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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 12
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Zais, Ernst: Die Frankenthaler Porzellanfabrik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0110

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Frühstücksgeschirr um j. 790.

Grund Lheangeantpurpur mit Goldblünichen. Darstellungen in den Medaillons bunt. —(Länge der platte, einfcbließlich Henkel, 30 cm.; die übrigen Stitcfe find im gleichen

Reduktion-Verhältnis dargestellt. Die Tasse gehört wahrscheinlich nicht zu den übrigen Stückeil.)

as pfälzische Fraukeuthal, heute hervorragend
durch seine Gewerbthätigkeit, darf aus zwei
Zeiträume zurückblicken, die seinen Namen mit
der Kunstgeschichte in Verbindung gebracht
haben. 21 um weiß, daß Nurfürst und Psalzgraf Friedrich III.,
der erste Nursürst Simmeruschen Stammes, sechzig reformirten
Familien, die ihres Glaubens wegen die niederländische
Heinrath verlassen hatten, iin Jahr {562 zu Frankenthal
eine Freistätte gewährte. Dieser Nolonie verdankt Franken-
thal seine erste gewerbliche Blüthe. Unter den Flüchtlingen
befanden sich u. A. auch jene Meister, welche die Nunst
der Wandteppichwirkerei auf pfälzischen Boden verpflanzten.

Die hohe Blüthe, zu der Frankenthal um die wende
des sechzehnten Jahrhunderts gelangt war, ging int verlauf
des dreißigjährigen Nrieges zu Grunde. Die Stadt erlag
den unsäglichen beiden und Bedrückungen, die sie während
einer zweimaligen Besetzung durch spanische Truppen, {625
bis {632 und {655 bis {652, zu erdulden hatte. Naum
56 Zahre der Ruhe waren Frankenthal vergönnt gewesen,
als es im orleans'schen Erbstreit am {5. September durch
französische Hände gänzlich in Asche gelegt wurde. Erst
nach {öflk konnten Versuche unternommen werden, die Stadt
aus dein Trümmerhaufen neu erstehen zu lassen. Bemühungen
freilich, die bis in das letzte Drittel des vergangenen Jahr-
hunderts darauf gerichtet waren, in Frankenthal von neuem
eine gewerbliche Blüthe hervorzuzaubern, dursten sich eines

Erfolges nicht erfreuen. Die höfische porzellaumanusaktur,
die uns hier beschäftigen soll, hat zwar durch ihren künst-
lerischen Ruhm dem Namen der Stadt in der Geschichte des
Nunstgewerbes einen Platz angewiesen, indes die vier Jahr
zehnte der Fabrik stehen doch in Gegensatz zu jenem Zeit-
raum, in dem die Thatkrast und Beharrlichkeit der ver-
triebenen Niederländer ein neues Gemeinwesen geschaffen
hatten.

Das Zahr {75{ wird als das angegeben, in dem der
Straßburger Fabrikant Paul Anton Hannong begann, echtes
Porzellan (porcelaine en pake äure) herzustellen.') Schon
{75fl wurde er durch das Privilegium von Vincennes-
Sdvres gezwungen, die Fabrikation von Porzellan auszugeben.
Am 5. März {755 gelangte der pfalzgras und Nursürst
Narl Theodor durch seine Hosmedikus P. Z. walck in den
Besitz der Bedingungen, unter denen Hannong sich erbietet,
iit den kurfürstlichen Landen eine Fabrik „durchsichtigen
porcellains" zu errichte«. Auf eine kurfürstliche Resolution
hin, die Hannong abschriftlich zugegangen war, hatte dieser
den Entwurf seiner Bedingungen von Straßburg aus walck
überschickt, der, wie es scheint, in der ganzen Angelegenheit
die Rolle des Vermittlers spielte. Die Bedingungen, ebenso
ein vollständiger mit allen Forntalien ausgestatteter Non-
Zessionsentwurf, den Hannong ani {5. Mai dem Nurfürsten

9 s ch r i ck e r, -Straßburger Fayencen und Porzellan (Aunstqewerbe-
blatt, Neue Folge II, S. *20).

*) Die Griginalien der zu dieser Abhandlung gehörigen Abbildungen Frankenthaler Porzellans befinden sich theilweise im
k. b. Nationalmuseum zu München (>, 2, q, und s), theils im South-Aensington-Mnseuin zu London (3); die Llichös der ersteren wurden nach
Aufnahmen von bfofxhotograph L. Teufel, München, hergestellt.

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Zeitschrift des bayer. Aunftgewerbe-vereins München.

*894- Heft \2. (Bg. U
 
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