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Brandi, Karl [Bearb.]
Quellen und Forschungen zur Geschichte der Abtei Reichenau (Band 1): Die Reichenauer Urkundenfälschungen: mit 17 Tafeln in Lichtdruck — Heidelberg, 1890

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.14855#0125

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Über die Verbreitung der Reichenauer Fälschung, die Klostervögte betreffend etc.

107

Exkurs II.

Über die Verbreitung der Reichenauer Fälschung, die Klostervögte
betreffend und die Heimat der Constitutio de expeditione Bomana,

Bezüglich der Texte der Reichenauer Fälschungen haben wir uns unter anderem auch mit
einer Reihe von merkwürdig verwandten Fälschungen benachbarter Klöster auseinanderzusetzen,
wenn wir uns von ihrer Ursprünglichkeit nach jeder Richtung hin überzeugen wollen.

Man findet nämlich außer in Reichenau noch in Ottobeuren1), Kempten2), Buchau3), Lindau4),
Rheinau5) und Kloster Stein") gefälschte Kaiserurkunden, welche sich in ihrer Haupttendenz gegen
die Anmaßungen der Klostervögte richten7); zwischen allen diesen Fälschungen besteht außerdem
ein so inniger textlicher Zusammenhang, daß ihre Entstehungsverhältnisse eng miteinander ver-
knüpft erscheinen; die weitgehenden wörtlichen Übereinstimmungen derselben verlangen geradezu
die Annahme einer bestimmten gemeinsamen Vorlage für die sämtlichen Texte.

Was die auffallenden Übereinstimmungen selbst anbetrifft, so sollen etwa die verschiedenen
Herrscher in Nr. 7, dann in A, B, E, F gleichmäßig8) gesagt haben:

[audivimus] plerosque eorum,

qui ecclesiarw?»

[constituuntur] advocafr-,

debita potestate [in tantum] abufo',

ut. qui deberent esse modesti defensores,

impudenter efl'ecti sint rapaces et iniuriosi exaetores.

[Iccirco] nostre placuit providenc/e,

in abbatis [. . .] hoc ijeiyetualiter j»onere potestate,

ut sapientum usi consiliis, ex eis, quos inter potentes seculi

noverint esse equitatis [et modestie] amantiores

eligant suis competenter locis advocatos et defensom. —
oder in 7 — A, B, C, D:

') A Karl d. Gr. 709 21 V. - BM. 132; Urschrift verloren [Chron. Ottenburanum, M. G. XXIII, 612].

s) B » 774 — IN'. — » 158; » München; Mon. boica, XXX, 377.

8) C Ludwig d. Fr. 819 22 VII. - » 074; Kop. s. XVII Stuttgart; Wirt. U.B. I, 94, yergl. 413.

*)D » 839 21 IV. » 901; Urschrift Wien; Lünig, sperileg. eccles. IIF, 14Ü.

6) E Ludwig d. D. 852 — » 1361; » Zürich; Qu. z. Schweiz. Gesch. III, 3.

6) F Heinrich II. 1005 1 X — St 1412- » » ; Wirt. U.B. I, 241.

') Schon Mühlbacher macht BM. 447 u. s. auf die Beziehungen der ineisten dieser Fälschungen zueinander
aufmerksam.

•) Bei kleinen Abweichungen einzelner Wörter sind die häufigsten Lesarten gewählt, aber eingeklammert;

in A fehlt: audivimus bis exaetores. .
 
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