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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0017

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J. Die Sage und die ältesten Künstlergruppen bis gegen Ol. 60.

13

der bisher erwähnten Wanderungen stehen die Nachrichten von einem Auf-
enthalte des Daedalos in Aegypten, über welche weiter unten gesprochen
werden muss.

Von der weitern Verbreitung seines Namens erhalten wir nur durch die
Erwähnung einzelner Werke Nachricht, und wir thun daher gut, hier zunächst
das Verzeichnis* derselben folgen zu lassen, wobei namentlich Pausanias unser
Führer ist. Es sind folgende:

1) Ein Noanon der Britomartis (Artemis) zu Olus auf Kreta (Paus. IX, 40,2),
auf welches sich auch wohl die Worte Solin's (11) beziehen: ea aedes ostentat
manus Daedali.

2) Ein Xoanon der Athene zu Knosos auf Kreta (Paus. ib.).

3) Ein kleines Xoanon der Aphrodite, unten in Hermenform auslaufend,
aber mit Armen gebildet, da Pausanias (ib.) berichtet, die rechte Hand sei be-
schädigt. Er meint, Ariadne habe es von Daedalos zum Geschenk erhalten und
nachher von Hause mit weggenommen, Theseus aber, als er Ariadne verlassen,
in Delos geweiht, um nicht dadurch an sie erinnert zu werden.

4) Ein Holzbild der Aphrodite erwähnte laut der Bemerkung des Ari-
stoteles (de anima I, 3) auch Demokrit wegen des eingegossenen Quecksilbers,
das dem Bilde Bewegung verleihen sollte. Da Pausanias von diesem freilich
unerklärten Mechanismus schweigt, so wird es wohl von dem delischen Bilde
zu unterscheiden sein.

5) Trophonios zu Lebadea in Böotien (Paus. ib. und IX, 39, 8).

6) Herakles in Theben (Paus. ib. und IX, 11,4). Daedalos soll es dem
Herakles geweiht haben zum Danke für die Beerdigung des Ikaros. Auf die-
selbe Veranlassung wird aber auch

7) ein Herakles zu Pisa von Apollodor zurückgeführt (II, 6, 3. vgl.
Hesych. s. v. nXij^ai). Von diesem Bilde berichtet die Sage, Herakles habe
es in der Nacht für lebendig gehalten und deshalb mit einem Steine darnach
geworfen.

8) Ein anderes von Daedalos dem Herakles geweihtes Bild hatte nach
Pausanias Meinung früher auf der Grenze zwischen Messene und Arkadien ge-
standen (VIII, 35, 2).

9) Auch ein nacktes Xoanon des Herakles zu Korinth (Paus. II, 4, 5)
ward dem Daedalos beigelegt.

10) Weihgeschenke von den Argivern im Heraeon (bei Argos) aufgestellt,
so wie:

11) ein Bild, welches Antiphemos aus Omphake nach Gela ver-
setzt hatte, waren schon zu Pausanias Zeit zu Grunde gegangen (IX, 40, 4;
VIII, 4«, 2).

12) Zu Athen aber sah er noch unter den Weihgeschenken des Erech-
theum einen Klappstuhl, welchen Sillig ohne Grund für ein Bronzewerk er-
klärt (1, 27, 1).

Endlich wird in dem Periplus des Skylax (p. 321 der Ausgabe von Gail,
die mir leider nicht zur Hand ist) ein grosser Altar des Poseidon erwähnt,
welcher sich auf der äussersten Spitze des Vorgebirges von Solus an der West-
küste von Mauretanien befand: wahrscheinlich ein alterthümliches Kunstwerk,
 
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