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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0057

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U. Grössere Ausbreitung und Streben nacb freier Entwickelung, von Ol. 60—80. 53

mussten Onatas und Ageladas an den Werken arbeiten, die wegen gleichzeitiger
Siege der Tarentiner über barbarische Nachbarvölker geweiht wurden, wenn
das richtig ist, was wir weiter unten bei Gelegenheit des Onatas zu beweisen
gedenken.

Diese Untersuchung über das Zeitalter des Ageladas hat eine Ausdehnung
gewonnen, welche sich nur dadurch rechtfertigen lässt, dass eines Theils mehrere
allgemeine, für Künstlerchronologie wichtige Fragen dabei ihre Erledigung ge-
funden haben, andern Theils eine feste Bestimmung seiner Zeit für die mehrerer
anderer Künstler in der folgenden Periode massgebend und darum von ausser-
gewöhnlicher Bedeutung ist. Wir müssen dafür leider in allem übrigen, was
inn als Künstler angeht, wegen der Unzulänglichkeit unserer Quellen um so
kürzer sein.

Seine Werke, unter denen wir auch der schon früher erwähnten noch ein-
mal mit kurzen Worten gedenken wollen, sind folgende:
1' Der Zeus Ithomaeos: s. o.

2—3) Zeus als Knabe und ein unbärtiger, ebenfalls jugendlicher He- 73
rakles zu Aegion in Achaja: Paus. VII, 24, 2. Aegion lag Naupaktos gerade
gegenüber, nur durch einen schmalen Meeresarm davon getrennt. Die Zeus-
milder beider Städte waren Werke desselben Künstlers, noch mehr: sie wurden
auf ganz gleiche Weise verehrt; jedes Jahr ward ein Priester erwählt, der das
Bild bei sich im Hause bewahrte. An Messene, das Vaterland der Bewohner
von Naupaktos, knüpften sich Sagen über die Kindheit des Zeus IPaus. IV, 33,1—2);
in Aegion sollte er von einer Ziege genährt sein (Strabo VIII, p. 387 ). Bei solcher
Übereinstimmung ist es. wenn auch Pausanias darüber schweigt, gewiss höchst
Wahrscheinlich, dass der ithomaeische Zeus, wie der von Aegion, als Kind ge-
bildet war, wodurch es auch einen Sinn erhält, dass der Priester gleichsam als
Pflegevater ihn bei sich im Hause hat. So erklärt es sich ferner am leichtesten,
wie das Bild bei dem weiteren Missgeschick der Messenier doch immer in ihrem
besitze blieb, und endlich der Gott mit dem Volke in das Land seiner Kind-
heit zurückkehrte. Ich will die Chronologie des Ageladas nicht von Neuem ver-
wirren: aber die Möglichkeit mag ich nicht abläugnen, dass der messenische
"ur eine Wiederholung, vielleicht geradezu eine Copie des Bildes in Aegion
■war, die nicht nothwendig von Ageladas selbst gefertigt zu sein brauchte.

4) Der Herakles Alexikakos; s. o.

5) Eine Muse mit dem Barbiton, zusammen aufgestellt mit zwei andern
des Kanachos und Aristokles, nach einem Epigramm des Antipater: Anall. Ö,
P- 15, n. 35. Die sogenannte barberinische Muse in München, welche Winckel-
»lann für eine Copie nach Ageladas hielt, ist jetzt allgemein als Apollo Mu-
sagetes anerkannt.

6) R e i t e r und kriegsgefangene Frauen, von den Tarentinern wegen ihrer
Siege über die Messapier nach Delphi geweiht: Paus. X, 10. 0; vgl. unter Onatas.

7) Die Statue des Anochos; s. o.

8) Die Statue des Timasitheos; s. o.

9) Das Viergespann des Kleosthenes aus Epidamnos mit der Statue
des Siegers und des Wagenlenkers: Paus. VI, 10, 6. Kleosthenes war der erste,
der wegen eines Sieges im Wagenrennen neben dem Gespanne auch seine eigene
 
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