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Boeck, Kurt
Indische Gletscherfahrten: Reisen und Erlebnisse im Himalaja — Stuttgart [u.a.], 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.16241#0397
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Neun;ehnkrs Raxitrl.

Eine Bcrgwallfahrt nach Badrinath.

steile Kletterweg nach Badrinath ist so recht zum Buß-
lnge sür feiste Hindusünder geeignet.

Zunächst führen von Dschosi-Math ein paar hundert un-
glaublich holprige Steinstusen in die schauerliche Felsschlucht des
Dhauli Ganga hinunter, und in dieser leitete eine neue, zierliche Draht-
seilbrücke über die gurgelnde und wallende Wassermasse, die sich
durch einen engen Spalt zwischen den ganz nah zusammentretenden
Felswänden hervordrängt, um dann einen schmalen, aber furchtbar
wild fchäumenden Sturz zu bilden. An der gleichen Stelle mündet
der in einer Reihe schäumender Kaskaden von Westen herkommende
Alaknanda, und an eben diesen Wasserstürzen schlingt sich nun der
Felssteig in stets westlicher Richtung in Gestalt roher Steinstufen
treppauf treppab bis hin nach Badrinath. Gleichzeitig dient dieser
rauhe Pfad dem Verkehr aus Tibet vom Manapasse her.

Jeder Zusammenstuß von zwei Gewässern gilt den Hindus für
heilig, besonders natürlich alle derartigen Stellen am hochheiligen
Ganges, dessen Quellstrom Dhauli Ganga ich die letzten Tage stets
zur Seite gehabt hatte. Aus diesem Grunde stehn denn auch hier
in Wischnu Prayaga einige beständig vom Wasserstaub besprühte
Tempelchen, in denen verkrüppelte und hier vollkommen rheumatisch
gewordne fanatische Büßer die Götteridole durch hochgehaltne Tücher
vor meinen Blicken zu schützen versuchten, als ich dort vorbeiging.
 
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