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Boeck, Kurt
Indische Gletscherfahrten: Reisen und Erlebnisse im Himalaja — Stuttgart [u.a.], 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.16241#0523
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MnfundpvÄn;igstes Kaxikel.

Hcimweg nach Dardschiliug.

HW»ie einzige Person in meinem Troß, die die allgemeine Fröh-
lichkeit des Heimmarsches nicht teilte, war das mit den Brenn-

- nesseln so jämmerlich durchgepeitschte Weib. Jhre zärtlichen
Gatten hatten ihr sogar eine von den andren weggeworfne steinharte,
verbrannte Schweinebratenschwarte weggerissen, die sie sich heimlich
aufgesucht hatte, und auch das Saugröhrchen des kreisenden Tschang-
baischoppens war nicht ein einziges Mal an ihre Lippen gekommen;
mit was sür Neid mochte die arme kleine Frau die gurgelnden, auf-
stoßenden Laute nüt anhören, durch die ihre Genossen nach Landes-
sitte ihre tiefgefühlte Zufriedenheit mit den üppigen Tafelfreuden an
den Tag legten! Sie führte, nebenbei gefagt, den fchönen Namen
Gidda, wurde aber von Hans recht wenig galant „die Fette" genannt,
zum Unterschied von ihrer Kollegin Koscho, die er sehr treffend als die
„Harbe" bezeichnete; in der That hatte fie nichts von dem molligen,
vielleicht sogar etwas gar zu zuthunlichen Wesen der rundlichen
Gidda.

Daß die unfreiwillige Vermehrung der Gattenzahl für die
Bhotijafrauen keinen sonderlichen Gewinn an ehelichen Freuden mit
sich zu bringen scheint, hatte ich auf dem Marsche wiederholt Ge-
legenheit gehabt zu beobachten; statt eines Haustyrannen hatten sie
deren drei oder mehr. Sobald zum Beispiel einem von der Ehe-
gemeinschaft seine Traglast zu schwer wurde, packte er etwas davon
 
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