Nr. 2
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
33
sammenfinden, doch vermute ich, daß
in vielen, in der ganzen Welt ver-
streuten Galerien Bilder vorkommen,
die von einem der Carneo gemalt sind,
aber unter fremden Namen oder als
unbekannt katalogisiert sind. So meine
ich bei Sartorio in Triest ein Breitbild
vom jüngerenCarneo erkannt
zu haben. Der gesamte Vorrat
alter Bilder wäre durchzu-
prüfen. Die Sache ist also
zu weitläufig und zu neu,
um sogleich umfassende, ab'
schließende Ergebnisse bieten
zu können. Die beigegebenen
Abbildungen werden den
Lesern zunächst einen all-
gemeinen Begriff von der Art
dieser späten Friulaner Maler
geben, die man gewiß nicht
unterschätzen darf. Lanzi
meint, seit Pordenone habe
Friaul keinen bedeutenderen
Maler gesehen, als den An-
tonio Carneo. Von diesem
sind wohl die Allegorien der
drei Hauptkünste. Zwei dieser
Bilder: Malerei und Baukunst,
hängen im großen Saale. Das
dritte, die Bildhauerei, wurde,
formatisiert und in einen
ovalen Rahmen gezwängt,
einem Vorraume zugewiesen.
Eine frische Färbung
kommt allen Werken der
Carneos zu, die ich bisher
kennen gelernt habe. In den
jugendlichen weiblichen Ty-
pen klingt, was die Formen anbelangt,
ein wenig die Kunst des Palma vecchio
nach. Im Kolorit finden sich An-
knüpfungen an den jüngeren Palma,
sogar an Veronese. Als besonders
farbenfrisch fiel mir das Bild mit der
Erzählerin auf (es heißt herkömm-
lich „Narrazione di fatti storici“), das
den Salon des Palazzo Caiselli ziert.
Das helle Kleid links ist krapprot.
Mitten ein bläuliches Kleid; rechts ein
zinnoberiges. Das Leibchen der Kinder-
figur im äußersten Vordergrund ist weiß
mit grün gestreift. Das Fleisch ist
flockig und weich gemalt.
Sehr charakteristisch für diesen
Carneo, der wohl der jüngere ist, schien
mir auch das Bild zu sein, das tradi-
tionell als „Die Verführung" benannt
ist. (Siehe die Abbildung auf der nächst-
folgenden Seite.)
Als ein nettes Bildchen sei zum
Schluß noch ein Giulio Carpione:
Tanz von Putten am Saum eines
Waldes, abgebildet. Die Weise des ge-
schickten Venezianer Darstellers von
Bacchanalen, phantastischen Traumge-
Antonio Carneo: Die Malerei. (Udine, Palazzo Caiselli.)
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
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sammenfinden, doch vermute ich, daß
in vielen, in der ganzen Welt ver-
streuten Galerien Bilder vorkommen,
die von einem der Carneo gemalt sind,
aber unter fremden Namen oder als
unbekannt katalogisiert sind. So meine
ich bei Sartorio in Triest ein Breitbild
vom jüngerenCarneo erkannt
zu haben. Der gesamte Vorrat
alter Bilder wäre durchzu-
prüfen. Die Sache ist also
zu weitläufig und zu neu,
um sogleich umfassende, ab'
schließende Ergebnisse bieten
zu können. Die beigegebenen
Abbildungen werden den
Lesern zunächst einen all-
gemeinen Begriff von der Art
dieser späten Friulaner Maler
geben, die man gewiß nicht
unterschätzen darf. Lanzi
meint, seit Pordenone habe
Friaul keinen bedeutenderen
Maler gesehen, als den An-
tonio Carneo. Von diesem
sind wohl die Allegorien der
drei Hauptkünste. Zwei dieser
Bilder: Malerei und Baukunst,
hängen im großen Saale. Das
dritte, die Bildhauerei, wurde,
formatisiert und in einen
ovalen Rahmen gezwängt,
einem Vorraume zugewiesen.
Eine frische Färbung
kommt allen Werken der
Carneos zu, die ich bisher
kennen gelernt habe. In den
jugendlichen weiblichen Ty-
pen klingt, was die Formen anbelangt,
ein wenig die Kunst des Palma vecchio
nach. Im Kolorit finden sich An-
knüpfungen an den jüngeren Palma,
sogar an Veronese. Als besonders
farbenfrisch fiel mir das Bild mit der
Erzählerin auf (es heißt herkömm-
lich „Narrazione di fatti storici“), das
den Salon des Palazzo Caiselli ziert.
Das helle Kleid links ist krapprot.
Mitten ein bläuliches Kleid; rechts ein
zinnoberiges. Das Leibchen der Kinder-
figur im äußersten Vordergrund ist weiß
mit grün gestreift. Das Fleisch ist
flockig und weich gemalt.
Sehr charakteristisch für diesen
Carneo, der wohl der jüngere ist, schien
mir auch das Bild zu sein, das tradi-
tionell als „Die Verführung" benannt
ist. (Siehe die Abbildung auf der nächst-
folgenden Seite.)
Als ein nettes Bildchen sei zum
Schluß noch ein Giulio Carpione:
Tanz von Putten am Saum eines
Waldes, abgebildet. Die Weise des ge-
schickten Venezianer Darstellers von
Bacchanalen, phantastischen Traumge-
Antonio Carneo: Die Malerei. (Udine, Palazzo Caiselli.)