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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 3
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Frimmel, Theodor von: Neuerwerbungen der Sammlung Matsvanszky in Wien: (Fortsetzung)
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Nr. 3

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

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fehlen in den meisten Aufzählungen
die Bilder in Breslau, Grenoble, Mei-
ningen, Pommersfelden, die aus den
Prager Sammlungen (das Bildchen aus
der Galerie Hoschek jüngst durch
G. Pisko in Wien versteigert), das
Charakterbildnis aus der Sammlung
Widerhofer in Wien, endlich auch die
Landschaft mit Tobias und dem
Engel, die im vorigen Jahre in der
Amsterdamer Versteigerung vom 15.
und 16. Dezember bei Fr. Muller vor-
kam und dort vom jetzigen Besitzer
erworben wurde. Der Versteigerungs-
katalog weist auf die alte Rotterdamer
Auktion vom 28. Juni 1756 hin. Dort
sei das Bild nachweisbar. Das Verzeichn
nis jener Versteigerung ist bei G. Hoet
gedruckt, aber die Überprüfung der
neuen Angabe ergibt die Wahrschein-
lichkeit, daß es sich 1756 und 1908
nicht um dasselbe Bild handelte. Bei
Hoet steht folgendes: „16 Een Kapitaal
Landschap, waar in Tobias met den
Engel; door Abr. Bloemaert, hoog 5,
breet 7 voet“*). Die Abmessungen des
Neben den oft genannten älteren Lexika auch
Mireur: „Dictionnaire des Ventes“, und Alf. von
Wurzbach: „Niederländisches Künstlerlexikon.“
— Im Kunsthandel schoben sich einige Bilder
umher, die ich augenblicklich nicht wieder
auffinden kann, so ein Goldenes Zeitalter,
durch alten Stich beglaubigt, das vor 20 Jahren
bei Miethke war, wo auch ein Bild mit Moses
und den Israeliten in der Wüste gewesen (sig-
niertes Bild von 1596). Vermutlich dasselbe, das
1872 im Dezember auf einer Al. Posonyischen
Versteigerung in Wien verkauft wurde. —
Das Bild in Breslau ist, wohl mit Unrecht,
angezweifelt worden. — Das Bild in Meiningen
hing für eine Beurteilung zu hoch, als ich es
sah. — In der Prehnschen Sammlung zu
Frankfurt a. M. ein Bildchen, über das mir
eigene Notizen fehlen. — Eine Kreuzschleppung
aus der Wiener Auktion Loescher von 1894,
die lebhaft an A. Bloemaert erinnert, kam
durch einen Zwischenhändler W. an Baronin
Benedek nach Graz. — Von Abr. Bloemaert
haben sich viele Zeichnungen erhalten, die in
großen und kleinen Sammlungen bewahrt
werden.
*) Das Bild brachte den damals ansehn-
lichen Preis von 50 holl. Gulden.

Gemäldes von der alten Auktion passen
nicht zu denen der vorliegenden Lein-
wand, die viel kleiner ist. Sie mißt
nämlich nur 116'5 X 164'5 cm und
scheint durchaus nicht wesentlich ver-
kleinert zu sein. Der alte Rotterdamer
Fuß war = 0'312 m. Demnach maß das
Bild der Rotterdamer Versteigerung
1-560 X 2'i84m. Der Unterschied ist
zu beträchtlich, um ohne weiteres dar-
über hinweggehen zu können. Die Fi-
guren mögen ja Tobias und den Engel
darstellen, doch wird Bloemaert den-
selben Gegenstand eben zweimal, viel-
leicht noch öfter komponiert haben. Die
Signatur des vorliegenden Gemäldes steht
gegen rechts unten und lautet: „A Blom-
maert f“ und ist in lateinischer Kursive
ausgeführt, hat kalligraphischen Cha-
rakter und weist eine Verschnörkelung
im f und in der angehängten Paraphe
auf. A und B verbunden. Eine Jahres-
zahl zu entdecken war mir bisher un-
möglich. Der Katalog von 1908 nennt
1606, freilich mit Fragezeichen. Man
dürfte eine Zufälligkeit einmal für die
Jahreszahl gehalten haben.
Die neue Erwerbung ist uns in
Wien willkommen, wo derlei stilvolle
Werke von A. Bloemaert an leicht zu-
gänglichen Stellen gänzlich fehlen. Die
Bilder der Wiener Akademie und in der
Czernin-Galerie gehören nicht in die-
selbe Kunstgattung der stilisierten Land-
schaft. Der signierte Abr. Bloemaert von
1645 ist aus der Liechtenstein-Galerie
fortgekommen. Im Wiener Privatbesitz
ist mir nur eine kleine Bloemaertsche
Landschaft (mit der Ruhe auf der Flucht
nach Ägypten) erinnerlich, die aus der
alten Wiener Galerie Jäger stammt und
durch Vererbung an Herrn Baron Wil-
helm Haan gelangt ist*).
Bloemaerts kunstgeschichtliche Be-
deutung ist vielleicht weniger in
*) Hiezu die Literatur über die Wiener
Galerie Jäger. Erste Erwähnung des Bildes
in meinen Kleinen Galeriestudien I, S. 291.
 
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