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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 9
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Schr., A.: Keramisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0086

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<£ y f f I c Paul. Als die Werkstätten dieses ausgezeichneten
Modelleurs werden in Lothringen Luneville, Saint Clement
und Bellevue bei Toul bezeichnet. Der Künstler war aber
auch in hervorragender Meise betheiligt bei den Arbeiten in
Niederweiler. pm Formenbuch dieser Manufaktur finden
wir unter den „berühmten Modelleurs" seinen Namen ver-
zeichnet, und wieder erscheint er als Ansertiger der „neun-
zölligen Figuren" Venus, Paris u. s. w. und der vier
Jahreszeiten.

F r a n k e n t h a l. Die gezwungene Auswanderung des
Paul pannong aus dem Elsaß, und die Begründung von

Frankenthal fand nicht 1745 statt,
sondern 1754 (Kunstgewerbeblatt
1891 p. 122). Die Merke von
Frankenthal gingen um 17 60 von
posef pannong, dem Sohn des
Paul, durch Kauf über an den
Kurfürsten Karl Theodor.

pagenau, 172fl von Tarl
Franz pannong begründet, wird
bis 1737 von deit beiden Söhnen
desselben, Paul Anton und Bal-
thasar gemeinsam betrieben, 1739
besitzt paul Anton die pagenauer
Fabrik allein. Sie wurde nach dem
Verkauf von Frankenthal von 1760
ab, unter der Führung von posef
pannong sogar bedeutender als
Straßburg, und blühte bis 178 s
dem pahre des jähen Zusammen
bruchs. Die Fabrik wurde von 1782
weiter geführt durch Anstett, Barth
und Volet, und ging 1786 nach !
dem Tode des erstgenannten Theil
Habers ein. Nach diefen urkund-
lichen Thatfachen find die An-
gaben von Garnier zu berichtigen,
pannong gebraucht für die Manu-
faktur von Straßburg und pagenau
die gleiche Marke, die Anfangs- (
buchstaben seines Nantens. Die
pagenauer Fayence unterscheidet
sich von der Straßburger durch die
Farbe des Thons. Dieselbe ist ein
Helles Gelb, während der Thon
von Straßburg roth ist.

pan au. Von dieser wenig be-
kannten Manufaktur aus der Mitte des 17. pahrhunderts
kennt Garnier ein Tintenzeug mit Blumensträußchen und
leicht gezeichneten Blumen, schwarz eingefaßt und gefüllt mit
einem etwas opaken Grün. Blau erscheint in zwei Tönen,
außerdent gelb und violet. Die Marke ist „panau".

Kellinghusen (Schleswig-polstein). Das Museum
von Sevres besitzt von dieser Fabrik ein Stück, dessen Marke
angegeben wird. Mir fügen bei, daß das pamburger Kunst-
gewerbemuseum über eine Anzahl interessanter Arbeiten der
gleichen Art verfügt.

Kiel, gegründet um. 1760, bringt unter der Leitung
von Buchwald und der Mitarbeit des Künstlers Leisamer,
Fayencen hervor, welche nach Garnier „in pinsicbt auf ihre

reinen und eleganten Formen, und ihre bewunderungswürdig
ausgeführte Verzierung unter die schönsten Erzeugnisse der
Keramik vom Ende des vorigen pahrhunderts zu setzen sind".

K ünersberg (Württemberg). „ wenig bekannte Manu
faktur, deren sehr seltene Erzeugnisse von guter Arbeit sind
verziert mit gut gemalten Bouquets, die sehr dekorativ wirken".
Das Museum von Sdvres besitzt ein treffliches Stück mit dem
Ortsnamen markirt.

Ludwigsburg. Vor der Porzellanmanufaktur existirte
eine solche von Fayencen, von denen Pacquemart ein Stück
mit dem Datum (726 und den beiden gekreuzten C beschreibt.

Niederweiler (Kreis Saarburg, Lothringen) ist Ab-
kömmling von Straßburg. Als die pannong'sche Fayence-
Manufaktur durch die Eifersucht der
französischen Gewalthaber 1754 zer-
stört wurde, vereinte der Münzdirektor
Beyerle von Straßburg in dem loth-
ringischen (Dertchen die besten Arbeiter
der Fabriken von Straßburg u. pagen-
au, und gesellte zu ihnen eine Anzahl
von Malern, die er aus Meißen holte.

So wurde Niederweiler (abgesehen
von der porzellansabrikation) eine der
leistungsfähigsten Arbeitsstätten des
vorigen pahrhunderts. Beweis hiefür
sind die wunderbaren Vasen aus dem
pospital St. Karl in Nancy, heute im
lothringischen Museum daselbst.

N ü r n b e r g. Die Fayencen,

welche von den Sammlern gesucht zu
werden verdienen, und von denen die
besten aus den Pahren 1720—1730
stammen, sind in blauem Tamaieu
oder polychromirt. Das Museum in
Sevres besitzt zwei platten der letzteren
Art, die eine mit einer Darstellung
der heiligen Personen, die andere mit
einer Darstellung, die sich auf das
Reformationsjubiläum bezieht, beide
bezeichnet: G. F. Grebner.

R e h w e i l e r (Unterfranken),
pierüber Garnier: „ Das Museum von
Sevres besitzt zwei reizende Teller, be
wunderungswürdig in feinen harmo-
nifchen Tönen dekorirt, mit Blumen
zweigen und Behängen von trefflicher Wirkung. Einer dieser
Teller ist markirt mit L". — wir können dieser Notiz
Folgendes hinzufügen. Pin Rehweiler, einem zur ehemaligen
Grafschaft Tastell gehörigen, zwei Stunden von Tastell ent-
fernten kleinen Orte, befand sich von 1788 ab eine Fayence-
manusaktur, in einem gräflichen Gebäude, das an die Fa-
brikanten Fischer und Gottbrecht verpachtet war. 1791 wurde
der Pacht aufgegeben, und der Betrieb von dem Grafen
Tastell weiter geführt. Ein Sachse Namens Gräbner trat
in den Pacht ein, verließ denselben aber im gleichen pahre,
worauf die Fabrik aufgegeben wurde. Die Notiz, daß die
Existenz der Rehweiler Manufaktur noch niemals angezeigt
worden sei, ist insofern richtig, als in dem pahresberichte
des germanischen Museums von 1886 Fayencen aus der
gräflich Tastcll'schen Fabrik zu Tastell als zu dem Bestand
 
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