hölzerner Gegenstände genommen ist,
an den langen Eigarrettenspitzen und Pfeifenrohren, zeigen
sich meift nur ganz einfache Kerbschnittforinen. (Abb. s5.)

Steinornamente, wie man sie, allerdings in höchst pri-
mitiver Form auf manchen Grabsteinen bosnischer und
herzegowinischer Kirchhöfe sieht — der Todtentanz spielt dabei
eine wesentliche Rolle — finden sich fast nirgends. Die
zahlreichen, z. Th. colosialen Platten, die z. B. auf dem
verlassenen Kirchhofe nächst Verlicca, dann bei Budimir
und Tiste an der Tetina zu sehen sind, entbehren fast durch-
gängig jeglichen Schmuckes, selbst einer Inschrift. Das
vereinzelte Vorkommen von palbmonden und Sternen soll
nach Wilkinson keineswegs blos auf türkische Gräber deuten.

Alles, was hier über die kunstgewerblichen Arbeiten
eines von der Tultur noch nicht allzustark berührten Volkes
gesagt wurde, rückte mir oft den Gedanken nahe, warum
diesen Dingen, die doch sichtlich in vielen Beziehungen die
Ausläufer uralter Tradition sind, nicht jenes Interesse weiter
Kreise entgegengebracht wird, das sie eigentlich verdienen.
Wan kauft für ethnographische Wuseen alle möglichen
echten und gefälschten Mordinstrumente ganz wilder Völker,
 
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