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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 2
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Frimmel, Theodor von: Aus dem Palazzo Caiselli in Udine
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Nr. 2

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

3i

z. B. jedenfalls ein Meisterwerk, die
Arbeit eines norditalienischen Malers
von Rang. Als ich es aus der Nähe
sah, fand ich es leider vielfach ver-
kommen, so daß vorsichtigerweise am
besten vorläufig kein Name als sicher
aufgestellt wird. Ich wurde an Dosso
Dossi, den Ferraresen erinnert, doch
schienen mir auch Züge der
Friulaner Maler aus der Zeit
des Pordenone (Sacchiense) und
des Pomponio Amalteo darin zu
stecken. Eine behutsame Re-
staurierung wird wohl Klarheit
schaffen, möglicherweise ebenso
über die Person des Malers wie
über die des dargestellten Künst-
lers, der vielleicht sogar in-
schriftlich genannt ist und etwa
unter den Friulaner Meistern aus
der zweiten Hälfte des i6. Jahr-
hunderts zu suchen wäre.
Dem Pordenone (G. A.
Sacchiense) möchte ich ein Bild-
chen mit vielen Engelchen, die
ein Kreuz tragen, naherücken,
wenn auch nicht geradewegs
zuschreiben. Pordenone liebte
das Anbringen eines derlei Ge-
wimmels von Engelchen un-
gemein. Zur Vergleichung hat
man da z. B. an der Hand die
Füllungen in der kleinen Kirche
zu Casarsa und die Puttenbilder

aber in die des Tizian, mögen auch die
einzelnen sitzenden Eroten gehören,
von denen zwei gleichlautende Exem-
plare in der Wiener Akademie und
beim Herrn Stadtarchivar Czolowski
zu Lemberg vorkommen. Auch andere
Puttenbilder, die als Werke Tizians gel-
ten, mögen dem Pordenone zugehören.


im Museo civico zu Piacenza.
Auch erinnere ich an den alten

Norditalienischer Maler aus der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts: Bildnis. (Udine, Palazzo Caiselti.)

Stich nach dem ehemals noch

unbeschädigten Verkündigungsbilde in
San Pietro Martire zu Udine. Später
hat es offenbar schwer gelitten. Als
ich es vor Jahren studierte, erwies es
sich als gründlich verdorben. Nur das
Halbrund mit Gottvater war erhalten
und in einem Nebenraume sichtbar.
Der Stich bringt in der oberen Hälfte
einen ganzen Knäuel von Kinderfiguren,
die denen in obigem Bilde nahe ver-
wandt sind. In dieselbe Schule, nicht

Einige schwer zu bestimmende
Bilder und Bildchen seien vorläufig
übergangen, nur möge erwähnt werden,
daß zwei weibliche Studienköpfe her-
kömmlich als Werke G. B. Tiepolos
gelten. Sie schienen mir eher einem
Meister der Zeit des Paolo Veronese
anzugehören. Doch wäre eine Kopie
Tiepolos nach einem älteren von ihm
verehrten venezianischen Meister nicht
als Wunder anzusehen. Zeichnete Tie-
 
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