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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 2
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Rundschau
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52

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 2

chromen, veranstaltet worden, unter an-
deren eine sehr gelungene durch den Kamera-
klub. An anderer Stelle wird von den Fort'
schritten der Farbenphotographie noch die
Rede sein, die nach und nach für die Ge-
mäldekunde immer bedeutungsvoller werden.

BRIEFKASTEN.
Herrn M. in D. — Bezüglich des Malers
Donath kann ich Sie auf das hinweisen, was
ich im ersten Band der Blätter mitgeteilt
habe. Dort finden Sie auch die Arbeit des
Herrn Inspektors Müller angeführt. Überdies
möchte ich Sie auf ein signiertes Werk im
Museum von Neapel aufmerksam machen.
— Ihre wiederholten Fragen wären längst
eingehend beantwortet, wenn ich genug Muße
gefunden hätte, mich neuerlich mit der weit
verzweigten Literatur über Adrian Ludwig
Richter zu beschäftigen. Auf keinen Fall
sollten Sie die Zeichnung übersehen, die sich
im Besitze des Herrn Baudirektors Julius
Herz von Hertenried in Wien befindet.
Herrn H. . R. Das Werk, auf das ich an-
gespielt habe, hat folgenden Titel: Ladislaus
Edler von Benesch: „Das Beleuchtungs-
wesen vom Mittelalter bis zur Mitte des
XIX. Jahrhunderts.“ (Wien, Ant. Schroll & Co.,
1905. Fol.) Sie können wohl an dieser inhalt-
reichen Arbeit nicht vorüber, wenn Sie genaue
Bilderbeschreibungen liefern wollen. Zum min-
desten werden Sie auf vieles aufmerksam
werden, das bisher ungedeutet, unverstanden
geblieben ist.
Herrn Dr. — in W. Das Übereinstimmen
des Wollens und Könnens im Schaffen des
Künstlers wird niemals ein Maß weder für
die „Schönheit“ noch für die Kunststufe des
Werkes abgeben können. Das Schönfinden ist
überhaupt eine ganz subjektive Angelegenheit.
Objektiv genommen kann es sich bei der Be-
urteilung des Kunstwerkes nur um den er-
reichten Grad der Vollkommenheit handeln.
Ob der Grad gewollt war, oder unbewußt er-
klommen wurde, ist zunächst ganz gleichgültig.
Wo das Können ein großes ist, wird eine hohe
Stufe erreicht, ob nun der Künstler noch viel
mehr „gewollt“ hat, oder weniger. Von der
Seite der Schaffenden aus betrachtet, wird
natürlicherweise dem Schaffenden daraus
die größte Befriedigung erwachsen, wenn er

das erreicht, zu erreichen meint, was ihm vor-
schwebt. Selbstzufriedenheit der malenden
Kinder und Dilettanten. Bei großen Künstlern
dagegen erfährt man nicht selten von den
inneren Kämpfen, die sie im Gestalten ihrer
künstlerischen Gedanken, im Durchsetzen ihres
Kunstwollens zu überwinden hatten. Und doch
sind gerade diese Kämpfer die Großen. Geht’s
einem gar so leicht und selbstgefällig von der
Hand, so komponiert er gewiß „Kapellmeister-
musik“, oder er zeichnet, malt und modelliert
Gemeinplätze.
Frau L. in M. — Ich muß Sie darauf
hin weisen, daß es eine gottlob veraltete Ge-
mäldebehandlung war, die es bei der Restau-
rierung auf eine täuschende Wiederherstellung
abgesehen hatte. Die ergänzte Stelle sollte wo-
möglich dem Beschauer alt vorkommen. Da-
her viele Übermalungen gesunder alter Stellen,
um sie mit den neugemalten in Einklang zu
bringen. In Venedig wurde um 1780 folgender
Kniff angewendet, und zwar in der staatlichen
Restaurieranstalt. Man machte Metallstempel
nach der Bindung der Leinwand, auf die das
alte Bild gemalt war. Diese Stanzen wurden
auf den kreidegrundierten Läppchen abgedruckt,
die unter die Fehlstellen geklebt wurden.
Davon erzählt Goethe ziemlich eingehend (1790).
Die Restaurieranstalt zu Venedig im Kloster
San Giovanni e Paolo wurde 1778 eröffnet (nach
Lanzi und Quandt: Geschichte der Malerei in
Italien II, 1831, S. 241 f.). Edwards war ihr
Leiter, woüber ich Ihnen noch mehreres mit-
teilen könnte. Die Ziele der heutigen Wieder-
herstellung von Gemälden sind andere, als die
damaligen. In dieser Beziehung verweise ich
Sie auf mein Handbuch der Gemäldekunde.
Herrn Kr. — In künstlerischer Beziehung
bedeutsam auf dem Gebiet der urzeitlichen
Schädel ist Kollmanns Rekonstruktion eines
Frauenkopfes der Steinzeit nach dem Schädel-
funde von Auvernier (1898); man sieht sie
im historischen Museum zu Bern. Ob diese
phantasievolle Ergänzung der Weichteile
großen wissenschaftlichen Wert hat, müssen
die Fachleute Ihnen sagen. Dem Original hat
die Sache nicht geschadet, da es von dieser
Rekonstruktion unberührt blieb.
Herrn . . in B. Mit den Bildern in der
vielbesprochenen Berliner Versteigerung vom
Herbst 1908 habe ich weder vor, noch bei,
noch nach der Auktion etwas zu schaffen
gehabt.

Die Vorträge „Zur Charakteristik Beethovens“ werden abgehalten am
14., 21. und 28. April. Kartenverkauf und Auskünfte in Kehlendorfers Karten-
bureau, Wien, I. Krugerstraße 3.
Druck von Friedrich Jasper in Wien. — Klischees zumeist von der Graphischen Union in Wien.
Preis dieses Heftes 3 K = 2 M. 50 Pf. — Für unverlangte Beiträge wird keine Bürgschaft geleistet.
 
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