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Boeck, Kurt
Indische Gletscherfahrten: Reisen und Erlebnisse im Himalaja — Stuttgart [u.a.], 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.16241#0488
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Dreiund;wÄn;igstes Kapitel.

Ein aufrcgcndcs S ch a n s p i e l.

a zn dieser Jahreszeit ganz unerwarteter Regen hatte nächt-
licherweile meinen sumpfigen Biwakplatz in eklen Brei ver-
wandelt. Mephitische Ausdünstungen entstiegen den schmutzigen
Psützen, in denen sich mehrere Säue mit ihrer struppigen, magren
Nachkommenschast ganz „kannibalisch wohl" zu sühlen schienen; wie
eine Jnsel stand mein Zelt inmitten dieses Moorbades zwischen den
Schweinen. Der schwüle, bleigraue Nebel verstimmte mich, und miß-
mntig versuchte ich, durch den Morast zu stapfen und meine Träger
Zusammenzutrommeln; zugleich war ich aber doch sroh, daß der uächt-
liche Wolkenbruch nicht schon einen Tag srüher niedergegangen war,
denn er hätte sonst meinen an und sür sich so surchtbaren Abstieg
von Dschongri ganz unmöglich gemacht.

Doch wehe! Das Tschangbai, das geliebte Hirsenbier, hatte
seine Wirkung bei den Kulis gethan, und noch vergeblicher als
gegen die Dummheit kämpft selbst ein Gott gegen Bezechtheit und
Katzenjammer. „Se hent die Nacht gelumpet, drum wollen sie heute
blitzen," war die weltweise Analyse des Tirolers, als er die muffigen
Mienen wahrncchm, mit denen sich Sirdar und Kulis die heute noch
kleiner als sonst aussehenden geschlitzten Aeuglein rieben; trübselig
blinzelten sie in die trübe, seuchte Außeuwelt hinein und vertrödelten
beim Abkochen und Aufpacken die Zeit nach Möglichkeit. Zu guter
Letzt Lrachte der Sirdar, der heute zum erstenmal in einem bisher
 
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