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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0031

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L Die Sage und die iiitesten Künstlergruppen lji.s gegen Ol. CO.

27

3) Dem Theodoros allein wird die Zubereitung- des Bodens für den e p b e
s l s c h e n Tempel beigelegt; so wie auch

4) die Skias zu Sparta sein ausschliessliches Werk war (Paus. III, 12, 8).
Der Name des Baues bezeichnet ein Schattendach, und wird besonders von
kuppelartigen Anlagen gebraucht. Obwohl nun auch die spartanische Skias
sicher ein Rundbau war (Etym. magn. s. v. 2»cfg), so dürfen wir doch schwer-
lich annehmen, dass in dieser frühen Epoche ein so umfangreiches Gebäude,
m dem noch zu Pausanias Zeit Volksversammlungen gehalten wurden, mit einer
steinernen Kuppel bedeckt gewesen sei.

Von statuarischen Werken erwähnt Pausanias:

5) die Erzfigur der Nacht beim Tempel der ephesischen Artemis von
Rhoekos (X, 38, 6). Er nennt sie älter und roher als die Athene in Amphissa,
die nach seiner Meinung fälschlich als von der trojanischen Beute herrührend
bezeichnet wurde.

Von Theodoros kennt Pausanias (1. 1.) kein Werk in Erz, dagegen meldet

6) Plinius (34, 83), dass er in Samos sein eigenes Bild in Erz gegossen
habe. An demselben ward ausser der wunderbaren Aehnlichkeit noch besonders
die grosse Feinheit der Arbeit gerühmt. Es hielt in der Rechten die Feile, in
der Linken aber mit drei Fingern ein Viergespann von solcher Kleinheit, dass
das ganze Gespann, Wagen und Lenker von den Flügeln einer zugleich ge-
machten Fliege zugedeckt wurden. Es war, sofern nicht etwa die Worte des
Plinius gänzlich verderbt sind, von Samos nach Praeneste versetzt worden. So
labelhaft diese Nachricht überhaupt klingt, so muss sie bei dem hohen Alter
des Künstlers noch mehr Verdacht erregen. Nichts desto weniger möchte ich
sie nicht zu vorschnell verwerfen; da wir sehen werden, dass Theodoros sich
eben sowohl auf Metallarbeit im Kleinen, als im Grossen verstand. Berühmt 86
war namentlich:

7) der Ring des Polykrates. Doch ist es zweifelhaft, ob der Stein, der
ihn zierte, geschnitten oder nur von Theodoros kunstreich in Gold gefasst war
(vgl. Strab. XIV, p. 638. Paus. VIII, 14, 8. Giern. Alex, protr. III, p. 247 Sylb.
Plin. 37, 4. Herod. III, 41). Welcker (zu Müllers Arch. i; 07) ist sogar geneigt,
die ganze Geschichte für eine Fabel zu halten.

Dem Theodoros werden ferner zugeschrieben:

8) das silberne Mischgefäss, <i00 Amphoren haltend, welches Kroesus nach
Delphi weihete. Herodot (I, 51) meint, es sei ein Werk von keineswegs ge-
wöhnlicher Art: oi' yccp t<) avvTV/jiv (faiverai jkh tQyov e'ivai-

9) Ein anderes goldenes Mischgefäss befand sich nach Amyntas
(fv orecitfioü;: Athen. XII, 514 F) in den Gemächern der Perserkönige.

10) Ein goldener Weinstock mit Trauben von eingelegten Edelsteinen an
demselben Orte wird ebenfalls ein Werk des Theodoros genannt (Himer, ap.
Phot. p. 612 Höschel; cf. Athen. XII, 513 F; 539 D).

11) Endlich ist noch das Xoanon des pylhischen Apollo zu Samos zu
nennen, welches Athenagoras (leg. p. Chr. p. 61) nur kurz erwähnt, Diodor (I, 98)
dagegen ausführlich bespricht. Er erzählt, Telekles habe die eine Hälfte des
Bildes in Samos, Theodoros die andere zu Ephesos gefertigt: trotz dem hätten
nachher beide Hälften genau an einander gepasst, weil sie nach dem aegyp-
 
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