Reichenauer Urkunden, nicht in Urschriften vorhanden.
15
Die Vergleichung der Transsumpte mit den Originalen ergiebt, daß man in der Kanzlei Heinrichs VII.
stellenweise recht liederlich abschreiben ließ; bei Nr. 7 sind wir in der glücklichen Lage, eine Reihe von
Schreibfehlern aus der Übersetzung Oheims1), dem offenbar noch die Urschrift vorlag, und aus der Reichenauer
Fälschung Kr. S und der Kemptener Fälschung BM. 158, -welche in direktem textlichen Zusammenhang
stehen2), zu verbessern; z. B.:
Transsumpt Heinrichs VII: I Öheim:
quod vulgo balmunt—. existat, I [16,15] balmunt genant, der soll
statim, sine mora et sine judicio
advocatioHi's perdat;
bene et optiuie constructas —
data nobis flde factisque abba-
tibus sacramentis, uidelicet, quod
secundum posse et nosce ....
zu band on all widerred die vogty
verlorn haben
Karl d. Gr. f. Reichenau 813
/Nr. 8J:
quod uulgo balmunt dicitur existat,
statim sine mora et iudicio ädvocatiam
perdat.
— f. Kempten:
bene et oportune inceptis et con-
structis . .
ut post fidelitatem nobis factum
abbati tria sacramenta iuret, primum
quod secundum posse et nosse . .
[45,30] och die wol u. Tcomenlüsk
j gebuwen
by handgestreckter trüw uns ge-
geben, uf dry aide dem dbt ge-
sworn, . . das ist, das er . . nach
siner verstentnus und vermügen . .
Statt Göggingen ist nach Öheim und nach ,35 [freilich auch nur bei Öheim] zweifellos Tettingen zu lesen
ebenso Geroldis statt Gezoldis.
Eine andere lateinische Fassung unserer Urkunde existiert in den handschriftlichen «Annales Augienses»3)
die sich jedoch bei näherer Betrachtung als Rückübersetzung aus Öheim erweist; man vergleiche nur:
Transsumpt: Öheim:
Et ut hec firmius credantur und damit diese ding dester war-
ac diligentius observentur, manu lieber gelopt und geflissner gehalten
propria subterfirmauimus et annu- werden, so haben wir disen brieff
Ii nostri impressione assignari an dem nidrosten tail mit unser
iussimus. hand befestnot, och mit unserm
handfingerlin haißen bezaichnen.
Außer diesen Transsumpten Heinrichs VII. existieren noch mehrere spätere Vidimus von Lokalbehörden
verschiedener Art; dieselben enthalten jedoch nur Urkunden, welche noch in den Urschriften vorliegen. —
Ann. Aug:
ut autem haec veram fidem ha-
beant et diligentius serventur, has
literas infra nostra manu firniatas,
annulo nostro signari iussimus.
2. Die "Urkunden in Gralluis Ölieims Chronik von Reichenau.
Außer den besprochenen Urschriften und Vidimus haben wir keine Überlieferung von Reichenauer
Urkunden, welche über das XVI. Jahrh. zurückginge; die um 1500 geschriebene Chronik des Gallus
Oheim4) bietet die früheste Ergänzung der genannten Urkunden. —
Aus allen möglichen ihm zu Gebote stehenden Manuskripten der verschiedensten Zeiten setzte
Gallus Öheim seine Chronik des Gotteshauses Reichenau mosaikartig zusammen5); unter anderem stand
ihm augenscheinlich noch ein bedeutenderer Rest des alten Klosterarchivs zur Verfügung; denn, wenn
er schon eine ganze Anzahl von Dokumenten wiedergiebt, die inzwischen verloren sind, so bezeichnet die
von ihm gegebene Auswahl noch keineswegs den ganzen damaligen Bestand des Reichenauer Archivs;
u i it iQ'i aufmerksam.
1) Hierauf macht schon Breitenbach, N. A. u,
2) Vergl. Exkurs II.
») Vergl. den 3. Abschnitt. .. xXIY 179, sodann Baracks Ausgabe der Chronik:
<)Über Gallus Öheim s. Allg. deutsche »f "6,^ ;ug,'d. XVIII. Jahrh. sagen von ihm: «Gallus Oheim
Bibliothek des litterarischen Vereins *\Anha"S-J°t Martini comitis de Weißenburg abbatis capellanus, ecclesiastes
utriusque iuris doctor, theologus coenobii Augieas jsHarius ■ •»
nec non ecclesiastici fori vel consistorii Aug. iudex ™ Bchäteenswerten Untersuchung O. Breitenbach im
s) Über die Chronik handelt in einer au
N. A. II, 160 ff.
15
Die Vergleichung der Transsumpte mit den Originalen ergiebt, daß man in der Kanzlei Heinrichs VII.
stellenweise recht liederlich abschreiben ließ; bei Nr. 7 sind wir in der glücklichen Lage, eine Reihe von
Schreibfehlern aus der Übersetzung Oheims1), dem offenbar noch die Urschrift vorlag, und aus der Reichenauer
Fälschung Kr. S und der Kemptener Fälschung BM. 158, -welche in direktem textlichen Zusammenhang
stehen2), zu verbessern; z. B.:
Transsumpt Heinrichs VII: I Öheim:
quod vulgo balmunt—. existat, I [16,15] balmunt genant, der soll
statim, sine mora et sine judicio
advocatioHi's perdat;
bene et optiuie constructas —
data nobis flde factisque abba-
tibus sacramentis, uidelicet, quod
secundum posse et nosce ....
zu band on all widerred die vogty
verlorn haben
Karl d. Gr. f. Reichenau 813
/Nr. 8J:
quod uulgo balmunt dicitur existat,
statim sine mora et iudicio ädvocatiam
perdat.
— f. Kempten:
bene et oportune inceptis et con-
structis . .
ut post fidelitatem nobis factum
abbati tria sacramenta iuret, primum
quod secundum posse et nosse . .
[45,30] och die wol u. Tcomenlüsk
j gebuwen
by handgestreckter trüw uns ge-
geben, uf dry aide dem dbt ge-
sworn, . . das ist, das er . . nach
siner verstentnus und vermügen . .
Statt Göggingen ist nach Öheim und nach ,35 [freilich auch nur bei Öheim] zweifellos Tettingen zu lesen
ebenso Geroldis statt Gezoldis.
Eine andere lateinische Fassung unserer Urkunde existiert in den handschriftlichen «Annales Augienses»3)
die sich jedoch bei näherer Betrachtung als Rückübersetzung aus Öheim erweist; man vergleiche nur:
Transsumpt: Öheim:
Et ut hec firmius credantur und damit diese ding dester war-
ac diligentius observentur, manu lieber gelopt und geflissner gehalten
propria subterfirmauimus et annu- werden, so haben wir disen brieff
Ii nostri impressione assignari an dem nidrosten tail mit unser
iussimus. hand befestnot, och mit unserm
handfingerlin haißen bezaichnen.
Außer diesen Transsumpten Heinrichs VII. existieren noch mehrere spätere Vidimus von Lokalbehörden
verschiedener Art; dieselben enthalten jedoch nur Urkunden, welche noch in den Urschriften vorliegen. —
Ann. Aug:
ut autem haec veram fidem ha-
beant et diligentius serventur, has
literas infra nostra manu firniatas,
annulo nostro signari iussimus.
2. Die "Urkunden in Gralluis Ölieims Chronik von Reichenau.
Außer den besprochenen Urschriften und Vidimus haben wir keine Überlieferung von Reichenauer
Urkunden, welche über das XVI. Jahrh. zurückginge; die um 1500 geschriebene Chronik des Gallus
Oheim4) bietet die früheste Ergänzung der genannten Urkunden. —
Aus allen möglichen ihm zu Gebote stehenden Manuskripten der verschiedensten Zeiten setzte
Gallus Öheim seine Chronik des Gotteshauses Reichenau mosaikartig zusammen5); unter anderem stand
ihm augenscheinlich noch ein bedeutenderer Rest des alten Klosterarchivs zur Verfügung; denn, wenn
er schon eine ganze Anzahl von Dokumenten wiedergiebt, die inzwischen verloren sind, so bezeichnet die
von ihm gegebene Auswahl noch keineswegs den ganzen damaligen Bestand des Reichenauer Archivs;
u i it iQ'i aufmerksam.
1) Hierauf macht schon Breitenbach, N. A. u,
2) Vergl. Exkurs II.
») Vergl. den 3. Abschnitt. .. xXIY 179, sodann Baracks Ausgabe der Chronik:
<)Über Gallus Öheim s. Allg. deutsche »f "6,^ ;ug,'d. XVIII. Jahrh. sagen von ihm: «Gallus Oheim
Bibliothek des litterarischen Vereins *\Anha"S-J°t Martini comitis de Weißenburg abbatis capellanus, ecclesiastes
utriusque iuris doctor, theologus coenobii Augieas jsHarius ■ •»
nec non ecclesiastici fori vel consistorii Aug. iudex ™ Bchäteenswerten Untersuchung O. Breitenbach im
s) Über die Chronik handelt in einer au
N. A. II, 160 ff.