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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0099

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II. Grössere Ausbreitung und Streben nacb freier Entwickelnng, von Ol. 60—80. 95

des Pythagoras. was nicht bestimmt gesagt ist, so müsste sie schon vor Ol. 74 133
fertig gewesen sein. Nur wenige Olympiaden später fällt die Statue des Euthymos
aus dem .Lande der epizephyrischen Lokrer. der Ol. 74. 7fi und 77 zu Olympia
im Faustkampfe siegte »)• Wenn daher Pythagoras von Plinius-') in die 90ste Ol.
gesetzt wird, so kann dies seinen Grund nur in einer Schlussfolgerung des
Plinius haben, dass nemlich Pythagoras seinem Nebenbuhler Myron, dieser
seinem Mitschüler Polyklet gleichzeitig gewesen sein müsse. Die 9Göte Ol.
bezeichnet nun allerdings den Endpunkt der Thätigkeit des Polyklet. Allein
Myron konnte als älterer Zeitgenosse schon lange vor Polyklet, Pythagoras wieder
lange vor Myron gestorben sein. — Ueber das Aeussere des Phythagoras bemerkt
Plinius3). dass er, wie sein Namensgenosse aus Samos. von bässlichem Ansehen
gewesen sei.

Unter den Werken des Pythagoras verdienen die Statuen athletischer Siegel-
ten ersten Platz.

1) Astylos, s. o. Paus. VI, 13 1: Plin. U, 59.

2) Dromeus aus Stymphalos in Arkadien, Periodonike im Dolichos:
Paus. VI, 7, 10.

3) Euthymos, s. o. Pausanias (VI, 6. 6.) nennt diese Statue besonders
sehenswerth. Diejenige, welche sich nach Plinius (7, 47) in seiner Vater-
stadt befand und mit der zu Olympia an einem Tage vom Blitze getroffen
Wurde, war vielleicht eine Wiederholung des Werkes in Olympia von Pythagoras
selbst, oder nach seinem Modell gegossen.

4) Leontiskos aus Messene in Sicilien, Sieger im Ringen: Paus. VI, 4, 4;
Plin. 34, 59. Die Angaben bei Suidas (s. v. Sworoaroc) scheinen ein mangelhafter
und fehlerhafter Auszug aus Pausanias zu sein. vgl. auch s. v. d/po/aoiZeo&ai
und Athen. XIII, 578 F.

5) Mnaseas aus Kyrene mit dem Beinamen Libys, der Libyer, siegte
nach Pausanias im Laufe der Schwerbewaffneten: VI, 13,7; vgl. 18, 1. Plinius
(34-, 59) nennt unter den Werken des Pythagoras Libyn puerum tenentem tabellam
eodem loco (Olympiae) et mala ferentem nudum. Bei der Uebereinstimmung,
die sich zwischen Pausanias und Plinius hinsichtlich des Namens Libys und des
Aufstellungsortes Olympia findet, wird man zu der Vermuthung gedrängt, dass 134
Unsere beiden Gewährsmänner hier ein und dasselbe Werk im Sinne gehabt
haben. Freilich entspricht der Hoplit des Pausanias nicht dem Knaben bei
Plinius, und um dieser Verlegenheit zu entgehen, bleibt uns als Ausweg nur
die Annahme übrig, dass Plinius, der nicht aus eigener Anschauung schrieb,
heim Excerpiren geirrt und vielleicht gar aus einer Figur zwei verschiedene
gemacht habe: denn die Aepfel als Attribut der nackten Figur erinnern uns
Unwillkürlich an die mala punica, die sich vortrefflich für den Libyer schicken
würden.

6) Kratisthenes, der für den Sohn des oben genannten Mnaseas galt,
siegte zu Olympia im Wagenrennen und stellte deshalb ein Viergespann mit
seinem eigenen Bilde und dem der Nike von der Hand des Pythagoras auf:
Paus. VI, 18, 1.

x) Paus. VI, 0, 6. 2) 34. 50. »j 34, 60.
 
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