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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 3
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Frimmel, Theodor von: Neuerwerbungen der Sammlung Matsvanszky in Wien: (Fortsetzung)
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66

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 3

den einige beschreibende und erläuternde
Angaben vorausgenommen.
Der heute abgebildete B euch eia er
ist auf Eichenholz gemalt und mißt
325 cm X 91 cm. Das Monogramm mit
der zum Teil verwischten alten Inschrift
darunter wird gesondert wiedergegeben.
Über Beuckelaer ist den Lesern
der Blätter schon vor zwei Jahren meh-
reres mitgeteilt worden, als das Bild der
Sammlung Homme veröffentlicht wurde.
Von Abraham Bloemaert (Blom-
maert), dessen biblische Landschaft im
vorigen Hefte abgebildet war, haben die

Leser ebenfalls schon vernommen4'),
doch bleiben noch einige Erörterungen
über das Leben und die kunstgeschicht-
liehe Stellung des Meisters nachzuholen.
Der Maler dürfte 1564 zu Gornichem
geboren sein und starb am 27. Januar 1651
zu Utrecht. Sein ererbtes Künstlerblut
läßt es begreiflich erscheinen, daß er
sich schon früh der Kunst zuwendete.
Abraham Bloemaert war nämlich der
Sohn des Baumeisters Cornelis Bloe-
maert. Unter seinen Lehrern, deren
bei Van Mander mehrere genannt wer-
den, war vielleicht Josse de Beer durch
seine Gemäldesammlung der wichtigste.
Abraham Bloemart hat manche Reisen
*) Vgl. Bd. V, Heft 1.

gemacht. Er lernte auch in Paris und
einige Zeit in Amsterdam. In Italien
scheint er nicht gewesen zu sein, doch
ist er augenscheinlich durch Vermittlung
von Stichen und Zeichnungen nicht
wenig von den Meistern der italienischen
Hochrenaissance und Spätrenaissance
beeinflußt worden, beziehungsweise: er
wurde durch die Richtung seiner Zeit
merklich angekränkelt. Dabei hat er
trotz des Anempfindens doch manche
eigene Züge, deren wertvollster etwa
die stilvolle Auffassung von Landschaft
und Figuren sein mag. Dem realisti-
schen Bildnis war er, wie
schon Van Mander beob-
achtet hat, abhold*). Die
Welt, die er malt, ist eine
erfundene. Er war ein frucht-
barer Meister. Die Liste
seiner erhaltenen erwähnten
und beschriebenen Bilder
dürfte sich auf etwa fünfzig
belaufen. In den Hand-
büchern sind nicht an-
nähernd alle genannt**). So

*) Immerhin hat er einige
Porträte gemalt, wie schon H.
Heymanns im Kommentar zu
Van Mander erwähnt.
**) Aus der ziemlich verwickelt verästelten
Literatur über den Meister hebe ich in aller
Kürze hervor, ohne auf Einzelheiten einzu-
gehen: Unter den älteren Van Mander, De Bie,
Weyerman, Houbraken. Florent le Comte gibt
im ,,Cabinet de singularitees“ (1699, Tom II,
App. S. 63 ff.) einen Katalog der Stiche von
Corn, und Fred. Bloemaert nach Abraham
Bloemaert und anderen Meistern.
Zu beachten die drei Bände der Katalog-
neudrucke von G. Hoet, Burtins Brüsseler
Kataloge; die Galerie Orleans, das Cab. Lebrun,
der Katalog Winckler (Leipzig 1768) und viele
spätere Kataloge; Charles Blanc: Tresor, und
dessen Histoire des peintres de toutes les
ecoles, Naglers Monogrammisten und die dort
angegebene Literatur. S. Müller: Schildersver-
eenigingen te Utrecht. Oud Holland und Obreens
Archiv passim. Die Literatur über die Ut-
rechter Ausstellung von 1894, Woermann und
Weltmanns Geschichte der Malerei, Frimmel:
Galeriestudien passim. Viele Galeriekataloge.


Inschrift auf dem Beuckelaer der Sammlung Matsvanszky.
 
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